Freche Fragen, coole Konter

Von Christian Lehmann

(13.07.16) Was der FC Eintracht Rheine mit einigen frechen Aktionen auf dem Platz begonnen hatte, setzte sich auf der Pressekonferenz fort. Da fragte nach dem 9:1 (4:1)-Testspielerfolg seines Teams doch glatt ein Vertreter der lokalen Presse Schalkes neuen Coach Markus Weinzierl, ob dieser denn nun Kontinuität und Bodenständigkeit zu den Königsblauen bringen werde. Schließlich hätten sich seine Vorgänger Roberto di Matteo und André Breitenreiter jeweils nicht mal ein Jahr im Amt gehalten. Weinzierl machte große Augen, lächelte, überlegte kurz und antwortete: "Mit einem 9:1 im Rücken kann ich die nächsten Tage sehr bodenständig weiter arbeiten."

Locker, aber auch ziemlich abgezockt gab sich nicht nur der sympathische Übungsleiter der Königsblauen, sondern auch sein just von der Asienreise nach Deutschland zurückgekehrtes Team. Unter den Augen des neuen Managers Christian Heidel, der gemeinsam mit dem Schweizer EM-Teilnehmer und S04-Rekordtransfer Breel Embolo auf der Tribüne Platz genommen hatte, sorgten aber nicht nur die Profis für schnalzende Zungen unter den 5.000 Zuschauern in der Obi Arena. Der Underdog aus der 5. Liga spielte richtig munter mit und verdiente sich eben das, was FCE-Trainer Uwe Laurenz im Vorfeld so herbeigesehnt hatte: Ein Tor.

Wolterings Tor des Lebens

Es geschah in der 31. Spielminute. Zuvor hatte bereits Schalkes Linksverteidiger Dennis Aogo Rheines rechtem Defensiven Philipp Garmann mehrfach einen Knoten in die Beine gespielt und per Doppelschlag (15./17.) die 2:0-Führung des Europa-League-Teilnehmers besorgt. Dann sollte Nils Woltering das Tor seines Lebens gelingen: Nach einem feinen Diagonalball profitierte Rheines Mittelfeldmann davon, dass S04-Schlussmann Alexander Nübel zögerte, sodass er die Kugel erlaufen und rechts an ihm vorbei ins Tor spitzeln konnte. Sensationell!

Natürlich gab der Bundesligist im Rheiner Regen stets Takt und Tempo vor und erhöhte schnell durch Eric Maxim Choupo-Moting (40.) und Max Meyer (42.) auf 4:1. Trotzdem verdiente sich auch die Laurenz-Elf zur Pause einen warmen Applaus. Warum? Weil sie beherzt, aber nicht unfair in die Zweikämpfe fegte. So wie Sechser Luca Meyer, der ansatzlos erst Johannes Geis und dann Max Meyer abräumte. Ob der Bayern-Fan gar keinen Respekt vor den Superstars habe, wollten wir anschließend wissen. Nö. "Dann brauchst du gar nicht erst antreten", so der Youngster. Ähnlich sah es wohl auch Kapitän Kevin Grewe, der aus über 40 Metern einfach mal die lange Lohne rausholte und den Ball aufs Tornetz löffelte. Nübel hätte den wohl nicht mehr gehabt (44.). Achja, und da war ja noch Andre Wiesch. Rheines Schnapper hielt bärenstark, entschärfte ein halbes Dutzend guter Schalker Abschlüsse, ehe er durch Nils Wiedenhöft ersetzt wurde.

Laola schwappt durchs Stadion

Auch wenn nach der Pause die Kräfte bei den Gastgebern schwanden und Schalke weiter munter Tore erzielte, mussten die Rheinenser sich für die Leistung ihrer höchstklassigst spielenden Mannschaft nicht schämen. Gleich zweimal musste Nübel gegen Omar Guetat all sein Können zeigen (55./63.), auch einen Abschluss des agilen FCE-Neuzugangs Leon Tia meisterte er nur mit Mühe (76.). Dass sie sich so viele gute Torchancen erarbeiteten würden, hätten die Roten wohl nicht gedacht.

Während die Eintrachtler sich unaufhaltsam in Richtung des anaeroben Bereich schoben, zeigten die Zuschauer ab Punkt 20 Uhr, welchen Spaß sie an dieser Veranstaltung hatten. Eine Laola-Welle nach der anderen schwappte durchs Stadion. Da tat es auch keinem mehr weh, dass Schalke es nicht zweistellig machte. 

FC Eintracht Rheine - FC Schalke 04     1:9 (1:4)
Rheine: Wiesch (46. Wiedenhöft) - Garmann (46. Tia), Quabeck, Brüggemeyer, Grabbe (46. Guetat) - Meyer (46. Bensmann), Grewe - Hölscher (81. Moss), Fontein (67. van den Berg), Woltering (81. Ricken) - Scherping (39. Ganske)
Schalke: Nübel - Caicara (46. Riether), Naldo (46. Bitter), Nastasic (46. Kehrer), Aogo (46. Kolasinac) - Geis, Goretzka (46. Ayhan) - di Santo (46. Sam), Meyer (46. Ademoglu), Choupo-Moting - Huntelaar (59. Tekpetey)
Tore: 0:1 Aogo (15.), 0:2 Aogo (17.),
1:2 Woltering (31.), 1:3 Choupo-Moting (40.),
1:4 Meyer (42.), 1:5 Huntelaar (57.),
1:6 Ademoglu (63.), 1:7 Choupo-Moting (65.),
1:8 Sam (77.), 1:9 Choupo-Moting (87.)

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