Neun Minuten reichen Rinkerode zum Sieg
Von Simon Blümer
(14.10.12) Wie werde ich schlank in zwei Wochen? Wie werde ich selbstbewusst in zwei Minuten? Wie werde ich reich in Bad Salzuflen? Die Frankfurter Buchmesse hätte kürzlich ganze Lagerhallen nur mit Service-Ratgebern füllen können. Nach dem 3:1 (0:1)-Auswärtserfolg des SV Rinkerode bei der Reserve des SC Münster 08 hätte ein Buchtitel mindestens genauso gut hineingepasst - "Wie hole ich drei Punkte in neun Minuten?" Vielleicht sogar ein Bestseller von aus der Feder von SVR-Coach Sven Kleine-Wilke.
Was sich dem Rinkeroder Chefcoach in den ersten 45 Minuten bot, hat ihm überhaupt nicht gefallen. Obwohl die Nullachter nur selten wirkliche Gefahr vor dem Gästegehäuse ausstrahlten, schienen die Hausherren doch fast die komplette erste Halbzeit Katz und Maus mit ihrem Gegner zu spielen. Das Rinkeroder Spiel wirkte völlig zerfahren und fehleranfällig - grundlose lange Bälle und ein überraschend schlaffes Zweikampfverhalten spielte den Nullachtern um Trainer Srdjan Kosoric in die Karten. Die beste Chance in Durchgang Eins nutzte Tristan Kruse mit einem chirurgisch präzisen Schuss aus spitzem Winkel zur hochverdienten 1:0-Pausenführung.
Rinkerodes Joker stechen
Doch was sich nach dem Pausenpfiff ereignete, war, um im Bild des Buchhandels zu bleiben, seltener als eine unbeschadete Originalausgabe von Alexandre Dumas "Die drei Musketiere". Die Gäste, die sich im Durchgang zuvor ausschließlich in einer Statistenrolle begnügt hatten, servierten die Hausherren binnen neun Minuten ab. Besonders kurios: Alle drei Treffer gelangen den frisch eingewechselten Akteuren Jan Hoenhorst und Sascha Kleine-Wilke.
Erst egalisierte Hoenhorst den Spielstand mit einem strammen Schuss ins Eck zum 1:1 (47.). Anschließend nutzte Kleine-Wilke die Schläfrigkeit der Nullachter Defensive und vor allem des Schiedsrichters, der eine klare Abseitsstellung übersah, zur Gästeführung (50.). Als dann noch Geburtstagskind Kruse mit Gelbrot vom Platz flog (50.) und der pfeilschnelle Hoenhorst die SC-Defensive ein zweites Mal zum 3:1 komplett stehen ließ (54.), drohten die Gastgebern, auf eigenem Platz völlig unter die Räder zu kommen.
Kosoric hadert mit dem Schiedsrichter
Dass es am Ende jedoch bei der 1:3-Schlappe blieb, sorgte jedoch keineswegs für Erleichterung im Lager der Kanalkicker. "Normalerweise sage ich nichts über den Schiedsrichter. Aber die heutige Leistung des Referees kann man nicht ignorieren," schimpfte Kosoric nach dem Abpfiff.
Sein Rinkeroder Gegenpart wollte sich an dieser Diskussion nicht beteiligen, verriet stattdessen sein Erfolgsgeheimnis. "Ich hab den Jungs in der Pause gesagt, dass wir zwar verlieren können, aber dass ich eine Mannschaft auf dem Platz sehen will. Und das haben Sie ganz einfach umgesetzt", so Kleine-Wilke. Vielleicht doch ein bisschen wenig Stoff für einen Bestseller, aber für drei Punkte langt dieses Geheimnis scheinbar allemal.
SC Münster 08 II - SV Rinkerode 1:3 (1:0)
1:0 Kruse (36.), 1:1 Hoenhorst (47.),
1:2 Sa. Kleine-Wilke (50.), 1:3 Hoenhorst (54.)