Michael Reer: Unterfordert? Überhaupt nicht!

von Sascha Keirat

(06.04.11) Viele Namen kursierten als mögliche Kandidaten für den vakanten Platz auf der Trainerbank des SC Münster 08 ab Sommer. Die Allerwenigsten hatten wohl den Namen Michael Reer auf dem Schirm. Im Heimspiel-Interview sprachen wir mit dem neuen Mann.


Hallo Herr Reer, wie ist Ihr Engagement am Kanal zustande gekommen?
Zum einen habe ich früher in Münster studiert und zu dieser Zeit für Münster 08 gespielt. Das ist etwa 20 Jahre her. Zudem habe ich eine Bekannte, deren Sohn bei Münster 08 in der Jugend spielt, das sind die einzigen Verbindungen zum Verein an sich. Da ich aber im Februar eine Stelle als Lehrer in Waltrop angetreten habe, habe ich beschlossen, dass ich gerne hier in der Region ein Traineramt bekleiden würde. Als ich mitbekam, dass die Stelle bei Nullacht vakant ist, habe ich mich an Christian Deitmer (Sportlicher Leiter, d. Red.) gewandt und wir sind uns einig geworden.  

Was erwarten Sie sich denn in sportlicher Hinsicht?
Also ich habe mir in letzter Zeit viele Landesliga-Spiele angesehen. Vor allem in Nottuln, wo ich wohne. Und gemessen an den Mannschaften, die ich bisher gesehen habe, ist meine Einschätzung, dass die Nullachter in der Liga bleiben werden. Beim Sieg gegen Heiden hat die Mannschaft viel Moral und Herzblut bewiesen. Ich denke, wir werden zwar den ein oder anderen Abgang verzeichnen müssen, aber das ist ja normal. Wir werden einen starken Kader brauchen, das heißt, dass wir die Augen offen halten, aber hoffentlich auch von der guten Jugendarbeit des Vereins profitieren können.

Sie sind seit 2003 Fußballlehrer. Inwiefern könnte Sie die Landes- oder Bezirksliga unterfordern?
Überhaupt nicht. Im Profibereich ist der Fußball Tagesgeschäft oder manchmal auch Zweimal-am-Tages-Geschäft, aber das ist schon der einzige wesentliche Unterschied. Was grundlegende Werte wie zum Beispiel die richtige Einstellung angeht, gibt es da für mich keinen Unterschied. Meine Aufgabe wird es sein, junge Spieler weiterzuentwickeln, und darauf freue ich mich.

Sie haben unter anderem schon mit Trainern wie Hans Meyer oder Mirko Slomka zusammengearbeitet. Was haben Sie von diesen Leuten mitgenommen?
Ich möchte hier jetzt keinem Honig um den Mund schmieren. Man nimmt von jedem Trainer, aber auch von den Spielern, mit denen man zusammenarbeitet, ganz verschiedene Sachen mit. Bei Hans Meyer, bei dem ich vor seiner Deutschland-Rückkehr in Enschede hospitiert habe, war das sicherlich die Disziplin, auf die er ungemeinen Wert legte, ohne dabei den Spaß zu verlieren. Das ist bei mir haften geblieben. Das war übrigens bei Nils Arne Eggen, mit dem ich bei Rosenborg Trondheim zusammengearbeitet habe, ganz ähnlich. Ganz anders bei Mirko Slomka, den ich schon zu Studienzeiten kannte und auch heute noch ein freundschaftliches Verhältnis habe. Das war immer eine ganz andere Ebene.

Sie haben früher selbst für Münster 08 gekickt. Was hat sich aus Ihrer Sicht im Verein verändert seit damals?
Zum einen die Infrastruktur. Als ich früher hier gespielt habe, gab es den ganzen Komplex am heutigen Kunstrasenplatz noch gar nicht. Von den Personen her ist natürlich auch alles anders. In Havixbeck leben meine früheren Mitspieler Hagen Seegers und Guido Fiegenbaum, da gibt es noch eine Verbindung. Außerdem hat der vorherige Vereinsvorsitzende Frank Walbaum zu meiner Zeit auch noch gespielt.

Was waren Ihren ersten Eindrücke von der neuen Mannschaft?
Das ist eine sehr junge, begeisterungsfähige Mannschaft. Die Jungs hatten einen respektvollen Umgang untereinander und schienen mir sehr motiviert. Man merkt, dass sie nicht absteigen wollen, wirkten sehr engagiert und charakterlich einwandfrei. Was der Mannschaft möglicherweise fehlt, ist ein bisschen mehr Erfahrung.