"Wenn aus ihnen Männer werden" (3)
„Wenn aus ihnen Männer werden…“
Der Geist ist willig, aber das Knie ist kaputt...
von Steffen Uphues
Im dritten Teil der Serie „Wenn aus ihnen Männer werden…“ erzählen mir Robin Wellermann (1.FC Gievenbeck) und Maximilian Kötterheinrich (Wacker Mecklenbeck) von den schönsten Erlebnissen ihrer Juniorenzeit, wer sie bei dem Sprung in die Senioren besonders unterstützt hat und welche Verletzungen dafür sorgen, dass man im Moment nichts von den beiden hört.
Heimspiel: Hi! Ihr beide bestreitet gerade euer erstes Seniorenjahr. Ziemlich schlechte Idee, sich dann zu verletzen, oder?
Robin (lacht): Ja, irgendwas machen wir wohl falsch, dass wir in unserem Alter schon mit kaputten Knien zu kämpfen haben.
Heimspiel: Was bereitet euch genau Probleme?
Robin: Am Ende der Hallensaison hatte ich leichte Probleme mit meinem rechten Knie und habe mich dann untersuchen lassen. Nach Ansicht der MRT-Bilder wurde dann ein Knorpelschaden diagnostiziert. Bei der Arthroskopie Mitte Januar musste ein Teil des Knorpels entfernt werden.
Maxy: Auch ich musste in die „Röhre“, nachdem mein Knie in der Trainingswoche vor dem letzten Hinrundenspiel gegen Lotte angeschwollen war. Dabei kam raus, dass sich das Knie auch auf Grund eines Kreuzbandanrisses stark entzündet hatte. Von einer Operation hat mir der Arzt abgeraten, denn man muss abwarten, ob das Band wieder zusammenwächst. Sollte es reißen, muss ich „unters Messer“, aber im Moment kann ich wieder schmerzfrei spielen und hoffe, zur neuen Saison wieder angreifen zu können.
Heimspiel: Bis zum Winter warst du fester Bestandteil der Wacker-Elf. Jetzt geht mit Costa Fetsch ein Trainer, von dem man weiß, dass er auf junge Spieler baut. Hast du schon mit deinem neuen Coach, Bodo Gadomski, gesprochen?
Maxy: Nein, bis jetzt habe ich lediglich einmal mit dem neuen sportlichen Leiter telefoniert. Da ich direkt meine Zusage für die neue Saison gegeben habe, hat das aber auch nicht lange gedauert.
Heimspiel: Maxy plant also, zur Saisonvorbereitung wieder fit zu sein. Wann sehen wir dich denn wieder, Robin?
Robin: Das wird leider noch länger dauern. Die Wahrscheinlichkeit, in diesem Jahr noch mal aufzulaufen, ist sehr gering. Man kann sagen, das Jahr 2011 ist ein verlorenes Jahr für mich.
Heimspiel: Ein Knorpelschaden ist für manche leider der Anfang vom Ende. Ich selbst muss mit gerade mal 20 Jahren meine Karriere nach zwei Knorpelschäden wohl beenden. Hast du manchmal Angst, nicht wieder zurückzukommen?
Robin: Man macht sich schon Sorgen, gerade in Phasen, in denen der Heilungsprozess nicht wirklich vorangeht. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass ich bald wieder auf dem Platz stehe und ich mich auf lange Sicht beim 1.FC Gievenbeck durchsetze.
Heimspiel: Meistens hast du zwischen Trainingseinheiten bei der Ersten und Spielen für die Zweite gependelt. War das ein Problem für dich?
Robin: Überhaupt nicht! Unsere Zweite ist gespickt mit jungen Spielern, von denen einige die Chance haben, später mal höher zu spielen. Wir werden stark gefördert und durch acht Tore in neun Spielen konnte ich mich gut für die Erste empfehlen.
Heimspiel: Das hat Maik Weßels wohl ähnlich gesehen, denn er hat dich für die Stadtmeisterschaften nominiert. Wie schon in der B-Jugend im Jahr 2008 hast du auch dieses Mal wieder deinen Teil dazu beigetragen, den Titel nach Gievenbeck zu holen.
Robin: Ich habe mich richtig gut gefühlt und glaube auch, dass ich in der Rückrunde mehr Einsatzzeit in der Ersten bekommen hätte. Deswegen war die Diagnose auch ein Schock für mich. Aber durch den Rückhalt meiner Freunde und der Familie werde ich auch so einen herben Rückschlag überstehen!
Maxy: Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass du von einem „Schock“ sprichst. Bei mir war es ähnlich. Der Arzt hat zunächst gesagt, er könne nicht ausschließen, dass ich meine Karriere beenden muss. Da kommen einem fast die Tränen, weil wir einfach Typen sind, die Fussball lieben und leben.
Heimspiel: Dann lasst uns über das Fussballspiel an sich reden. Welche Unterschiede zwischen dem Junioren- und dem Seniorenfussball habt ihr wahrgenommen?
Maxy: Das Spiel ist schneller und körperlicher, ganz klar.
Robin: Dadurch bekommt das Spiel eine ganz andere Intensität. Du musst schneller handeln als in Jugendspielen und in jedem Zweikampf dagegenhalten. Sonst gehst du unter.
Heimspiel: Wer hat euch geholfen, diesen Sprung zu schaffen?
Maxy: Viele Leute bei Wacker kannte ich ja schon. Zwar habe ich letztes Jahr bei Borussia Münster in der A-Jugend gespielt, aber eigentlich bin ich Wackeraner durch und durch und hatte somit keine Berührungsängste.
Robin: Vor der Saison durfte ich die Vorbereitung der Ersten mitmachen, habe also die Chance bekommen, mich zu beweisen. Diese habe ich dann auch genutzt und bin fest in den Kader der Ersten gerutscht. Geholfen dabei hat vor allem meine Familie, die mir immer wieder Mut gemacht hat, dass ich das schaffe!
Maxy: Zunächst könnte man denken, die Mitspieler sehen einen als Konkurrenten. Aber die Jungs hier haben mich direkt aufgenommen und nach ein paar Trainingseinheiten merkt man, dass auch abseits des Platzes viele die gleichen Interessen haben. Deswegen sitzen wir nach dem Training noch länger zusammen und quatschen oder machen am Freitagabend Münster unsicher (lacht).
Heimspiel: Ihr beiden fühlt euch bei den Senioren also sichtlich wohl. Bleibt zu hoffen, dass ihr bald wieder fit seid und man euch auf Münsters Plätzen spielen sieht. Zum Abschluss noch die Frage, welchen Traum ihr euch in eurer Karriere noch erfüllen wollt.
Maxy: Ich würde gerne mal in einer höheren Liga spielen, auch um meine Grenzen auszutesten. Zunächst möchte ich mich aber bei Wacker durchsetzen.
Robin: Einmal höher zu spielen, als mein Bruder (Anm. d. Red.: Boris Wellermann, damals beim SCP aktiv) ist schon ein Anreiz für mich. Der hat es aber bis in die Regionalliga geschafft. Da habe ich ja noch etwas vor mir (lacht).