Halbzeit: Urteil gekippt - Roxel gegen Greven wird wiederholt
Von Christian Lehmann
(19.03.15) Von einer "sehr, sehr kniffligen Geschichte" sprach Alexander Tehler, Vorsitzender der Bezirksspruchkammer, nach der jüngsten Sitzung am Dienstagabend. Die Kammer entschied, dass die Partie zwischen dem BSV Roxel II und dem SC Greven 09 vom 7. September vergangenen Jahres nun doch nicht für den Gastgeber gewertet, sondern wiederholt wird. Der neue Termin steht noch nicht fest.
Rückblick: In besagter Partie war Grevens spielender Co-Trainer Sebastian Hänsel nach einer Diskussion mit dem Schiedsrichter aus dem Innenraum verwiesen worden und anschließend von Nullneun-Coach Andrea Balderi - nachdem dieser Rücksprache mit dem Unparteiischen gehalten und dessen Einverständnis bekommen hatte - als Spieler eingewechselt worden. Im Nachgang legte Roxel Protest ein und das Spiel wurde durch die Kreisspruchkammer für den BSV gewertet. Nachdem gegen dieses Urteil wiederum die Grevener Berufung eingelegt hatten, entschied die nächsthöhere Instanz nun anders.
Komplexer Fall, unterschiedliche Auslegungsmöglichkeiten
Dass die Verhandlung zwei Stunden dauerte und das vierköpfige Gremium sein Urteil mit 3:1 Stimmen nicht ganz einstimmig fällte, verdeutlicht die Komplexität des Falls, in dem es mehrere Auslegungsmöglichkeiten gibt. Die entscheidende Frage war, ob die persönliche Bestrafung gegen den Trainer Hänsel auch für ihn als Spieler gilt. "Vor einigen Jahren gab es einen ähnlichen Fall, der auch im Aktuellen Sportstudio erörtert wurde", führt Tehler aus. "Hier wurde deutlich, dass ein Trainer nicht so zu bestrafen ist wie ein Spieler, da er sozusagen eine höhere Position hat." Wenn der Trainer darüber hinaus aber auch als Spieler der Mannschaft aktiv ist, muss der Schiedsrichter - so er denn weiß, dass der Trainer auch Spieler ist - dem Betreffenden eine Rote Karte zeigen. Dies war in Roxel seinerzeit offenkundig nicht der Fall. Tehler betont: "Die Schiedsrichter und Mannschaften sind dazu aufgefordert, zu kontrollieren, ob ein Trainer auch Spieler ist."
Eine andere, auch im FLVW vertretene Meinung besagt, dass eine Person ihrer Funktion nach, also separat als Spieler bzw. als Trainer/Betreuer, zu behandeln ist. "Das wird teilweise so angewandt, dem konnten wir aber in diesem konkreten Fall nichts abgewinnen. Ein Innenraumverweis muss für mich auch ein Feldverweis sein", so Tehler. Vereinfacht gesagt: Nach Ansicht der Kammer hätte der Spieler Hänsel nicht eingesetzt werden dürfen, es lag also in diesem konkreten Fall ein Fehler des Schiedsrichters vor, was eine Spielwiederholung, nicht aber eine Spielwertung gegen Nullneun nach sich zieht.
"Da muss eine Vereinfachung her"
Tehler hielt dem Schiedsrichter im Übrigen zu Gute, dass dieser in Anbetracht der schwierigen Rechtslage und unter Berücksichtigung der ihm zur Verfügung stehenden Informationen konsequent gehandelt habe. Er wünscht sich eine klarere Linie in diesem konkreten Fall. "Da muss eine Vereinfachung her. Ich hätte deshalb gerne, dass der Fall noch vor der Verbandsspruchkammer verhandelt wird."
Daraus wird vermutlich nichts, da der BSV Roxel aller Voraussicht nach auf das Rechtsmittel der Revision verzichten wird. "Das steht für uns nicht zur Diskussion, es ist gut gewesen", erklärte Christian Hester, Geschäftsführer des BSV. Er stand bei besagtem Spiel selbst auf dem Platz und war bei der Sitzung der Bezirksspruchkammer zugegen. "Man kann das Urteil nachvollziehen. Uns war wichtig, dass wir nicht als schlechte Verlierer dastehen, die ohne Begründung Einspruch einlegen." Er und sein Team wollen nun versuchen, es sportlich besser zu machen als beim Rückspiel vergangenes Wochenende, dass Greven mit 9:0 für sich entschied.
Das Verhältnis zwischen beiden Parteien, das betonten sowohl Hester als auch Grevens Trainer Andrea Balderi, ist weiterhin ein sehr gutes. Balderi zeigte sich überdies erfreut: "Ich bin sehr froh, dass die Bezirksspruchkammer so entschieden hat. Das ist die fairste, ehrlichste Lösung." Mit diesem "Bonusspiel" sei die Situation für den Tabellenführer nun "sensationell gut". Vorausgesetzt natürlich, die Nullneuner präsentieren sich im Wiederholungsspiel ähnlich stark wie zuletzt.