Alternativloser "Schlag ins Kontor"

Von Julian Schimmöller

(22.04.21) Die Hoffnung auf eine Saisonfortsetzung war in den B-Ligen angesichts der kleinen Staffeln noch etwas größer als im Kreisoberhaus, aber auch hier steht seit Montag fest: Die Spielzeit wird abgebrochen und annulliert. Die Gefühlslage, gerade bei den Teams im Aufstiegskampf, ist erwartungsgemäß gemischt: Einerseits ist die Entscheidung nachvollziehbar, andererseits aber natürlich auch sehr bitter. Entsprechend groß ist die Hoffnung bei allen Teams, ab Sommer wieder eine reguläre Saison zu Ende bringen zu können. Hier die Reaktionen im Überblick:

Jens Hollmann (Trainer Westfalia Westerkappeln / Platz 1 in der B1-Staffel)

"Das ist höhere Gewalt und angesichts der Zahlen natürlich nachvollziehbar", hat der Coach vom ungeschlagenen Primus Verständnis für die Entscheidung des Abbruchs. Andererseits fühle es sich "natürlich bescheiden an, auch für die Jungs". Gerade mit Blick auf die letzte Spielzeit hadert Hollmann damit, dass die aktuelle Spielzeit gar nicht gewertet wird: "Letzte Saison wurde alles möglich gemacht, damit es keinen Ärger mit den Vereinen gab. Da sind ja sogar die Drittplatzierten aufgestiegen und die A-Liga wurde aufgebläht. Da ist die Annullierung jetzt natürlich schon ein Schlag ins Kontor."

Da in diesem Jahr aber die 50-Prozent-Grenze vorher festgelegt wurde, weiß auch Hollmann, dass "daran nichts zu ändern ist". Seine Mannschaft und er hätten sich sehr über die Herausforderung A-Liga gefreut: "Wir haben ja im Pokal gegen die ISV - einen Bezirksligisten - gezeigt, dass wir da mithalten können." Nun soll ab Sommer der nächste Angriff gestartet werden. Bis auf Anton Klevno, den es bekanntermaßen nach Halen zieht, bleibt der Kader zur Freude Hollmanns zusammen: "Alle haben ligaunabhängig zugesagt, wir sind ein eingeschworener Haufen."

Fritz Puhle (Trainer BSV Brochterbeck / Platz 1 in der B2-Staffel)

Auch beim B2-Spitzenreiter stößt die Abbruchsentscheidung auf Verständnis, wie Puhle betont: "Die Gesundheit steht ganz klar an erster Stelle, deshalb ist die Entscheidung logisch." Der ganz große Frust kam bei Übungsleiter am Montag dann auch nicht mehr auf - auch, weil die Entscheidung nicht überraschend kam: "Wir müssen das so hinnehmen, ganz so bitter ist es aus meiner Sicht nicht." Puhle ist froh, den Blick nun endlich wieder nach vorne richten zu können: "Wir können endlich einen Haken an die Saison machen und müssen uns nicht mehr mit irgendwelchen Hoffnungen aufhalten. Es wäre schön, wenn man bald überhaupt wieder auf den Rasen darf und kicken kann, vor allem auch für die Kinder."

Auch in Brochterbeck geht man gut gerüstet in die neue Saison und will erneut oben abklopfen. Kleinere Kaderveränderungen sind schon länger bekannt, ansonsten geht Puhle davon aus, auf bewährte Kräfte setzen zu können: "Mir hat niemand etwas anderes gesagt und es lief ja auch gut. Von daher sieht es danach aus, dass wir so zusammenbleiben." Eine gemeinsame Besprechung soll nochmal statfinden, sobald dies wieder möglich ist.

Sebastian Finke (Trainer TuS Recke II / Platz 2 in der B1-Staffel)

Finke hatte vor wenigen Wochen noch eine mögliche Aufstiegsrunde ins Gespräch gebracht, ist nun aber vor allem froh, endlich Klarheit zu haben: "Ich bin froh, dass es jetzt eine Entscheidung und somit auch Planungssicherheit gibt." Auf der anderen Seite sei es natürlich "wirklich schade", dass die Saison annulliert wird: "Natürlich hätten wir gerne irgendwie eine Wertung gehabt, damit das Geleistete auch gewürdigt wird. So geht es aber wohl allen ambitionierten Teams." Ambitioniert werden die Recker auch in der neuen Spielzeit unterwegs sein, wie Finke betont: "Wir werden in der Lage sein, unsere Leistungen zu bestätigen." Abgänge sind keine zu erwarten, einzig ein Aufrücken zur Ersten kommt noch infrage. "Und eine Spieler für die Bezirksliga ausgebildet zu haben", so Finke, "wäre für meinen Co Konni Barlage und mich ja ein kleiner Ritterschlag."

Andre Hansmeier (Trainer Falke Saerbeck II / Platz 3 in der B2-Staffel)

"Das Gute ist: Wir haben die Saison ungeschlagen beendet", schmunzelt Hansmeier, das "Aber" folgt sogleich: "Davon können wir uns nichts kaufen." Den guten Saisonstart hätten die Falken gerne veredelt: "Die Jungs waren heiß, wir haben zuletzt auch zahlreiche Einzeleinheiten auf dem Platz gemacht und wären top vorbereitet gewesen." Das große Ziel war es, auch weiterhin ungeschlagen zu bleiben. Das ist jetzt eingetreten, allerdings auf eher unbefriedigende Art und Weise.

Schmälern soll der Abbruch die Leistungen der aktuellen Spielzeit aber nicht: "Die Jungs sind trotzdem gut zufrieden und haben eine tolle Saison gespielt." Die Falken haben nun Blut geleckt, der Kader bleibt zusammen und wird eventuell noch durch A-Jugendliche ergänzt. Deshalb soll es auch in der kommenden Saison erfolgreich weitergehen, so Hansmeier: "Wir wollen nicht nur ein bisschen kicken, der Ehrgeiz ist da. Beim Trainerteam und in der Mannschaft."

Marcus Mahnken (Trainer SV Uffeln / Platz 9 in der B1-Staffel)

Schon vor einem Monat rechnete Mahnken fest mit dem Abbruch, nun ist es so gekommen. Aus Mahnkens Sicht ist das auch richtig: "Es ist ja keine auch nur halbwegs verlässliche Aussage möglich, wie sich die Situation entwickelt. Deshalb denke ich, dass es - auch wenn es für die Mannschaften von oben natürlich bitter ist - unterm Strich für alle Beteiligten das Beste ist, jetzt Klarheit zu haben." Den Coach wundert viel mehr, dass diese Entscheidung nicht schon früher kam: "Es war ja eigentlich absahbar, deshalb ist es komisch, dass das so lange gedauert hat."

Christian Oppitz (Trainer Germania Schale / Platz 13 in der B1-Staffel)

Der gesicherte Klassenerhalt durch die Annulierung löst in Schale gemischt Gefühle aus: "Irgendwo ist man glücklich, aber stolz sicherlich nicht. Aber wir haben uns das ja auch nicht ausgesucht", so Oppitz, der die Entscheidung für richtig hält: "Alles andere hätte nicht funktioniert." Dabei verweist der Übungsleiter auch darauf, dass auftretende Fälle ja einen Spielplan nach Restart gehörig durcheinander wirbeln würden: "Wir hatten in der letzten Zeit unter unseren Spielern auch drei Corona-Fälle, das bleibt ja nicht aus." Auch in Schale geht nach der Abbruchsentscheidung nun der Blick nach vorne, wie Oppitz erklärt: "Wir werden uns jetzt zusammen überlegen, ob wir am Kader noch was machen wollen und können. Und dann kann es hoffentlich im Sommer irgendwann wieder losgehen."