Zwei Stürmer sind besser als einer

Von Fabian Renger

(12.11.20) Tabellenführer mit der besten Offensive und der besten Defensive, sieben Siege, nur eine Pleite aus  den ersten acht Spielen. Es scheint, als könnte dem BSV Brochterbeck niemand das Wasser reichen. Oder täuschen wir uns da?

Trainer Fritz Puhle, seit Saisonbeginn in Amt und Würden,  bleibt ruhig. "Auch wenn sich's doof anhört", sagt er. "Man muss einfach sehen, dass man von Woche zu Woche denkt. Wir dürfen nicht anfangen und sagen, bis dann und dann müssen wir so und so viele Punkte haben. Es kann zu viel passieren." So so. Hmm. Er selbst grämte sich auch mal nicht davor, eigene Pläne über Bord zu schmeißen, wie er uns im Interview verrät.

Fritz, du hast vor der Saison so einen schönen Satz gesagt: Die Jungs seien pflegeleicht, aber übers Fußballerische könntest du noch nicht so viel sagen. Daraus ergeben sich natürlich jetzt zwei Fragen. Sind die Jungs weiterhin pflegeleicht? Und: Wie sieht's im fußballerischen Bereich inzwischen aus?
Puhle: Pflegeleicht sind die Jungs weiter. Das ist eine eingespielte Truppe, mit den ganzen Charakteren kommt man gut klar. Fußballerisch ist es schon ein großer Vorteil, dass das Team teilweise schon so seit Jahren zusammen spielt. Dadurch ist die Mannschaft ziemlich gefestigt und durch eine Serie an gewonnenen Spielen legt man eh eine Schüppe drauf. Wir haben gewisse Leute, die noch nicht ganz fit waren, wie Henrik Manecke zum Beispiel, der einige Spiele nicht hat spielen können. Das haben die Jungs aber gut kompensiert. Wir sind auf einem ganz guten Weg gewesen bis zur Pause.

Wenn man sich eure Tordifferenz von 37:8 so anschaut, stellt sich ja unweigerlich die Frage: Seid ihr zu gut für diese Liga? Zweimal schießt ihr sieben, zweimal fünf, einmal sechs Tore...
Puhle: Chancen muss man sich ja erarbeiten, das klappt ganz gut. Was die Gegentore angeht, haben wir in einem Spiel mal drei gekriegt...

...gegen Saerbeck, wo ihr 2:3 verloren habt. Eure einzige Niederlage bisher.
Puhle: Genau. Da lagen wir früh 0:3 hinten und ich hab gedacht, ich wäre im anderen Film. Das war ein Schuss vor den Bug genau zum richtigen Zeitpunkt, bevor einige abheben. Danach lief es eigentlich wie am Schnürchen. Vor allem hinten standen wir sehr stabil. Das lag nicht nur an denen, die hinten drin standen, sondern das Defensivverhalten der gesamten Mannschaft war richtig gut.

Und nach vorne?
Puhle: Am Anfang hatte ich in der Vorbereitung den Gedanken, mit einem Stürmer zu spielen. Das war mehr oder weniger ein Schuss in den Ofen. Das lief nicht so ideal.

Was für ein System spielt ihr denn aktuell?
Puhle: 4-4-2. Kompakt im Mittelfeld und zwei Stürmer, die sehr gut treffen mit Pitt Hoge [10 Tore, d. Red.] und Michael Bäumer [8 Tore, d. Red.]. Was ich so nicht erwartet hätte. Michael kann ja auch zur Not noch im Tor spielen. Aber dem ist das egal, den kannst du heute sagen: Du spielst da und da, das macht er auch. Solche Leute sind, ja... pflegeleicht. Das ist das beste Beispiel dafür.

Wenn du da sagst, es war ein Schuss in den Ofen mit dem einen Stürmer. Wann habt ihr das korrigiert?
Puhle: Nach der Vorbereitung sind wir ins 4-4-2 übergegangen. Henrik Manecke hat, wenn er dabei war, direkt hinter den beiden Stürmern gespielt als sogenannter Zehner. Dafür ist er prädestiniert. Also dann war es eher ein 4-3-1-2.

Ich finde ja solche Zahlenspiele schrecklich...
Puhle: Wichtig ist die Mannschaft auf dem Platz. Ich sage immer: Du kannst mit Dreierkette, Viererkette oder Schneekette spielen - wenn die Mannschaft auf dem Platz keinen Bock hat, dann kannst du sonst was machen...

Was ist mit Henrik Manecke aktuell?
Puhle: Er hatte sowieso schon vorher Probleme mit dem Knie nach einem Kreuzbandriss. In der ersten Zeit hatte er dann auch noch Probleme im Oberschenkel, zuletzt war er krank. Wenn wir anfangen dürfen, dürften aber alle wieder an Bord sein.