Irgendwie war das alles nicht mehr normal

Von Fabian Renger

(24.09.19) Marcus Tebel war am Sonntagvormittag als Menschenfänger gefragt. Morgens um zehn Uhr hatte der Co-Trainer von Westfalia Kinderhaus III nur zehn Spieler für das Gastspiel beim SC Sprakel zur Verfügung. Er ging auf Spielersuche, wurde fündig, improvisierte ganz schön und hätte sich beinahe feiern lassen als Bastler des Jahrtausends. Wenn da nicht diese irre Schlussphase gewesen wäre, ein Christopher Klimek und ein fassungsloser Patrick Klute. Der Coach des SC Sprakel siegte mit seiner Mannschaft mit 2:1 (0:0), stand aber kurz vor dem geistigen Exitus.

Denn was war das bitte für ein Ende? Erst einmal bringen wir die ersten 71 Minuten dieses Matches kurz auf einen Nenner. Kinderhaus, das drei Stürmer notgedrungen auf der Sechs und Acht aufbot, hatte kaum eine Schnitte und verteidigte nach Kräften. Sprakel wiederum hatte den Ball und gab Gas - und vergab jegliche Torchance, die sich der SCS herausspielte. Und dann kam Amadeus Heinemann.

"Typisch Amma"

Nach 72 Minuten drehte er zwei Schlenker, zwei Sprakeler liefen in die falsche Richtung - und, oh Schreck: Auf einmal führte Kinderhaus! Kein Witz! "Mit allerletzter Kraft. Das war typisch Amma", sagte Tebel und lachte laut. "Noch mehr auf letzter Rille konntest du nicht mehr fahren." Stimmt wohl. Aber das Unmögliche schien nahe zu kommen. "Das hat den ganzen Spielverlauf auf den Kopf gestellt und du steht da fassungslos am Rand...", berichtete Klute. "Wir waren klar überlegen und haben es bloß vermasselt, die Tore zu schießen."

Wohlgemerkt sah er die seiner Meinung nach stärkste Leistung seiner Gang in der laufenden Saison. Aber wie gesagt: Es wurde ja noch viel, viel bekloppter. In Minute 90 schnappte sich oben genannter Klimek die Kugel, als Schiedsrichter Niklas Kalfayan auf den Elfmeterpunkt zeigte. Normalerweise ist Jonas Görges Elfmeterschütze Sprakels. Doch was war schon normal auf der Sportanlage im Draum? Nichts. Richtig. Klimek scheiterte im ersten Versuch an Gäste-Goalie Patrick Beyer, im Nachschuss war das Leder dann drin - 1:1. Durchatmen!

Santelia spielt Handball

Doch, nichts da! Vier Minuten später wehrte Antonio Santelia die Kugel auf der Linie mit der Hand ab. Keine gute Idee, er ist Feldspieler. Der Mann aus dem Gäste-Tross flog vom Platz, es gab wieder Elfmeter - und Klimek, dieser wahnsinnige Teufelskerl, schritt nochmal zur Tat. Klute klopfte mit seinem Kopf wahrscheinlich innerlich gegen den nächsten Gullydeckel, aber siehe da - diesmal traf Klimek direkt! 2:1. Siegtreffer. In der allerletzten Sekunde. Meine Güte. Was für ein Kick.

SC Sprakel - Westfalia Kinderhaus II 2:1 (0:0)
0:1 Heinemann (72.), 1:1 Klimek (90.)
2:1 Klimek (90+4./HE)

Bes. Vorkommnis: Rote Karte für Antonio Santelia (Kinderhaus) wegen Handspiels (90+4.).