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Erklärungsfreudig: Daniel Hooge (r.) im Austausch mit Heimspiel-Herausgeber und Handball-Fan Andreas Teipel.

Mehr Präsenz und Transparenz


Von Nicolas Hendricks

(08.01.17) Daniel Hooge bringt  seine Schwester zum Interview-Termin mit. Moralische Unterstützung braucht der Vorsitzende des Handballkreises Münster aber nicht. Die Fragen von Nicolas Hendricks und Andreas Teipel beantwortet Hooge mit Bedacht und in flüssigen Sätzen.

Heimspiel: Herr Hooge, wie ist das Jahr 2016 für den Handballkreis Münster gelaufen? Was für Themen standen bei Ihrer Arbeit als Kreisvorsitzender im Fokus?
Hooge: Ich bin seit dem 18. Januar als Kreisvorsitzender im Amt. Seit diesem Tag ist das Hauptthema meiner Arbeit die Kooperation mit dem Nachbarkreis Euregio-Münsterland. Speziell die Zusammenlegung der beiden Bezirksligen. Das wurde leider seitens des Kreises Münster im Vorjahr versäumt, anzupacken. Jetzt haben wir das insgesamt ganz gut hingekriegt. Für den Handballsport in Münster ist das Modell lukrativer, weil sich das sportliche Niveau dadurch deutlich anhebt. Drumherum ist natürlich auch einiges zu organisieren, im Bereich der Staffelleitung oder im Schiedsrichterwesen beispielsweise. Ein weiterer großer Punkt war das Wahrnehmen vieler Termine. Auch, weil wir im vergangen Jahr in unseren Verbänden viele Wahlen hatten. Da war ich fast jedes zweite Wochenende auf irgendeiner Sitzung. Das erste Halbjahr war sehr intensiv. Ein weiteres Thema war die Strukturreform in NRW, bei der geplant wird, aus den drei Regionalverbänden einen großen Verband für NRW zu machen. Dort habe ich in einigen Arbeitsgruppen mitgearbeitet.

Heimspiel: Warum will man einen solchen Verband?
Hooge: Alle drei Landesverbände können gemeinsam ein großes Mitspracherecht und ein ganz anderes Standing gegenüber dem DHB erwirken, wenn gut ein Viertel aller deutschen Handballer in einem NRW-Verband zusammengeschlossen sind. Die Kreise bleiben davon unberührt, es geht nur um die Zusammenlegung der Dachverbände. Leider hat sich jedoch einer der anderen Regionalverbände mittlerweile erstmal dazu entschieden, nicht weiter mitzumachen. Wir hoffen aber, dass sich deren Meinung am Ende noch einmal ändert, wenn das ganze Konstrukt steht. Für diesen Schritt sprechen organisatorische und finanzielle Gründe. Außerdem bräuchte man weniger Leute auf unterschiedlichen Positionen.

Heimspiel: Stehen die Vereine dahinter?
Hooge: Aktuell sind die Vereine auf dem Stand, dass sie davon wissen und das Projekt wahrnehmen. Wirklich interessieren tut sie das allerdings nicht. Für die Vereine ist es in erster Linie wichtig, dass der Spielbetrieb vernünftig läuft – und der ist davon unberührt. Der normale Handballspieler bekommt davon eigentlich nichts mit. Eventuell verschieben sich die Teilnehmer einer Landesliga-Staffel.

Zitat Hooge: "Alle drei Landesverbände könnten gemeinsam ein großes Mitspracherecht und ein ganze anderes Standing gegenüber dem DHB erwirken."



Heimspiel: Könnte es mit dem Zusammenschluss eine neue Ligenreform geben?
Hooge: Da wird es dann sicherlich eine weitere Reform geben. Es gibt sogar eine eigene Arbeitsgruppe, die sich damit beschäftigt. Allerdings gehen wir nicht davon aus, dass großartig Ligen wegfallen. Es gibt ja insgesamt nicht weniger Mannschaften. Nur der Kopf des ganzen verändert sich. Eventuell soll eine NRW-Liga zwischen der Oberliga und der 3. Liga eingeführt werden, das ist aber noch nicht fix.

Heimspiel: Wie sehr sind Sie mit Ihrer Arbeit zufrieden, die Sie bisher als Kreisvorsitzender geleistet haben?
Hooge: Ich muss sagen, dass all das, was ich mir vorgenommen habe, auch funktioniert hat. Deswegen kann ich nicht sagen, dass ich unzufrieden bin. Dazu zählt die Kooperation mit dem Euregio-Kreis. Außerdem haben wir etwas im Bereich der Schiedsrichter geändert. Darüber hinaus wurden wir im Verband lange Zeit als das kranke Kind angesehen. Das lag vielleicht auch an der mangelnden Präsenz meines Vorgängers. Ich habe mir auch deshalb vorgenommen, zu allen möglichen Sitzungen hinzugehen.

Heimspiel: Wie steht es denn um die Schiedsrichter im Kreis?
Hooge: Wenn es ginge, würden wir am liebsten jedes Spiel mit zwei Schiedsrichtern besetzen. Das ist in der Praxis aber leider nicht möglich. In dieser Saison hatten wir knapp 40 Abmeldungen bei den Schiedsrichtern, auch die Altersstruktur ist problematisch. Das wird aber in anderen Sportarten nicht großartig anders sein. Wir haben dieses Jahr zwei Anwärterlehrgänge angeboten und dadurch neue junge Leute ausgebildet. Das Problem bei ihnen ist häufig, dass sie relativ schnell wieder aufhören. Zum Beispiel, weil sie sich die Sache anders vorgestellt haben. Im Vergleich zu anderen Kreisen sind wir allgemein gut aufgestellt, auch wenn wir keine Traumquoten haben. Immerhin konnten wir in der Vergangenheit jedes Spiel besetzen.

Heimspiel: Welche Priorität hat das Thema Schiedsrichter?
Hooge: Ich bin selbst Oberliga-Schiedsrichter, deswegen ist das ein wichtiges Standbein meiner Arbeit. Ich ziehe den Hut vor jedem Schiedsrichter, der 30 Jahre lang an der Pfeife ist. Aber natürlich auch für jeden 17-Jährigen. Am wichtigsten ist die Ausbildung neuer junger Leute. Die müssen sich bei uns und in ihrem Verein gut aufgehoben fühlen. 

"Wir haben in diesem Jahr viel geschafft", sagt Daniel Hooge. Was im ersten Jahr seiner Amtszeit gelaufen ist, darauf blickt der Kreisvorsitzende mit Heimspiel-Mitarbeiter Nicolas Hendricks zurück.

Heimspiel: Zurück zur Bezirksliga. Wäre es keine Option gewesen, erst zu schauen, wie viele Mannschaften absteigen und die restlichen Plätze der neuen Liga dann auf die Kreise Euregio und Münster gleichermaßen zu verteilen? Durch eventuelle Abstiege von Vereinen aus Münster aus der Landesliga qualifizieren sich eventuell im schlechtesten Fall nur vier Bezirksligisten für die neue Liga.
Hooge: Nein, das ist rechtlich nicht möglich gewesen. Wir mussten zu Saisonbeginn unsere Durchführungsbestimmungen festlegen. Es war klar, dass die Hälfte der Vereine aus jedem der beiden Kreise kommt. Wenn mehr als drei Mannschaften aus der Landesliga aus Münster absteigen, wird die Staffelgröße automatisch auf 16 festgelegt.

Heimspiel: In Münster wird spannender Landesliga-Handball gespielt. Warum gibt es hier keinen Profiklub?
Hooge: Das ist eine Frage, die ich nicht beantworten kann. Handballer aus Münster haben das Problem, dass man in dieser Stadt so viele andere Sachen machen kann, nicht nur Fußball. Außerdem werden die Handballvereine hier finanziell von den Unternehmen nicht so sehr unterstützt. Wir als Kreis versuchen, die Jugend über Auswahlmannschaften zu fördern. Für alles Weitere sind dann die Vereine zuständig. Natürlich ist es schade für Münster, dass es keinen Oberligisten oder Drittligisten gibt.

Heimspiel: Wie steht es um die Nachwuchsarbeit? Mit dem 17-jährigen Torwart Jan Wesemann steht beispielsweise ein Münsteraner im Zweitliga-Kader des TuS N-Lübbecke.
Hooge: Mit Axel Möller haben wir einen neuen Lehrwart und Organisator der Auswahlmannschaften. Seitens des Kreises versuchen wir, die talentierten Nachwuchsspieler gut auszubilden und sie für stärkere Vereine interessant zu machen. Die Konkurrenz ist, gerade was die benachbarten Kreise in Ostwestfalen angeht, natürlich sehr groß. 

 

Zitat Hooge: "Das Problem bei den jungen Leuten ist häufig, dass sie relativ schnell wieder aufhören."


Heimspiel: Sieht man es in Münster gerne, wenn gute Jugendspieler den Kreis in Richtung Emsdetten, Lemgo oder Nettelstedt verlassen?
Hooge: Erstmal ist es schön. Ich finde es toll, wenn ein Spieler aus unserer Region eine Chance bei einem großen Verein bekommt. Wobei ich an dieser Stelle auch sagen muss, dass diese Frage nicht wirklich sonderlich viel mit der Arbeit des Handballkreises zu tun hat. Es ist nicht unsere Aufgabe, einen talentierten Spieler aus unserem Kreis in einem größeren Verein unterzubringen. Vereine wie Nettelstedt, Lemgo oder Minden haben einfach ganz andere Möglichkeiten und ein ganz anderes Ausbildungspotenzial, als ein Bezirksligist aus Münster.

Heimspiel: Wie genau läuft die Förderung des Kreises ab?
Hooge: Die Kreisauswahlmannschaften mit insgesamt sechs Mannschaften sind unsere Nachwuchsförderung. Dort wird gesichtet und regelmäßig zweimal im Monat trainiert. Außerdem werden Vergleichsspiele organisiert und im nächsten Schritt wird dann geguckt, ob ein Spieler oder eine Spielerin das Potenzial hat, in der Landesauswahl zu spielen. In der Landesauswahl haben wir in der Vergangenheit auch immer mal wieder den ein oder anderen talentierten Spieler platzieren können. Dort findet dann wiederum ein Vergleich mit anderen Landesverbänden statt. Anschließend gibt es natürlich auch noch die Auswahlmannschaften auf Bundesebene, beispielsweise eine U19-DHB-Auswahl.

Heimspiel: Ist es schwer, die nötigen Auswahltrainer zu finden?
Hooge: Ja, schon. Am schönsten wäre es natürlich, wenn diese Trainer die entsprechenden Ausbildungen mit Lizenzen bzw. Trainerscheinen hätten. Wir schauen außerdem darauf, wer in den Vereinen die Spieler ausbildet. Aber auch für die Kreisauswahl ist es schwer, ehrenamtliche Mitarbeiter zu finden. Innerhalb des Kreises sind die Kreisauswahlen mit mehreren Tausend Euro im Jahr relativ hoch angesetzt. Das ist ein Invest, das wir gerne tätigen.

Heimspiel: Wenn Sie einen Wunsch frei hätten fürs neue Jahr, wie würde dieser aussehen? Anders ausgedrückt: Was könnte eine sich anbietende hilfsbereite Einzelperson am besten machen?
Hooge: Wenn jemand Schiedsrichter werden möchte, dann tut er uns allen und seinem Verein sicherlich etwas Gutes. Ansonsten bekommen wir jeden, der helfen will, auch unter. Die meisten Ämter bei uns im Kreis sind allerdings Wahlämter. Ein Mädchen für alles, das ich anrufen kann und welches immer wieder kleinere Sachen in die Hand nimmt, das könnten wir gut gebrauchen. Eine Art Sekretär oder Assistent für den Fall, dass man selbst mal keine Zeit hat. Das wäre jemand, den ich gerne hätte. Unsere zweite Kreisvorsitzende Anika Pohl ist sehr engagiert im Bereich der Kreisauswahlmannschaften. Dort ist sie neben Axel Möller die Ansprechpartnerin. Vertreten musste sie mich ehrlich gesagt aber bislang nicht, weil ich alle Termine selbst wahrnehmen konnte. Ich weiß aber, dass sie das umgehend sehr gut machen würde.



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