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Halbzeit: Von der grauen Maus zum bestaunten Tabellenführer


Von Nils Tyczewski

(08.10.14) Wer sich vor ein paar Jahren Spiele des TuS Altenberge angesehen hat, musste mindestens eines sein: Ein eingefleischter Fan, ein Masochist oder einfach völlig bekloppt. Fußball-Ästheten mieden den TuS Altenberge wie ein ordentlicher Punker die Badeanstalt. Oder eben wie der Teufel das Weihwassser. Der TuS war für die Bezirksliga das, was der VfL Bochum in den achtziger und neunziger Jahren für die Bundesliga war: Die graue Maus, die zuverlässig irgendwo zwischen Platz elf und 14 landete. Mittlerweile gehört der Fußball im Hügelland mit zum spektakulärsten, was die Liga zu bieten hat. Nicht nur die Übernahme der Tabellenspitze ist beeindruckend. Auch die Art und Weise, wie am Großen Berg Fußball gespielt wird, fasziniert. Aus der klassischen "Bauerntruppe", die vor allem auf Kampf, Glück und lange Bälle setzte, ist eine der spielstärksten Mannschaften der Liga geworden.

Für Dietrich Schulze-Marmeling, in der Fußballabteilung lange Jahre der Mann für alle Fälle und alle möglichen unbesetzten Posten, liegt der Grundstein für die aktuellen Erfolge weit in der Vergangenheit. "Der Verein hat irgendwann beschlossen, in die Ausbildung von Spielern zu investieren. Gott, das ist bestimmt 20 Jahre her. Eppi Hammer hat damals diese Ausbildungsoffensive angestoßen", berichtet er. Gesagt, getan. Rund 20 Nachwuchstrainer des Klubs erwarben damals die C-Lizenz. "Wir wollten in allen Mannschaften gepflegten Fußball spielen lassen", denkt Schulze-Marmeling zurück.

Erste Erfolge für die Nachwuchsteams

Die Jugendmannschaften feierten schnell Erfolge. Die Nachwuchsabteilung feierte im Laufe der Jahre mehrere Kreispokalsiege, diverse Teams stiegen in die Leistungsklasse auf. Und spielten dabei guten Fußball. Bei den Herrenmannschaften sah das anders aus. "Die Fußballkultur im Jugend- und im Seniorenbereich klaffte in dieser Zeit weit auseinander", berichtet Schulze-Marmeling. "Aber Eppi hat immer gesagt, dass es eine Frage der Zeit sei, bis die Qualität aus dem Jugendbereich bei den Senioren ankommt." Érwin Hammer sollte recht behalten. Nach acht Spieltagen der Saison 2014/15 steht eine junge Altenberger Mannschaft, die nahezu ausschließlich aus Eigengewächsen besteht, an der Spitze der Bezirksligatabelle.

Und hier kommt die zweite Komponente für den aktuellen Erfolg ins Spiel: Die Arbeit von Trainer- und Betreuerteam. Nach dem Aufstieg aus der Kreisliga stagnierte die spielerische Entwicklung der Mannschaft. Weder Gero Mocciaro noch Tim Gödicke konnten das Potenzial der gut ausgebildeten Nachwuchsspieler im Herrenbereich auf den Platz bringen, die erste Mannschaft spielte biederen Fußball und kämpfte Jahr für Jahr gegen den Abstieg. Die Trennung von Gödicke in der Winterpause der Saison 2012/2013 ließ den Knoten platzen. Mit Erwin "Eppi" Hammer, Dietrich Schulze-Marmeling und Klas Tranow übernahm ein Trio die Trainingsarbeit, das die Spielphilosophie der ersten Mannschaft komplett umkrempelte. Mit gepflegtem Offensivfußball spielten die Hügelländer eine der besten Halbserien in der TuS-Geschichte und landeten auf dem fünften Platz der Rückrundentabelle.

Bodo Gadomski - vom "Risiko" zum "Glücksgriff"

Weil schon im Winter klar war, dass das Triumvirat nur als Interimslösung bis zum Saisonende fungieren sollte, ging die Abteilungsleitung parallel auf Trainersuche. Fündig wurde man an der Mecklenbecker Egelshove. Dort hatte Bodo Gadomski den Entschluss gefasst, seine Arbeit bei Wacker zu beenden. Schon in den ersten Gesprächen habe er einen positiven Eindruck gehabt, berichtet Schulze-Marmeling. "Wir wussten, dass wir mit seiner Verpflichtung ein Risiko eingehen. Bodo polarisiert. Einige haben gesagt, er sei ein super Trainer, andere haben gefragt, ,was wollt ihr denn mit dem?". Altenberges Anforderungsprofil an einen neuen Coach war klar umrissen: "Sieht ein Trainer nur die erste Mannschaft oder den ganzen Verein? Guckt er sich mal ein Jugendspiel an? Lädt er A-Jugendliche zum Training ein? Diese Aspekte waren uns wichtig", berichtet Schulze-Marmeling. "Bodo hat von Anfang an betont, dass ihm eine gute Jugendarbeit wichtig ist. Das hat uns überzeugt und deshalb haben wir ihn verpflichtet." Mittlerweile bezeichnet Schulze-Marmeling den Coup als "Glücksgriff". "Bodo setzt auf die Jugend, er trägt die Philosophie des Vereins, mit eigenen Leuten technisch sauberen Fußball zu spielen und keine teuren Spieler von anderen Vereinen abzuwerben, zu 100 Prozent mit."

Nach acht Spieltagen hat sich die Mannschaft also mit eben jenen Attributen zur Tabellenführung geschossen. Gadomski selbst betont, dafür nicht allein verantwortlich zu sein: "Klas Tranow ist als Co-Trainer alles andere als ein Hütchen-Aufsteller. Er beschäftigt sich sehr intensiv mit Fußball, bringt eigene Ideen ein, übernimmt bestimmte Trainingsinhalte, beobachtet Gegner - Klas hat einen riesengroßen Anteil an unserem momentanen Erfolg. Auch unser Teambetreuer Jan Rickers ist sehr wichtig für die Umsetzung unserer Ideen. Wir sind ein gutes Trio."

Spieler reifen zu Persönlichkeiten

Gadomski und Tranow haben offensichtlich eingeschlafenes Talent zum Leben erweckt. Spieler, die schon jahrelang zum Kader der ersten Mannschaft gehörten, spielen ihre bislang stärkste Saison. Spieler wie Markus Rickers oder Tobias Herrmann sind viel variabler geworden. Rickers galt lange als reine Offensivkraft, sah sich selbst in der Rolle des klassischen Zehners. Gadomski fungierte ihn zum Innenverteidiger um. "Das hat viel Überzeugungsarbeit gekostet", berichtet der Coach, "aber er hat mit seinen fußballerischen Qualitäten, seiner Kopfballstärke und seiner Schnelligkeit dort sehr gute Spiele gemacht." Herrmann ging den Weg in die andere Richtung. Er war jahrelang auf die Position des linken Innenverteidigers festgelegt. Beim 4:0 in Riesenbeck machte er ein bärenstarkes Spiel als Sechser. Andere Akteure sind auf dem Platz zu echten Persönlichkeiten gereift, Jakob Schlatt zum Beispiel oder Malte Greshake übernehmen mittlerweile Führungsaufgaben. Und auch die Integration junger Nachwuchsspieler funktioniert. In Riesenbeck bot Gadomski den A-Jugendlichen Felix Kemper in der Innenverteidigung auf. Kemper verlor kaum einen Zweikampf und räumte in der Luft alles ab, was in den 16er kam.

Das Ende der Fahnenstange?

Gadomski selbst ist mit den Bedingungen am Großen Berg zufrieden. "Ich habe den Entschluss, bei Wacker aufzuhören, nicht bereut", sagt er. "Ich hatte Altenberge schon lange als schlafenden Riesen wahrgenommen. Hier kommt viel Potenzial aus dem Nachwuchsbereich. Die Idee, mit einer jungen Mannschaft zu arbeiten, kann ich hier sehr gut umsetzen."

Aber wie weit kommt ein Verein, wenn er nur auf den eigenen Nachwuchs setzt? Ist mit einem Platz in der oberen Tabellenhälfte der Bezirksliga das Ende der Fahnenstange erreicht? "Nicht unbedingt", glaubt Dietrich Schulze-Marmeling: "Eppi Hammer hat immer gesagt, dass wir irgendwann mit unserem eigenen Nachwuchs um den Aufstieg in die Landesliga spielen können. Ich war da immer skeptisch, aber jetzt glaube ich ihm. Wenn alle Bedingungen stimmen, halte ich es für möglich, mit unserem Konzept irgendwann den Aufstieg zu schaffen. Ich bin jedenfalls davon überzeugt, dass diese Mannschaft die beste Bezirksligasaison in der Geschichte des TuS Altenberge spielen wird."

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