"Im Winter war ich ein einsamer Rufer"

Von Nils Tyzcewski

(18.06.15) Am Montag beschlossen Stefan Henning und die SG Telgte, künftig getrennet Wege zu gehen. Im Interview mit Heimspiel-Online spricht der Coach über seine Zeit an der Ems, über die Probleme, die zum Abstieg führten und über die eigene Zukunft.

Heimspiel-Online: Hallo Stefan, Du bist am Tag nach der Trennung nach Kroatien gereist. Eine Flucht?
Stefan Henning: Ach Quatsch. Ich fahre seit Jahren direkt nach der Saison für ein paar Tage mit Freunden in den Urlaub. 30 Grad, Sonnenschein - da bekommt man den Kopf nach einer anstrengenden Saison gut frei. Und anstrengend war diese Saison allemal.

Heimspiel-Online: Vonseiten des Vereins war immer von einer einvernehmlichen Trennung die Rede...
Henning: So war es auch. Wir haben uns zusammengesetzt und die Lage analysiert. Ich habe dann für mich entschieden, dass es nach sechs Jahren hier genug ist. Und der Verein will einen Neustart machen. Das macht man dann am besten auch mit neuem Personal.

Heimspiel-Online: Also kein Streit?
Henning: Nein. Natürlich gibt es schönere Szenarien ein Engagement zu beenden, als mit einem Abstieg. Aber ich hatte in Telgte fünfeinhalb fantastische Jahre, ich kann weiß Gott nichts schlechtes über diesen Verein sagen. Auch mit den verantwortlichen Personen war die Zusammenarbeit immer von gegenseitigem Vertrauen geprägt. Egal ob Thomas Hemesath, Ralf Terwesten, Michael Heske, Ulli Winkler, Christian Tidde oder auch mein ehemaliger Co-Trainer Peter Knein - wir haben immer das gleiche Ziel verfolgt, sind respektvoll miteinander umgegangen und haben bis zum letzten Tag an einem Strang gezogen. Das macht diesen Verein auch aus.

Heimspiel-Online: In Deiner Aufzählung fehlt Jens Rottmann. Zufall?
Henning: Jens war einfach zu kurz dabei. Er hat den Posten als Sportlicher Leiter ja erst vor einem halben Jahr übernommen. Aber er wird den Verein jetzt wieder auf den richtigen Weg bringen.

Heimspiel-Online: Wie konnte es zum Abstieg kommen? Am 20. Spieltag stand die Mannschaft noch auf Platz sieben...
Henning: Ich habe im Winter schon gewarnt, dass es noch eng werden könnte. Aber da ist man dann ein einsamer Rufer. Das einzige, was ich mir selbst vorwerfen muss, ist, nicht mit aller Macht darauf gedrängt zu haben, Spieler aus der zweiten Mannschaft hochzuziehen, um auf personelle Engpässe reagieren zu können. Im letzten halben Jahr habe ich freitags nur noch geguckt, wie ich für Sonntag irgendwie 15 Mann zusammenbekomme.

Heimspiel-Online: Ist schon nach Kroatien vorgedrungen, wer Dein Nachfolger wird?
Henning: Nee, hab' noch nichts gehört. Wer denn?

Heimspiel-Online: Rat' mal. Du hast drei Versuche.
Henning: Jan Lauhoff.

Heimspiel-Online. Bingo. Das kam wie aus der Pistole geschossen.
Henning: Das passt ja. Der ist auch Telgter und wird den Neuanfang im Sinne des Vereins vorantreiben.

Heimspiel-Online: Wie geht's bei Dir persönlich weiter? Direkt was neues oder machst Du jürgenkloppmäßig ein Sabbatjahr?
Henning: Ich bin seit ich sechs Jahre alt war mit Fußball beschäftigt. Ich werde auch wieder woanders was machen. Aber ich werde mich nicht händeringend auf die Suche begeben. Irgendwann trifft man jemanden und spricht und denkt, das passt. Es muss etwas interessantes mit Perspektive sein. Ich mag, nein, ich liebe Fußball. Ohne geht's für mich nicht.