Toboll macht jetzt Torhütern das Leben schwer
Von Robert Wojtasik
(17.04.13) Den Unhaltbaren wollte er um jeden Preis noch aus dem Winkel kratzen, und hätte dafür fast dauerhaft mit seiner Gesundheit bezahlt. Der Ball von Hoetmars Daim Kafexhi landete im Tor, Jonas Toboll, damals Torwart des ESV Münster, krachte mit voller Wucht gegen den Pfosten. Die spätere Diagnose: Rückenmarksquetschung.
Heute, über anderthalb Jahre später, steht der 21-Jährige längst wieder auf dem Platz und hat in der Zwischenzeit nicht nur den Verein, sondern auch die Position gewechselt. Als Konkurrent für Moritz Ostrop, der Nummer eins im Tor des Bezirksligisten Münster 08, kam Toboll zu Saisonbeginn zurück zu seinem Jugendklub. Wieder fehlte er wochenlang verletzt, diesmal war's das Knie. Seit Beginn der Rückrunde hat er nun seinen Platz gefunden: im Angriff der 08-Reserve in der Kreisliga A2. Aus dem Torhüter ist ein Torjäger geworden, der nun den alten Kollegen das Leben schwer macht.
Ein halbes Jahr nach der schweren Rückenverletzung habe er in Absprache mit seinem Orthopäden beschlossen, "in aller Ruhe" als Feldspieler wieder anzufangen. Bei seinen ersten Einsätzen im Feld war Toboll noch Eisenbahner. Streng genommen waren es nicht mal seine ersten: Bis zur B-Jugend hatte Toboll bei Nullacht im defensiven Mittelfeld gespielt. Der Wechsel ins Tor war eher dem Zufall geschuldet.
Bester Keeper der U 17-Stadtis
Seinerzeit hatten sich beide U 17-Keeper der Kanalkicker verletzt. Notgedrungen sprang Toboll fürs Wochenende ein, überzeugte prompt und blieb im Kasten, weit über dieses eine Wochenende hinaus. Bei den Hallenstadtmeisterschaften der B-Junioren hütete er das Tor - und wurde am Ende des Turniers als bester seiner Zunft ausgezeichnet.
Beim Einstand im Team von Srdjan Kosoric vor dreieinhalb Wochen, als der Gegner wieder SC Hoetmar hieß, half Toboll in den 25 Minuten, die ihm nach seiner Einwechslung blieben, das torlose Remis gegen den damaligen Tabellenführer über die Zeit zu bringen. Vier Tage darauf, diesmal von Beginn an, glänzte der Blondschopf beim 4:0 gegen die SG Telgte II als Torschütze und Vorbereiter.
Kosoric: "Er macht Dinge, die sonst keiner macht"
Wenig verwunderlich also, dass Kosoric dankbar ist für die neue Alternative, die sich schnell als Verstärkung entpuppt hat: "Er bewegt sich unheimlich viel und reibt sich in Zweikämpfen auf. Es ist erstaunlich, er macht Dinge, die sonst keiner macht, und irgendwie ist das meistens richtig."
Diese Dinge, die sonst keiner macht, macht er ja vielleicht, weil er Dinge weiß, die sonst keiner weiß. Wie viele Torjäger mag's schon geben, die in solch prägenden Phasen ihrer sportlichen Entwicklung im Tor gestanden haben? "Manchmal weiß man schon, wie der Torwart sich verhält", verrät Toboll, "beim Eins-gegen-eins zum Beispiel, oder ob er sich für die kurze oder lange Ecke entscheidet und ob er bei langen Bällen rausläuft oder doch eher drinbleibt." Dahingehend hat der Nullachter anderen Knipsern etwas voraus, am Rest kann er behutsam arbeiten. Mit 21 hat er noch viele Jahre als Angreifer vor sich.