Westbevern: Sonderschicht an Weihnachten
Von Robert Wojtasik
(01.05.13) Bevor es Gans und Geschenke gab, ging's zum Training - als hätten sie nichts Besseres vorgehabt an Heiligabend. Klingt verrückt, zahlt sich nun aber aus für die Fußballer des SV Ems Westbevern. "Einfach alle sind bereit, etwas zu tun", sagt Ralf Hohmann, "jeder einzelne zieht mit, alle sind lernwillig, das ist der Schlüssel."
Seit seinem Amtsantritt im Sommer hat der Ems-Trainer einiges umgekrempelt, ja umkrempeln müssen. Das gesamte Westbeverner Spiel bedurfte nach den Abgängen von Hendrik Schlunz und Hendrik Hülsmann einer Neuausrichtung. "Es war ja alles auf die beiden zugeschnitten", erinnert Hohmann an die Voraison, als das Sturmduo mehr als die Häfte aller Westbeverner Saisontore erzielte. "Da hieß es hinten dichthalten, kämpfen und lange Dinger nach vorne schlagen."
Severt blüht auf
Heute kämpfen die Emser immer noch, versuchen immer noch in der Abwehr kompakt zu stehen und auch der lange Ball ist nicht verboten. Anders aber ist die taktische Grundausrichtung: Westbevern verteidigt jetzt mit Viererkette. Die Außenverteidiger Oliver Hollmann und Kapitän André Willerscheidt sorgen für zusätzlichen Druck nach vorne, wo Thorsten Severt in der Rolle der alleinigen Sturmspitze aufblüht. "Thorsten kommt das alles zugute, er hält die Bälle super und setzt seinen Körper gut ein", nennt Hohmann die Vorzüge seines Stoßstürmers.
Severt war es auch, der vorigen Sonntag die beste Saisonleistung der Mannschaft mit seinem 13. Ligatreffer zum 2:1-Endstand gegen Rinkerode krönte. Westbevern verabschiedete sich damit wohl endgültig aus dem Abstiegskampf - und machte zugleich das Titelrennen wieder spannend. Der Tabellenführer war wahrlich nicht die erste Mannschaft, die die Sportanlage Vadrup ohne Punkte verließ.
"Kampfbahn"
Diese müsse man mittlerweile eigentlich in "Kampfbahn" umbenennen, fordert Hohmann augenzwinkernd. Die Heimstärke erklärt der 50-Jährige mit dem Funken mehr Selbstvertrauen: "Die Jungs wissen: Auf dieses Tor, unser Tor, haben wir noch nicht verloren. Der Glaube, der Wille ist einfach da."
Vor allem aber ist es der Wille Neues zu lernen, die Lernbereitschaft jedes einzelnen, die der Trainer für die positive Entwicklung verantwortlich macht. Sei es anfangs die zusätzliche reine Taktikstunde jeden Freitag oder eben eine Sonderschicht an Weihnachten: Wer irgendwie konnte, der kam, zog mit und erntet jetzt die Früchte der Arbeit. Als Bonbon gaben am 24. Dezember nahezu alle Spieler ihre Zusage für die kommende Spielzeit. Allein der Verbleib von Özcan Büyükarslan ist noch ungeklärt, was Hohmann aber gelassen sieht: "Das ist bei ihm jedes Jahr so."
Der Trainer selbst macht freilich auch in der kommenden Saison weiter, in der so viele Mannschaften um so wenige Plätze kämpfen, die dann 2014/15 zum Start in der eingleisigen A-Liga berechtigen. Dafür müsse dann aber schon einiges zusammenkommen und ordentlich Glück dabei sein, meint Hohmann. Ein einstelliger Tabellenplatz darf's aber schon sein.