Halbzeit: Eine "Jungfrau" macht sich fein für die Landesliga

Von Nils Tyczewski

(22.05.13) Fast die komplette Saison über beherrschten beim Thema Landesligaaufstieg allein der SV Burgsteinfurt und Emsdetten 05 die Schlagzeilen. Doch im Schatten der großen zwei hat sich der SC Münster 08 leise, sozusagen still und heimlich, an die Spitze herangepirscht. Der Klub fühlte sich wohl in der Verfolgerrolle. Sowohl Trainer Thomas Höppner als auch der Sportliche Leiter Spury Wellermann bestritten noch im Winter vehement, den Aufstieg im Visier zu haben. Auf der Zielgeraden der Saison haben die Kanal-Kicker nun aber zum Überholmanöver angesetzt. Mit dem 5:0 gegen den FC Mecklenbeck zogen die Nullachter am Sonntag an Burgsteinfurt vorbei. Jetzt steht die Truppe in der Tabelle auf Rang zwei – der Platz, der zur Teilnahme an der Aufstiegsrelegation berechtigt.

"Wir stehen jetzt da und wissen gar nicht so recht, warum", sagt Thomas Höppner. "Wir sind an diese Position gekommen, wie die Jungfrau zum Kinde." Man könnte den 08-Coach als "König der Tiefstapler" bezeichnen, doch Höppner winkt ab: "Ich stapel' nicht tief. Wir sind eine Spitzenmannschaft in der Bezirksliga, aber zu Emsdetten und Burgsteinfurt fehlt uns noch ein Stück. Das sieht man doch auch daran, dass wir bisher kein Spiel gegen diese beiden Mannschaften gewonnen haben."

"Wir machen nur brav unsere Hausaufgaben"

Nichtsdestotrotz hatten sowohl SVB-Coach Bültbrun als auch 05-Trainer Jürgens immer wieder gewarnt, Nullacht würde mit seiner Außenseiterrolle kokettieren und in Wahrheit genauso den Aufstieg im Blick haben, wie sie selbst. Manchmal schwang bei diesen Aussagen sogar ein wenig Ärger darüber mit, dass niemand die Münsteraner so richtig auf der Rechnung hatte. "Das steuern die Höppners mit ihren Aussagen ganz geschickt. So lastet der Druck allein auf uns", hatte zum Beispiel Hans-Dieter Jürgens im Gespräch mit heimspiel-online geäußert. Kalkül sei dabei aber nicht im Spiel gewesen, beteuert Thomas Höppner. "Für uns war der Gedanke an den Aufstieg eigentlich nie realistisch. Wir haben so viel weniger finanzielle Mittel als Burgsteinfurt oder Emsdetten, dass diese beiden Mannschaften eigentlich klar vorne liegen müssten. Wir können ja nichts dafür, wenn die stolpern. Wir machen nur brav unsere Hausaufgaben."

Drei Sternchen im Arbeitsheft

Für diese Hausaufgaben hat sich die Mannschaft drei dicke Sternchen im Arbeitsheft verdient. 28 von 30 möglichen Punkten holten die Nullachter aus den zurückliegenden zehn Partien. Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann. Drei Partien stehen noch aus, allesamt keine Selbstläufer. Am Sonntag geht's an die Hütte, Westfalia Kinderhaus wartet. Die Nordstädter sind neben Borussia Münster, Telgte und Emsdetten die einzige Mannschaft, die bislang gegen Nullacht gewonnen hat. 3:1 lautete das Hinspielergebnis. Danach kommt Burgsteinfurt zum direkten Duell nach Münster. Vor zwei Monaten trennten sich beide Teams im nachgeholten Hinspiel torlos. Den Saisonabschluss bildet das Auswärtspiel beim TuS Altenberge. Auch das ein harter Brocken: Die Männer vom Großen Berg mauserten sich nach der Winterpause zu einer gefährlichen Truppe und belegen in der Rückrundentabelle mit nur zwei Niederlagen Platz fünf. "Ein hartes Restprogramm", findet Nullacht-Coach Thomas Höppner.

Laute Töne sind am Kanal wohl tatsächlich erst zu hören, wenn die "Jungfrau" den Ring am Finger hat...