Halbzeit: Kein Schnellschuss im Schierloh

Von Nils Tyczewski

(23.10.13) Elf Spiele, neun Niederlagen. Vier von 44 möglichen Punkten, 3,5 Gegentore pro Partie - keine Frage, die Lage ist ernst im Schierloh. Das erste Drittel der Saison ist gespielt und Arminia Ibbenbüren steht am Tabellenende. Dabei waren die Ziele doch ganz andere: "Platz vier bis acht sollte es am Ende schon werden. Wir sind qualitativ und quantitativ besser besetzt als im Vorjahr, das wirkt sich positiv auf die Konkurrenz im Kader aus", hatte Trainer Bruno Graw vor dem Saisonstart im Teamcheck von Heimspiel-online verlauten lassen.

Davon sind die Tecklenburger momentan meilenweit entfernt. Keine andere Mannschaft kassiert auch nur annähernd so viele Gegentore, kein anderes Team hat weniger Punkte auf dem Konto. Bei vielen Vereinen würden jetzt die klassischen Mechanismen des Fußballgeschäfts greifen: Durchhalteparolen in die Welt posaunen, Sündenböcke suchen, Trainer entlassen. Auch in Ibbenbüren fand am Dienstagabend eine Teamsitzung ohne Coach Graw statt. Das Ergebnis: "Wir alle haben hier weiter volles Vertrauen in Bruno. Das hat auch die Mannschaft bestätigt", erklärte Fußballobmann Sascha Brewe, der die Sitzung organisiert hatte.

Heile Welt im Schierloh? Das nicht, aber Brewe und die Verantwortlichen in der Fußballabteilung sehen Gründe für den verpatzten Saisonstart. "Die Mannschaft ist sehr jung. Wir hatten einen miesen Start gegen Emsdetten und dann entwickelt sich bei so unerfahrenen Spielern auch schneller mal eine negative Eigendynamik als bei einer Truppe voller alter Hasen", lautet Brewes Erklärungsansatz. Die Sitzung am Dienstagabend habe keineswegs dazu gedient, Graws Entlassung vorzubereiten. Sie war sogar mit dem Trainer abgesprochen. "Wir wollten in die Köpfe der Spieler reinhorchen, ob sie selbst noch an die Wende glauben", berichtet der Obmann. "Ich wollte lieber nicht dabei sein, damit die Spieler ungehemmt darüber reden können, wer an welchen Stellen Handlungsbedarf sieht", erklärt Graw das Rendezvous ohne sein Beisein.

Brewe: "Die Jungs haben genug Qualität"

An die Adresse des Trainers habe es keinerlei Vorwürfe aus dem Kreis der Mannschaft gegeben, berichtet Brewe. Auch die Abteilungsleitung sieht keinen Grund daran zu Zweifeln, dass Graw die junge Truppe aus der Misere führen kann: "Ich weiß, dass die Jungs genug Qualität für die Liga haben und das Bruno der richtige Trainer ist. Man muss als Verein auch in solchen Situationen hinter der Truppe und dem Trainer stehen", sagt der Obmann.

Schon in der vergangenen Spielzeit konnten die Arminen die Saison nur mit einem Kraftakt in der Rückserie retten. Nach den ersten 17 Spielen stand die Mannschaft mit 14 Zählern auf einem Abstiegsplatz. In der Rückrundentabelle reichten 27 Zähler zu Rang sechs. Auf eine Wiederholung möchte Brewe sich aber lieber nicht verlassen: "Wenn wir die nächsten drei Spiele auch verlieren, wird die Luft natürlich immer dünner. Ich weiß, dass die Mannschaft Qualität hat. Aber jeder Spieler muss sich jetzt hinterfragen, ob er alles abruft. Darüber haben wir auch am Dienstagabend gesprochen."

Für Coach Graw ein vollkommen normaler Vorgang: "Manchmal kann man auch über Konflikte Prozesse in Gang setzen, in deren Verlauf sich jeder über bestimmte Situationen Gedanken macht. Im Laufe der nächsten Tage werden sich alle - die Spieler und auch ich als Trainer - fragen, was er besser machen kann. Und dann werden wir gemeinsam die Karre aus dem Dreck ziehen."