Halbzeit: Sorgen im Schotthock

Von Nils Tyczewski

(27.11.13) Dass die Saison einfach werden würde, hat bei GW Rheine niemand erwartet. Dass die Mannschaft kurz vor dem Ende der Hinrunde aber nur vier Zähler vor den Abstiegsrängen steht, überrascht dann doch ein wenig. Klar, der Klub hat im Sommer einen personellen Umbruch vollzogen und mit Björn Fledderman, Tino Sampaio, René Jarvers oder auch René Temmen echte Leistungsträger abgegeben. Als Abstiegskandidaten hatte die Grün-Weißen trotzdem kaum jemand auf dem Zettel.

Ein Blick auf die Tabelle offenbart Schwächen in allen Mannschaftteilen. Die Abwehr - in der Vorsaison lange eine der besten der Liga - ist löchrig wie ein schweizer Käse. 33 Gegentreffer haben die Schotthocker nach 15 Spielen kassiert. Vor einem Jahr waren es zum gleichen Zeitpunkt zwölf! Damals fing die Truppe den 33. Gegentreffer erst am 30. Spieltag beim 0:3 gegen Münster 08. Besserung erhofft sich Trainer Dino Mattick durch die Verpflichtung von Jens Brüninghoff. Der 23-jährige Innenverteidiger war lange Kapitän beim Stadtrivalen SC Altenrheine und ist ab dem 2. Dezember spielberechtigt.

Die Abwehr ist aber nicht die einzige Baustelle der Grün-Weißen. Auch in der Offensive drückt der Schuh. 15 Buden in 15 Spielen sind alles andere als ein Qualitätsbeweis. Noch seltener triftt nur das Schlusslicht aus Rinkerode.

Michael Fleddermann, der die Mannschaft bis zum Sommer betreut hat und nun bei A-Ligist Falke Saerbeck an der Linie steht, hatte befürchtet, dass Grün-Weiß in diesem Jahr Schwierigkeiten bekommen könnte. "Es ist einfach verdammt schwer, so viele Leistungsträger zu ersetzen", sagt der erfahrene Trainerfuchs.

"Klar", sagt auch der aktuelle Coach Dino Mattick, die Situation sei alles andere als angenehm. Eine der Hauptursachen sei aber nicht fehlende Qualität, sondern die angespannte Personallage: "Wir gehen personell auf dem Zahnfleisch." Von der Stammbesetzung der Viererkette ist nicht mehr viel übrig. Rechtsverteidiger Saschsa Wilde fehlt verletzungsbedingt ebenso, wie sein Pendant Manuel Lichte auf links. Im Zentrum fällt mit Innenverteiger Yannick Thale eine weitere wichtige Stütze aus. In der Spitze ist Daniel Kühs auf sich allein gestellt - Sturmführer Ricardo Fario da Silva sitzt eine vierwöchige Sperre ab. "Wenn dann mit Sebastian Schürmann auch noch einer unserer wenigen Routiniers fast die komplette Hinrunde ausfällt, dann können wir das einfach nicht kompensieren", erklärt Mattick. Immerhin steht Urlauber Kevin Drees wieder zur Verfügung. Dazu hat mit Mattick mit Jan-Niklas Heitkamp, Kevin Jarvers und Timo Santel drei Spieler aus der zweiten Mannschaft "hochgezogen".

Aus dem Umfeld gebe es trotz der enttäuschenden Platzierung keinen Druck, beteuert Mattick. "Wenn man einen Umbruch macht und hauptsächlich auf junge Spieler setzt, dann ist doch klar, dass nicht alles sofort funktioniert. Das wissen alle, da gibt's bei Grün-Weiß keine Unruhe."

Der Trainer glaubt fest daran, dass sich die Mannschaft am eigenen Schopf aus der Misere ziehen kann. "Dass so junge Spieler wie zum Beispiel Yannick Thale, Till Remke oder Johannes Ricken während der Saison mal in ein Leistungstief fallen, ist vollkommen normal. Aber wir machen uns nicht verrückt", erklärt Mattick. Mit Zugängen im Winter plant der Coach nicht. "Wenn uns einer zuläuft, schicken wir den nicht weg. Aber aktiv suchen? Ne, das machen wir nicht. Ich halte den Kader - jedenfalls wenn er komplett ist - für stark genug, nicht ganz unten reinzurutschen."

Bis zur Winterpause würde der GW-Coach gerne noch fünf Punkte holen. "Einen gegen Wettringen und dann vier aus den Spielen gegen Altenrheine und Rinkerode." Ein ambitionierter Plan. Den ersten Schritt kann GW schon am Donnerstagabend beim vorgezogenen Auswärtsspiel in Wettringen machen. Anstoß ist um 19.30 Uhr im Volksbankstadion.