Eindrücke aufsaugen und das Abenteuer genießen

Von Finn Bruns

(12.08.23) Eigentlich war es nicht geplant, dass die Zweitvertretung vom TuS Freckenhorst in dieser Saison in der Kreisliga A an den Start gehen wird. Aber am letzten Spieltag der abgelaufenen Spielzeit patzte Tabellenführer Ostenfelde in Milte, und weil die Freckenhorster parallel gegen Hoetmar gewannen, schnappten sie dem TSV noch die Meisterschaft vor der Nase weg. „Am Ende war es natürlich ein bisschen glücklich, vielleicht waren wir einfach ein bisschen konstanter“, beschreibt TuS-Coach Christian Klemann (Achtung: Verwechslungsgefahr mit Heimspiel-Redakteur Christian Lehmann) die ausschlaggebenden Faktoren.

Und weil man in seiner Sportlerkarriere nicht allzu viele Aufstiege erlebt, wurde in Freckenhorst nach der Meisterschaft richtig Party gemacht. „Dementsprechend muss man das auch genießen. Gerade für die jungen Spieler sind das natürlich ganz viele Eindrücke“, erinnert sich Klemann. Vom Verein gab es keinen Druck im Hinblick auf den Aufstieg, aber jetzt ist es nun mal passiert und die Truppe aus dem Kreis Warendorf nimmt die Herausforderung gerne an. Auch wenn es in der Vorbereitung und den Testspielen nicht berauschend lief, macht sich der Übungsleiter keinen Stress: „Ich bin jetzt nicht nervös, dass wir in der A-Liga keinen Fuß auf den Boden bekommen.“

Ein Reserven-Urgestein

In den Testspielen wurde viel herumexperimentiert, Fehler durften gemacht werden und wurden dann besprochen. „Wenn sich noch ein bisschen die Einstellung verbessert, bin ich optimistisch“, sagt Klemann im Hinblick auf das bevorstehende Kreisoberhaus-Abenteuer. Er selbst war auch lange als Spieler in der Reserve von Freckenhorst aktiv, erlebte in seinem ersten Jahr gleich den Aufstieg in die Kreisliga A, nur um ein Jahr später wieder abzusteigen. Prägende Erlebnisse für den jungen Zocker. Mit 30 Jahren beschloss er aber wegen der körperlichen Belastung, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen. Als der damalige Abteilungsleiter auf ihn zukam und fragte, ob Klemann nicht Lust hätte, die Reserve als Trainer weiter zu begleiten, konnte Klemann nicht Nein sagen.

Mittlerweile geht er in seine sechste Spielzeit als Trainer, man könnte meinen, dass sich die Idee des Abteilungsleiters als gut herausgestellt hat. Vor einem Jahr machte Klemann die B-Lizenz, die ihm viel Input für seine eigene Trainingsgestaltung brachte. Jetzt freut er sich auf den Start der neuen Liga und erklärt: „Wir nehmen die Herausforderung an.“

Zum Anschwitzen gehört bekanntermaßen auch das Tippen der Spiele. Da die Kreisliga A1 Münster für uns beide neues Terrain ist, haben wir eigentlich wenig bis keine Ahnung von den Mannschaften. Aber vielleicht finden wir beiden blinden Hühner ja auch ein paar Körner auf dem Schlachtfeld der Liga. Für die richtige Tendenz gibt es einen Punkt, stimmt sogar das Ergebnis, bekommt man zwei Punkte. Das Endergebnis gibt es dann beim nächsten Anschwitzen.

Anschwitzen, der 1. Spieltag

SC Westfalia Kinderhaus III – BW Beelen (So., 13.30 Uhr)
Wenn Schiedsrichter Benjamin de Boer am Sonntagmittag um halb zwei in seine Trillerpfeife pusten wird, dann ist die Saison der A1 endlich eröffnet. An der Großen Wiese findet sozusagen die Eröffnungspartie statt, die Dritte von Westfalia Kinderhaus empfängt Bezirksliga-Absteiger BW Beelen. BWB ist in der vergangenen Spielzeit maximal unglücklich am letzten Spieltag noch auf einen Abstiegsplatz gerutscht und will jetzt wieder vorne mitmischen, ohne den Wiederaufstieg jedoch zu forcieren. Die Reserven-Reserve von K-Town absolvierte 2022/23 ihre erste Saison in der Kreisliga A und landete am Ende auf einem grundsoliden neunten Platz.
Heimspiel-Tipp: 2:1
Klemann: 2:3

VfL Sassenberg – SC Münster 08 II (So., 15 Uhr)
Die Reserve von Münster 08 wird von vielen als eine Art Geheimfavorit gehandelt. Mit Mats Uthmeier wurde ein neuer Trainer geholt, auch aus der Jugend kamen viele Talente hoch. Sassenberg wurde in der vergangenen Saison Achter und spielte lange nur noch um die goldene Ananas mit. Unter der Woche spielten der VfL im Kreispokal gegen MS Mitrovica und siegte auf dem Gelände von Preußen Münster mit 8:3. Wild. Von den letzten vier Begegnungen beider Teams endeten drei mit einem Unentschieden, einmal gewann Münster 08.
Heimspiel-Tipp: 1:4
Klemann: 1:3

BSV Ostbevern – SV Mauritz (So., 15 Uhr)
Hörte man sich in der letzten Woche so um, wen die Trainer der Liga zum Titelfavoriten zählen, wurde nahezu immer der SV Mauritz genannt. In der Tat hat die Mannschaft von Ivo Kolobaric, die in der abgelaufenen Spielzeit nur drei Punkte hinter Meister Warendorf lag, eine enorme Qualität. Und auch Mauritz selbst macht aus den eigenen Aufstiegsambitionen keinen Hehl. Ostbevern hat mit Gregor Surmann einen neuen Trainer und außerdem einige interessante neue Spieler, etwa Patrick Rockoff oder Daniel Langliz. Es wird also ein interessanter Saisonauftakt auf dem Rasenplatz im Beverstadion.
Heimspiel-Tipp: 1:3
Klemann: Mauritz ist für mich ein absoluter Kandidat für den ersten Tabellenplatz. 1:3

GW Gelmer – TuS Freckenhorst II (So., 15 Uhr)
„Auf dem Papier geht die Tendenz natürlich Richtung Gelmer“, sagt Klemann vor dem Duell zwischen Aufsteiger und Absteiger und sagt in Richtung der Münsteraner: „Eigentlich müssten die in der Lage sein, uns gut zu bespielen.“ Die Vorbereitung lief bei beiden Mannschaften ergebnistechnisch nicht so super, Gelmer geht natürlich trotzdem als Favorit in die Partie. Laut fussball.de hat es diese Paarung noch nie gegeben, und fussball.de hat (fast) immer recht. Vielleicht gelingt es Freckenhorst ja gleich zu Beginn der Saison, ein Ausrufezeichen zu setzen.
Heimspiel-Tipp: 1:1
Klemann: Vieles spricht für Gelmer, dementsprechend gewinnen wir mit 2:1.

FC Greffen – TSV Handorf (So., 15 Uhr)
Hier von David gegen Goliath zu sprechen, ist es vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber die Voraussetzungen, unter denen Greffen und Handorf in die neue Saison gehen, sind schon recht unterschiedlich. Greffen schaffte in der letzten Saison durch einen Sieg im Entscheidungsspiel den Klassenerhalt und wird auch in dieser Saison nichts anderes im Kopf haben. Der TSV hingegen überzeugte in der Vorbereitung, hat eine starke und eingespielte Mannschaft und obendrein eine neue Sportanlage, die einem Nachwuchsleistungszentrum gleicht. Handorfs neuer Trainer Frank Busch warnte jedoch davor, die Partie auf die leichte Schulter zu nehmen. Auf seine Mannschaft wartet ein Kampfspiel.
Heimspiel-Tipp: 0:3
Klemann: 0:2

SG Telgte II – SC Füchtorf (So., 17 Uhr)
Das erste von vielen Kreis-Warendorf-internen Duellen, das uns in dieser Liga erwarten wird. Außerdem haben wir es mit zwei Teams zu tun, die in der vergangenen Saison lange am Abstiegskampf beteiligt waren und sich dieses Jahr ein bisschen früher zurücklehnen möchten. Die Vorbereitung beim SC Füchtorf sah jedoch alles andere als rosig aus, in fünf Spielen konnten gerade einmal zwei Tore erzielt werden. Dazu kam das Aus im Pokal gegen BW Aasee am Dienstag. Auch für Telgte gab es nur einen Sieg aus sechs Testpartien. Die Bilanz zwischen beiden Teams ist ausgeglichen, im vergangenen Jahr gab es jeweils einen Heimsieg.
Heimspiel-Tipp: 1:1
Klemann: 2:1

SC DJK Everswinkel – 1.FC Mecklenbeck (Do., 19.30 Uhr)
Nach zweijähriger Abstinenz kommt der 1.FC Mecklenbeck wieder in den Genuss der Kreisliga A. Zu Beginn müssen die Männer von Kadir Incekulak nach Everswinkel reisen. Die dort heimische DJK spielte eigentlich eine ordentliche Vorbereitung, wurde aber am Sonntag beim Pokalspiel gegen den B-Ligisten SC Sprakel eiskalt erwischt und lag nach etwas mehr als einer Stunde Spielzeit mit 1:6 (!) hinten. Dann wurde die Partie wegen des Gewitters abgebrochen und wird bald wiederholt. Ohne die Tore wohlgemerkt. Gegenüber der „Glocke“ versprach Coach Christopher Dunkel-Steinhoff, dass seine Jungs sich auf ein zweites Gewitter im Training gefasst machen müssen. Bleibt abzuwarten, wie gut Everswinkel diesen doppelten Donnerschlag verkraftet hat. 
Heimspiel-Tipp: 4:1
Klemann: 3:2

Ems Westbevern – 1. FC Gievenbeck II (Do., 19.30 Uhr)
Das ist der erste richtige Brecher der Saison, denn der Vorjahresdritte empfängt den Vorjahresvierten. Wegen der Feierlichkeiten zum hundertjährigen Vereinsjubiläum, die an diesem Wochenende in Westbevern anstehen, wurde die Partie auf Donnerstag verlegt. Für Westbeverns Trainer Andrea Balderi ist es da nicht so passend, dass es ausgerechnet gegen eine Zweitvertretung geht. Gerade unter der Woche besteht da natürlich die Möglichkeit, dass sich Verstärkung „von oben“ geholt wird. Trotzdem sind die Vadruper gut gewappnet, in der Vorbereitung blieben sie – abgesehen von zwei Turnierniederlagen - ungeschlagen. 2022/23 gewann Gievenbeck jedoch beide Partien.
Heimspiel-Tipp: 2:3
Klemann: Ein Unentschieden habe ich noch nicht, oder? 2:2