"Es ist uns fast schon egal..."

Von Christian Lehmann

(05.05.20) Aus der Sicht der Warendofer SU und des VfL Sassenberg war es eine skurrile Saison. Fast durchgehend liefen beide Vereine dem Zweitplatzierten GW Gelmer synchron hinterher, stets mit dem Blick darauf, dass ein möglicher Bezirksliga-Verzicht von Primus SC Münster 08 II vielleicht doch noch Aufstiegshoffnungen nähren könnte. Nun haben die Nullachter ihren Verzicht erklärt, und doch stehen WSU und VfL mit leeren Händen da. Wir haben uns bei den Verantwortlichen erkundigt - und festgestellt, dass die das Ganze ziemlich gefasst hinnehmen.

Ralf Sennhenn, Fußballobmann bei der Warendorfer SU, zeigt sich als fairer Sportsmann: "Wir waren durch unsere beiden Niederlagen zu Beginn der Rückserie ohnehin raus aus dem Rennen um Platz zwei. Wir nehmen jede Entscheidung, die da kommt, ohne Wenn und Aber hin. Wir sind ja froh, dass es jetzt Klarheit gibt und hoffen, dass wir bald eine Perspektive haben - ein Ziel, auf das wir sportlich hinarbeiten können."

Mit dem neuen Coach Roland Jungfermann waren sich die Pferdestädter bereits vor der Corona-Unterbrechung einig, auch der Kader für die neue Saison steht größtenteils und umfasst aktuell 24 Spieler. "Wir haben eine sehr gute A-Jugend und sind auf jeden Fall gerüstet", betont Sennhenn, der jedoch mit Blick auf den wahrscheinlichen Aufstieg der zweiten Mannschaft noch ein paar Gespräche führen muss. Dabei hofft er auf eine schnellstmögliche Aufhebung der Kontaktbeschränkungen. "Kaderplanung und Spielergespräche am Telefon sind nicht unbedingt erfüllend." Klar scheint: In der kommende Spielzeit dürfte die WSU wieder zu den Favoriten zählen - ebenso wie der Nachbar aus Sassenberg.

Laumann: "Man muss das akzeptieren"

VfL-Abteilungsleiter Antonius Laumann überraschten wir am Dienstag sogar mit der Nachricht, dass Nullacht mit seiner Zweiten in der Kreisliga bleiben will. "Das höre ich jetzt zum ersten Mal, aber das hilft uns ja nicht. Wir hätten die Saison natürlich gerne zu Ende gespielt, aber es war doch völlig klar, dass das nicht möglich ist. Man muss das jetzt so akzeptieren." Ähnlich sieht es Daniel Strotmann, der Sportliche Leiter beim VfL: "Wir sind da ganz entspannt. Dadurch, dass Gelmer die ganze Zeit vor uns stand, war uns ja bewusst, dass wir in Sachen Aufstieg nicht mit in der Lotterie sind. Nach drei, vier Wochen Pause sind wir zu der Erkenntnis gelangt, dass man die Saison nur abbrechen kann. Wir hätten jedes Szenario mitgemacht, aber so ist es einfach das Sinnvollste. Es ist uns jetzt fast schon egal, welche Entscheidung getroffen wird."

Die Weiterbeschäftigung von Trainer Patrick van der Sanden und seinem Team sowie die Verpflichtung von Gianluc Klemckow und Jan-Hendrik Gessat hatte der VfL bereits Ende Januar verkündet. Mit dem aktuellen Kader besteht ebenfalls weitestgehend Einigung. "Alle anderen Gespräche sind mit einem Fragezeichen verbunden. Solange nicht feststeht, wer in welcher Liga spielen wird, macht es wenig Sinn, da etwas zu finalisieren", erklärt der Sportliche Leiter.

Vielen Vereinen könnten kalkulierte Einnahmen etwa von Sponsoren wegbrechen, laut Strotmann könnte das sogar eine reinigende Wirkung auf den Amateurfußball haben. "Es wird Spieler geben, die sich davon verabschieden müssen, in den unteren Ligen Geld zu verlangen. Wenn nicht mehr der Fußball im Mittelpunkt stehen würde und nicht mehr so sehr die Kohle, wäre das schön. Ich bin aber auch kein Träumer..."