Von Kantersiegen und Kuriositäten

Von Christian Lehmann

(22.11.21) Während fast alle anderen Ligen spielfrei hatten, wurde in der Kreisliga B am Wochenende gekickt. Wer sich auf den Weg gemacht hatte - etwa nach Greven, der bekam aber mal so richtig was geboten. Reichlich Tore und kuriose Szenen gab's in der Schöneflieth und in der Emsaue, aber auch am Gievenbecker Arnheimweg.

Kreisliga B1, der 14. Spieltag

1. FC Gievenbeck III - SC Münster 08 III 3:1 (1:0)
"Wir waren einfach nicht so aggressiv und gallig wie in den letzten Spielen, Gievenbeck hat's aber auch richtig gut gemacht", räumte Nullacht-Trainer Johnny Burnus ein. Ihm hatten einige Stammkräfte gefehlt, das war auf dem Platz zu spüren. "Wir sind gar nicht ins Spiel gekommen und müssen froh sein, dass wir nur mit einem 0:1-Rückstand in die Kabine gegangen sind." Für ein wenig Hoffnung sorgte kurzzeitig Kilian Schmitts Anschlusstor. "Man hatte aber nicht das Gefühl, dass ein großes Aufbäumen da war", so Burnus. Bitter: Der Torschütze sah später noch die Rote Karte nach einer Grätsche von hinten. Burnus fand das schade: "Das Spiel war insgesamt sehr fair geführt von beiden Seiten. Mit ein bisschen mehr Fingerspitzen-Gefühl hätte es auch bei Gelb bleiben können..." FCG-Trainer Emin Gulijev war derweil erleichtert, dass seine Truppe nach zuletzt ansteigender Form nun auch wieder Ergebnisse liefert. "Wir haben uns die ganze Woche über heiß gemacht, verriet er. Die Wichtigkeit des Kellerduells zeigte auch der für eine dritte Mannschaft in der B-Liga große Zuschauer-Zuspruch: Rund 50 Fans freuten sich über Glühwein und "ein richtig gutes Spiel - auch wenn wir ein bisschen gebraucht haben, um uns Torchancen zu erarbeiten." Die 49ers haben Nullacht nun in der Tabelle überholt.
Tore: 1:0 Hertel (33.), 2:0 Oelze (59.), 2:1 Schmitt (66.), 3:1 Herbers (81.)
Rote Karte: Nullachts Schmitt (86./grobes Foulspiel)

BSV Roxel III - Westfalia Kinderhaus III 0:4 (0:0)
Monster-Serie ausgebaut! Die vergangenen neun Partien hat die Westfalia nun schon für sich entschieden, zuletzt gewann das Team achtmal hintereinander (!!!) mit mindestens drei Toren Vorsprung (!!!). An der Tilbecker Straße war es jedoch trotzdem lange ein zähes Ringen für Marcel Nordhoffs Truppe, die erst kurz nach der Pause in Führung ging und die weiteren Treffer erst in der Schlussphase erzielte.
Tore: 0:1 Baum (48.), 0:2 Kraatz (81.), 0:3 Brockhausen (89.), 0:4 Thonemann (90./ET)

SV Greven 2021 - SC Türkiyem 6:1 (2:1)
Ziemlich turbulent ging's im Verfolgerduell kurz vor der Pause zu. Nach einem Traumtor von Dogan Gündogdu, der das Leder per Fallrückzieher an die Unterkante der Latte und von dort aus ins Tor gewuchtet hatte, gab es Diskussionen und eine Rudelbildung. Weil sie im Vorfeld ein Foulspiel von Engin Demirdag gesehen und zusätzlich den Torschützen im Abseits gewähnt hatten, beschwerten sich vereinzelte Grevener bei Schiedsrichter Yaya Samake, die Türkiyem-Spieler kamen hinzu und es wurde ein wenig Testosteron freigesetzt. Letztlich blieb es aber nur bei einigen Schubsern. Hitzig wurde es sonst selten, weil die Hausherren clever und dominant auftraten. "Wir mussten nach einer halben Stunde mal kurz durchatmen. Vorher - und auch nach der Halbzeit, haben wir Vollgas gegeben und unser mit Abstand bestes Saisonspiel abgeliefert", lobte Grevens Coach Sven Hehl. Er und sein Team hatten sich den Türkiyem-Auftritt bei Greven 09 II vergangene Wochen angesehen und die richtigen Schlüsse gezogen. So hatte Schlüsselspieler Engin Demirdag meist in der Defensive zu tun und kaum Möglichkeiten, sich offensiv zu entfalten. Gefrustet sah der Spielertrainer in der 90. Minute die Gelb-Rote Karte, nachdem er zunächst den Ball weggeschlagen und dann dem Referee hämisch die Hand gegeben hatte. Er und sein Team waren mit dem Ergebnis sogar noch gut bedient, ein Treffer von Johannes Wegmann wurde wegen vermeintlicher Abseitsstellung aberkannt. "Ein 7:0 hätte eigentlich besser gepasst", meinte Hehl, der aus einer homogenen Truppe die überragenden Einzelleistungen von Innenverteidiger Marc Giese und Sechser Niklas Berkemeier noch zusätzlich heraushob.
Tore: 1:0 Azizov (12.), 2:0 Berkemeier (19.), 2:1 D. Gündogdu (41.), 3:1 Reiter (52.), 4:1 Azizov (55.), 5:1 Wegmann (77.), 6:1 Spieker (82.)
Gelb-Rote Karte: Türkiyems Demirdag (90./Unsportlichkeit)

FC Münster 05 II - SV Bösensell II 4:4 (1:3)
"Am Ende war's ein gefühlter Sieg", meinte Nullfünf-Coach Alexander Rüschhoff nach dem turbulenten Acht-Tore-Wahnsinn am Arnheimweg. "Wir haben die Moral gezeigt, die uns zuletzt öfter mal gefehlt hatte. Im Nachhinein müssen wir uns aber fragen, warum wir so viele Gegentore kassiert haben." Ein Ansatz: Im Tor stand mit Ilias Schepker ein gelernter Feldspieler, das Bösenseller 2:4 nach einem Freistoß aus über 30 Metern hätte ein gelernter Greifer vermutlich pariert. Der Coach machte seinem Aushilfs-Schnapper aber keinerlei Vorwurf. Das Team hatte darüber hinaus vor allem bei Bösenseller Kontern keine gute Abstimmung und war sehr anfällig. Die Offensivaktionen waren besser - vor allem die aller-, allerletzte: Nach einem Freistoß aus dem Halbfeld verlängerte Sven Hempen den Ball ins Tor - und der Jubel auf Nullfünf-Seite war riesig. "Es ist vielleicht Gold wert, dass wir den Punkt jetzt noch mitgenommen haben", sagte Rüschhoff mit Blick auf die prekäre Corona-Lage und die Tabellensituation seines Teams.
Tore: 0:1 Bellmann (6.), 0:2 Bellmann (12.), 1:2 Maliki (18.), 1:3 Bückert (37.), 2:3 Hempen (58.), 2:4 Bellmann (76.), 3:4 Maliki (83.), 4:4 Hempen (90.+3)