Normal ist anders

Von Christian Lehmann

(05.04.22) Es war kein gewöhnlicher Spieltag in der Kreisliga B1. Na klar, Spitzenreiter Westfalia Kinderhaus III machte beim 5:1 in Bösensell wieder einmal Kinderhaus-Sachen, schraubte das Punktekonto auf 60, das Torkonto auf 87. Der Vorsprung auf die "Verfolger" Greven 09 II (acht Punkte) und Borussia Münster II (12 Punkte) wird immer größer. Auf den anderen Plätzen spielten sich jedoch zum Teil paranormale Aktivitäten ab.

Anders ist etwa das 5:5 zwischen dem SC Türkiyem und Eintracht Münster II nicht zu erklären. Acht Tore fielen in der ersten Halbzeit, nach zwei Platzverweisen und zwei späten Gegentreffern in der Schlussphase musste das Kellerkind doch noch in eine Punkteteilung einwilligen. Während der SC Münster 08 III gegen den Klub Mladost mehr als ein Viertel seiner gesamten Saisontore erzielte, traf in Greven Torhüter Robin Zenker per Elfmeter - und parierte selber einen. Normal ist anders.

Kreisliga B1, der 22. Spieltag

SV Bösensell II - Westfalia Kinderhaus III 1:5 (1:2)
Westfalias Trainer Marcel Nordhoff musste in der Pause deutliche Worte finden. "Der Gegner hat in der ersten Halbzeit gut verteidigt und uns das Leben schwer gemacht", räumte er ein. Nach Wiederbeginn lief es jedoch deutlich flüssiger. Ein Sonderlob verdienten sich Oldie Lars Gorny, der in der Sturmspitze mit 36 Jahren ackerte ohne Ende und fast jedes Kopfballduell gewann, sowie Sergius Gossen als Abräumer vor der Abwehr.
Tore: 0:1 Gorny (18.), 1:1 Sendes (30.), 1:2 Jaha (41.), 1:3 Kraatz (66.), 1:4 Kraatz (70.), 1:5 Gorny (90.)

1. FC Gievenbeck III - SV Mauritz II 0:0
"Es war ein verdienter Punktgewinn", befand Mauritz-Coach Florian Diening. Er ließ sein Team in der Anfangsphase aggressiv anlaufen, damit kamen die Hausherren zunächst nicht gut klar. Die beste Mauritzer Chance des Spiels vergab Daniel Niggemeier Sancho nach zwölf Minuten. "Wir haben es verpasst, in der ersten Drangphase ein Tor zu machen", bedauerte der Trainer. Mit zunehmender Spieldauer schwammen sich die Gievenbecker frei und versuchten es erfolgreich mit langen Bällen über außen. Den Mauritzern wurde dabei die frühe Auswechslung Clemens Bachmairs zum Verhängnis, der nach einem Zusammenprall eine dicke Lippe hatte und im Krankenhaus genäht werden musste. Nach weiteren verletzungsbedingten Wechseln in Durchgang zwei verloren die Mauritzer den Faden. In der Schlussphase hätten dann beide Mannschaften in einem offenen Schlagabtausch den Lucky Punch setzen können - doch es sollte nicht sein.
Tore: Fehlanzeige

Borussia Münster II - BSV Roxel III 2:3 (0:1)
Die Gäste hatten mit Adenis Krasniqi und Jonas Goßling hochkarätige Verstärkung aus der Ersten dabei, beide trugen sich auch in die Torschützenliste ein und bescherten den Kleeblättern einen Überraschungssieg. "Das kann ich Roxel nicht zum Vorwurf machen", meinte Borussen-Coach Hakan Demir. Er wollte auch nicht auf seine eigene Truppe schimpfen, die trotz Personalsorgen alles gab. "Die Jungs haben sich komplett reingeschmissen. Roxel hat's aber einfach super gemacht, den Abstiegskampf kann man nicht besser bestreiten. Sie haben verdient gewonnen." Bei den Hausherren machte sich bemerkbar, dass Demir mit Jannis Remke und Hannes Klus in der Innenverteidigung ein komplett neues Duo aufbieten musste. Die beiden machten ihre Sache, so gut es ging, hatten aber Probleme mit der Abstimmung. Eher glücklich drehten die Gastgeber das Spiel nach der Pause, ehe Krasniqi und Goßling in der Schlussphase zurückschlugen. "Das war spielerisch von uns nicht allzu viel", wusste Demir. 
Tore: 0:1 Krasniqi (45.), 1:1 Urkötter (47.), 2:1 F. Ebong (53.), 2:2 Krasniqi (82.), 2:3 Goßling (90.)

SC Türkiyem Münster - Eintracht Münster II 5:5 (3:5)
"Es war ein wilder Sonntag", ächzte Eintracht-Coach Daniel Wienker. Es ging schon vor dem Anpfiff los mit den Kuriositäten: Weil der Rasenplatz an der Sentruper Höhe gesperrt war und die Akteure "lieber auf Kunstrasen als im Matsch" spielen wollten, wurde kurzerhand an der Pleistermühle gezockt - mit zwei bunt durchgemischten Truppen. "Da waren viele dabei, die in dieser Saison selten bis gar nicht auf dem Platz gestanden hatten", sagte Eintrachts Coach. Sein Team legte eine sensationelle erste Hälfte hin und konterte Türkiyem mehrfach rotzfrech aus. "Wir hatten einen guten Plan, waren bissig und effektiv und haben einen Konter nach dem anderen gefahren", so Wienker. "Zur Pause muss sich Türkiyem nicht beschweren, wenn wir zwei, drei Tore mehr schießen." Nach einem strittigen Platzverweis gegen Chris Roblick und einer weiteren Ampelkarte gegen Nils Schrader gaben die Eintrachtler die 5:3-Führung jedoch in der Schlussphase noch her. "Ich ärgere mich extrem", so Wienker, dessen Team statt möglicher neun aus drei Heimspielen in dieser Woche nur drei Punkte geholt hat.
Tore: 0:1 Thom (10.), 0:2 Kolb (13.), 1:2 Parsboga (15.), 1:3 Schuldt (24.), 1:4 Hillmann (27.), 2:4 Demirdag (35.), 3:4 Demirdag (38.), 3:5 Kolb (44.), 4:5 Mirza (87.), 5:5 Robling (90.)
Gelb-Rote Karte: Eintrachts Roblick (81./Halten)
Gelb-Rote Karte: Eintrachts Schrader (86./Foulspiel) 

SC Münster 08 III - Klub Mladost 8:0 (3:0)
Richtig klasse, was die Nullachter momentan so abreißen. Mit drei Siegen aus den letzten drei Spielen hat sich die Truppe von Trainer Johnny Burnus aus dem Tabellenkeller katapultiert. Gegen Mladost trafen die Nullachter nach zuvor 23 Toren in der gesamten Saison gleich achtmal in einem Spiel. "Das war von allen eine richtig starke Leistung, ich will da keinen rausnehmen", so Burnus, der aber auch einräumte, dass Mladost zum Schluss die Flügel hängen ließ. Besonders sehenswert und fast identisch in der Entstehung waren das 1:0 und das 7:0, jeweils nach einer Ecke. Florian Dolle nagelte den Ball nach 18 Minuten mit einem strammen Volleyschuss unter die Latte, Lars Teriete traf ähnlich mithilfe des Innenpfostens. "Bei den anderen Treffern haben wir uns zum Teil richtig gut durchkombiniert, da waren keine Zufallsdinger dabei", betonte Burnus.
Tore: 1:0 Dolle (18.), 2:0 Dolle (32.), 3:0 Hagenaars (43.), 4:0 Krüger (53.), 5:0 Schmitt (61.), 6:0 Teriete (65.), 7:0 Teriete (85.), 8:0 Teriete (90.)

SC Sprakel - IKSV Münster 4:0 (0:0)
Das sieht deutlich aus. War's aber gar nicht, betonte Sprakels Coach Patrick Klute. "Es war ein richtig gutes Spiel - von beiden Mannschaften." Er zählte 16:16 Torchancen und wusste, warum sein Team schließlich doch ziemlich klar die Oberhand behielt. Wir hatten mit Nils Dilly einen bärenstarken Schnapper und haben unsere Chancen in der zweiten Halbzeit genutzt."
Tore: 1:0 Pendovski (53.), 2:0 Kock (69.), 3:0 Afonso  (79.), 4:0 Kock (87.)

SV Greven 2021 - TuS Altenberge III 2:1 (1:0)
Eine mutige Entscheidung traf Grevens Trainer Sven Hehl, als er seinen Schlussmann Robyn Zenker zu Beginn der zweiten Halbzeit zum Strafstoß antreten ließ. "Das war mein Bauchgefühl. Er hat angezeigt, dass er schießen will." Nach einem vermeintlichen Foulspiel an Kofi Aning traf Zenker sicher zum vorentscheidenden 2:0 (54.). "In meinen Augen war's kein Elfer, der Altenberger spielt klar den Ball", befand Grevens Coach. Seine Jungs hatten zunächst große Probleme, ins Spiel zu finden. "Die Anfangsphase ging klar an Altenberge", räumte Hehl ein. Nach einer Viertelstunde nahmen die Hausherren das Heft in die Hand und gingen durch Elmir Azizov in Führung (32.). Nach dem zweiten Grevener Treffer drückten die Gäste und bekamen nach einem vermeintlichen Handspiel von Tom Reinicke ihrerseits ebenfalls einen Strafstoß zugesprochen - den Zenker parierte (75.)! Der Anschlusstreffer durch Marius Dylka in der Nachspielzeit kam dann zu spät für den TuS.
Tore: 1:0 Azizov (32.), 2:0 Zenker (54./FE), 2:1 Dylka (90.+2)
Bes. Vork.: Grevens Zenker pariert HE (75.)