Die Fairness jubelt
Von Stefan Bamberg
(14.11.16) Ob sie am Sonntagabend noch zusammen ins Tonstudio gefahren sind und gemeinsam "We are the world" gesungen haben, ist nicht überliefert. Doch um eines klarzustellen: Eigentlich gibt es absolut keinen Anlass zur Ironie. Denn das, was der SC Greven 09 II bei seinem Auswärtsspiel bei Portu Münster machte, gehört in Sachen Fairplay schlicht und einfach in die Rubrik Weltklasse. Eine Partie, in der ansonsten nicht so wirklich die Post abging, ein Durchschnitts-Kick, der unspektakulär 1:1 (0:0) endete, schrieb die Geschichte des Spieltags. Was war denn da los?
Praktisch alles, was man zu diesem November-Gepöhle wissen muss, ereignete sich zwischen der 66. und 67. Spielminute. Dabei wurde im Prinzip in diesem Moment gar nicht gespielt, ein Portu-Akteur lag auf der Erde und Referee Matthias Hogrefe schnappte sich die Kirsche zum Schiri-Ball. Erster Ball geht rüber, zweiter Ball kommt wieder - so haben wir's alle in der Bolzplatz-Schule gelernt. Und genau so wollte es Grevens Fabian Kurney auch machen. Doch das Ding entwickelte Eigenleben, hoppelte, hüpfte, und flutschte doch tatsächlich über den Schlappen des bis dahin famosen Portu-Hüters Bruno da Silva. Der unabsichtlichste Treffer seit Boris Becker in der Besenkammer, 1:0 für Greven (66.).
Und dann? "So will doch keiner gewinnen", meint Nullneun-Coach Dennis Lammers. Seine Schützlinge dachten ganz offensichtlich das Gleiche und verabredeten, Portus Bruno da Costa nicht zu bedrängen. Gesagt, getan: Anstoß für die Gastgeber, da Costa lief durch, Greven schaute zu und griff nicht ein - das 1:1 (67.), die Gerechtigkeit wieder hergestellt. Eine Initiativbewerbung um den Fairplay-Preis, vor der alle Beteiligten nur die nicht vorhandenen Hüte ziehen konnten. "Ich spiele seit meinem fünften Lebensjahr Fußball", staunte Portus Übungsleiter Helder Coelho. "Sowas habe ich noch nie erlebt, das war einfach nur ganz große Klasse."
Schon vor dieser Kuriosität, aber auch danach schienen sich beide Teams mit dem Remis zu arrangieren. "Ein Sieger hätte irgendwie nicht zu dieser Partie gepasst", meinte Lammers, der seine Schützlinge insgesamt leicht überlegen sah. Sein Kritikpunkt: "Unsere Konterchancen haben wir nicht konsequent genutzt." Kollege Coelho konnte mit dem Punktgewinn abends ebenfalls blendend einschlafen: "Aus meiner Sicht ein gerechtes Remis." Bei dem es aber definitiv einen großen Gewinner gab: die Fairness.
Portu Münster - SC Greven 09 II 1:1 (0:0)
0:1 Kurney (66.), 1:1 Bruno da Costa (67.)
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