"Pavel" und die Nachspielzeit

Von Finn Bruns

(14.09.23) Nein, verwirrend war das für einen Liga-Neuling wie mich überhaupt nicht, dass Sassenbergs Stefan Wortmann den Spitznamen "Pavel" hat, während Pavel Kasatschkin, der seine Schuhe ebenfalls für den VfL schnürt, "Arthur" genannt wird. Damit in Eurem Kopf nicht so viele Fragezeichen herumschwirren wie anfangs bei mir, klären wir über diese Namenspolitik auf. Und wir hätten noch ein paar weitere Fragen an "Pavel". Etwa, warum bei allen Spielen der Sassenberger bisher entscheidende Tore in der Nachspielzeit gefallen sind - sogar sechs an der Zahl.

"Ich habe auch schon überlegt, woran das liegen könnte, wir wissen es aber auch nicht", meint Wortmann, der selbst drei seiner vier Saisontore in der Extrazeit erzielt hat. "Vielleicht liegt es einfach daran, dass wir noch recht jung und unerfahren sind. Am Ende ist es dann manchmal `alles oder nichts´." Vier Butzen schossen die Grün-Weißen bereits nach dem Ende der regulären Spielzeit, zwei Mal kassierten Jungs vom Telgenkamp allerdings auch schon späte Tore. Dazu kommt, dass Sassenbergs Gegner bereits vier Platzverweise gegen sich bekamen, sodass der VfL am Ende häufig in Überzahl spielte. "Vielleicht ist das auch eine Ursache", überlegt Wortmann.

"Ein sehr schönes Gefühl"

Kommen wir jetzt aber zur Namensfrage: Schon seit der B-Jugend - damals zockte Wortmann noch bei der Warendorfer Sportunion - hört Wortmann auf den Spitznamen "Pavel". Diesen bekam er verpasst, weil seine langen Haare und seine Spielweise dem ehemaligen tschechischen Profi Pavel Nedvěd ähnelten. Als dann zu dieser Saison ein echter Pavel, nämlich Pavel Kasatschkin, aus der vereinseigenen A-Jugend in die Seniorenmannschaft wechselte, ergab sich offensichtlich ein Problem. Das wurde jedoch auf eine smarte Weise gelöst: "Beim letzten Mannschaftsabend wurde Pavel auf "Arthur" umgetauft, damit ich meinen Spitznamen behalten kann", lacht Wortmann.

Der Warendorfer verbrachte seine Jugend bei der WSU, wechselte aber in seinem ersten Seniorenjahr nach Sassenberg - das damals übrigens von Christian Franz-Pohlmann trainiert wurde. Gleich im ersten Jahr - das war die Saison 2013/14 - glückte der Aufstieg in die Bezirksliga. Und auch wenn es 2017 nach drei Jahren wieder ins Kreisoberhaus zurückging, blieb Wortmann seinen Farben treu. "Es gab immer mal Anfragen aus höheren Ligen, da waren auch vernünftige Sachen dabei", erinnert sich der Schornsteinfeger. "Es war immer ein Abwägen. Ich lege viel Wert auf Freundschaft und Wohlbefinden im Fußball, daher bin ich immer in Sassenberg geblieben."

"Es gibt manchmal Momente, in denen man es bereut, die Erfahrung nicht gemacht zu haben. Andererseits gibt es in der heutigen Zeit auch nicht mehr so viele Leute, die ihre ganze Seniorenzeit bei einem Verein verbracht haben. Wenn man dann im Verein bekannt und auch als Vorbild für die Jugend gilt, ist das ein sehr schönes Gefühl", fühlt sich Wortmann hoch gewertschätzt. In seinem Kehrbezirk in Münster wohnen übrigens einige Bekanntheiten aus dem Münsterländer Kreisligafußball: Everswinkels Coach Christopher Dunkel-Steinhoff, Handorfs Urgestein Malte Stoffers oder Mauritz' Tormaschine Wenzel Voß. Am Sonntag kommt es für Wortmann dann zum Duell mit Voß und Mauritz. Zeit für Sechser Wortmann, im Stile von Thilo Kehrer den Strafraum zu kehren und Voß aus dem Spiel zu nehmen.

Ein enges Duell lieferte ich mir am vergangenen Spieltag mit Westbeverns Fabian Engberding. 5:5 hieß es am Ende, weil Handorf gestern mit 3:0 gewann und ich wegen des exakten Vorhersage noch den Rückstand aufholen konnte. Was wir beide nicht geahnt hatten: Dass Sassenberg mal wieder in der Nachspielzeit zuschlägt.

Anschwitzen, der 6. Spieltag

SG Telgte II - GW Gelmer (So., 12.30 Uhr)
Nach dem überraschend guten Saisonstart mit sieben Punkten aus drei Spielen verlor die SG-Reserve zuletzt zwei Mal. Gegen Westbevern kam das nicht unbedingt unerwartet, gegen Kinderhaus dann schon eher. Man munkelt, dass einige Telgter aufgrund der Kirmes nicht ganz nüchtern aufgetreten sind. So kam dann das wilde 4:5 zu Stande. Auch Gelmer verlor sein letztes Spiel gegen die Reserve von Münster 08 und will nun wieder Boden auf die Tabellenspitze gut machen. Zuletzt gab es das Duell 2014, damals jubelte GWG.
Wortmann: 1:2
Heimspiel-Tipp: 1:2

TuS Freckenhorst II - FC Mecklenbeck (So., 13 Uhr)
Aufsteiger-Duell im Feidiek. Beide Mannschaften sind erwartungsgemäß im unteren Teil der Tabelle anzufinden, aber gerade Mecklenbeck zeigte schon mehrfach, dass das Team der Liga gewachsen ist. Freckenhorst hat derzeit mit krassen Personalproblemen zu kämpfen und hat außerdem das Auswärtsspiel in Handorf vom Mittwoch in den Knochen. Gegen den aktuellen Tabellenführer hielt die TuS-Reserve eine Halbzeit lang gut mit, musste sich schließlich aber mit 0:3 geschlagen geben. Das Duell mit dem FCM ist das erste seiner Art, bislang gingen sich beide Teams immer aus dem Weg. Womöglich ein wegweisendes Duell im Abstiegskampf.
Wortmann: Wenn Engin Demirdag wieder dabei ist, gewinnt Mecklenbeck mit 3:2. Wenn er fehlt, gibt es ein 3:2 für Freckenhorst.
Heimspiel-Tipp: 1:1

SC Münster 08 II - BSV Ostbevern (So., 13.15 Uhr)
Zwei Teams, denen vor der Saison nachgesagt wurde, dass sie wohl im oberen Drittel der Tabelle mitmischen könnten. Doch beide hinken ihren Erwartungen momentan noch etwas hinterher. Während die Nullacht-Reserve jedoch im Aufwind ist und zuletzt sechs Punkte aus zwei Spielen mitnahm, belegt Ostbevern aktuell nur den zwölften Rang. Der Mannschaft von Gregor Surmann fehlt nicht selten die Durchschlagskraft nach vorne. Unter der Woche konnte der BSV jedoch den Bezirksligisten Drensteinfurt aus dem Kreispokal werfen, vielleicht ja ein Schlüsselmoment für die noch lange Saison.
Wortmann: Ein Spiel mit ehemaligen Sassenbergern auf beiden Seiten - 2:2
Heimspiel-Tipp: 3:1

BW Beelen - TSV Handorf (So., 15 Uhr)
Zwei weitere Teams, deren Namen in den Teamchecks immer wieder als Favoriten für die oberen Plätze gefallen sind. Handorf bestätigt diese Annahme bisher vollkommen und ist nach dem fünften Spieltag Tabellenführer. Die Mannschaft von Frank Busch ist noch ungeschlagen und hat überhaupt erst ein Gegentor bekommen. Personell sieht es trotzdem eher mau aus, viele Spieler fehlten zuletzt erkrankt oder verletzt. Beelen ist noch gar nicht in Fahrt gekommen, auch wenn sieben Punkte immerhin Platz sechs bedeuten. Zuletzt gab es im Derby gegen Greffen ein enttäuschendes 0:2. Aber wie ich BWB-Coach Stefan Bruns kenne, wird er die richtigen Worte an seine Mannschaft gefunden haben.
Wortmann: Wenn die wirklich auf Rasen spielen, erarbeitet sich Beelen ein 1:1.
Heimspiel-Tipp: Ich setz' sogar noch einen oben drauf! 3:2

SV Mauritz - VfL Sassenberg (So., 15 Uhr)
Dass Sassenberg die Big Player der Liga ärgern kann, stellte der VfL bereits gegen Handorf, Westbevern und Nullacht unter Beweis. Auch gegen den Topfavoriten SV Mauritz vertraut Wortmann auf die taktische Finesse seines Trainerteams: "Wir wissen, was zu tun ist", erklärt er und erwartet gleichzeitig ein "schwieriges Spiel auf dem kleinen Kunstrasen. Mauritz hat schon einige abgezockte Spieler in seinen Reihen." Unter anderem Wortmanns "Klienten" Wenzel Voß. Der schoss seine Mannschaft zuletzt mit Gesichtsmaske und vier Toren im Alleingang zum Sieg gegen Mecklenbeck.
Wortmann: 1:1 - wir setzen unsere Unentschieden-Serie fort und Tobi Brand trifft.
Heimspiel-Tipp: 2:1. Wobei ich Sassenberg tatsächlich einiges zutraue.

Ems Westbevern - Westfalia Kinderhaus III (So., 15 Uhr)
Sie können es noch! Die Dritte von Kinderhaus holte am vergangenen Wochenende ihren ersten Saisonsieg gegen Telgte und ließ ihren Coach Marcel Nordhoff mächtig aufatmen. Nordhoff berichtete, dass er in seiner Halbzeitansprache die Heimspiel als Motivationsspritze verwendet hätte. Nach dem Motto: "Ich will nicht schon wieder erklären müssen, warum wir verloren haben, wenn die nachher anrufen." Und siehe da, seine Rede wirkte. Nun wartet mit Ems Westbevern allerdings ein ganz anderer Gegner, der noch ungeschlagen ist, die zweitbeste Defensive der Liga stellt und punktgleich mit Tabellenführer Handorf ist.
Wortmann: 3:1
Heimspiel-Tipp: 5:1

1.FC Gievenbeck II - FC Greffen (So., 17 Uhr)
Nach dem etwas verkorksten Saisonstart sind die Möwen nun voll auf Kurs. Zuletzt schossen sie elf Tore in zwei Spielen und flogen auf den vierten Platz. Gegen Everswinkel vertrat Gievenbecks Co-Trainer Marko Tesic seinen "Vorgesetzten" Rolo Böckmann, der sich auf Mallorca die Sonne auf den Bauch scheinen ließ. Gegen Greffen soll für die Münsteraner der nächste Dreier folgen, aber Obacht: Greffen gewann zuletzt das Derby gegen Beelen und sorgte damit für die Überraschung des Spieltags. Dennoch hat Coach Besnik Bojku mit einem riesigen Personal-Engpass zu kämpfen, sodass immer wieder alte Herren durchspielen müssen. Dieses Problem hat Gievenbeck nicht: Ihr Juwel Timon Tenambergen schoss die Oberliga-Mannschaft am Mittwochabend in Hohenholte in die nächste Pokalrunde.
Wortmann: 4:0
Heimspiel-Tipp: 4:0

SC Füchtorf - SC Everswinkel (Di., 19.30 Uhr)
Die Gastgeber ließen zuletzt mit ihren 2:1-Sieg in Ostbevern aufhorchen. Selbst ihr Coach Veit Usslepp hatte nicht unbedingt mit dem späten Dreier gerechnet, dafür war die Freude später umso größer. Everswinkel spielt bislang eine ordentliche Runde, konnte gegen die "großen" Gegner aber fast nie über die ganzen 90 Minuten mithalten. So etwa zuletzt gegen Gievenbeck. Dafür war Möwen-Coach Tesic begeistert von der Everswinkler Gastfreundschaft: Nach dem Spiel gab es sogar noch Eis für seine Truppe. By the way: Wer ab und an was zum Lachen braucht, sollte SCE-Coach Christopher Dunkel-Steinhoff bei WhatsApp adden. Was der teilweise in seinem Status hat, übertrifft jedes Comedy-Programm. Und das ist durchaus ernst gemeint.
Wortmann: 1:2
Heimspiel-Tipp: 0:2