Erst chancenarm, dann energiegeladen

Von Pascal Bonnekoh

(08.10.23) Ein Aufeinandertreffen zweier Mannschaft lässt sich recht einfach in zwei Hälften teilen, wenn zwischendurch 15 Minuten Pause sind. Die zwei Halbzeiten des Duells zwischen GW Amelsbüren und den SV Bösensell waren aber auch optisch klar voneinander zu unterscheiden. Denn nachdem in den ersten 45 Minuten noch nicht so wirklich viel los war, ging nach der Halbzeit die Post ab. Zwei Tore schossen beide Seiten, sodass man sich schlussendlich mit einem 2:2 (0:0) die Punkte teilte. Und dann musste auch noch einer frühzeitig unter die Dusche.

"Die ersten 30 Minuten waren vollkommen gut. Dann haben wir es etwas schleifen lassen. Es war ein gerechtes Unentschieden zur Halbzeit", berichtete Bösensells Coach Christian Hester. Das sah André Frankrone auf der anderen Seite übrigens ziemlich ähnlich. "Beide Seiten hätten zur Halbzeit führen können. Man hat auf den ersten Fehler des anderen gewartet." Und genau einen dieser Fehler machten die Grün-Weißen zehn Minuten nach Wiederanpfiff. Benedikt Sollik fiel dem Bösenseller Pressing zum Opfer. Oliver Mersmann schnappte sich die Kugel und schickte Gufäb Hatam allein auf die Reise, der sich die Chance natürlich nicht entgehen ließ (55.).

Amels mit vollem Risiko

"In so einer Situation macht er jeden weg. Einer hat schon gejubelt, bevor Hatam überhaupt geschossen hat. Die wissen alle, dass wenn er zur Zeit da steht, das Ding auch drin ist", musste selbst Frankrone Hatams Abschlussstärke neidlos anerkennen. In der Folge blockte Julius Leifken in aller größter Not einen Schuss von Niklas Thewes, ehe die Gäste auch schon auf 2:0 erhöhten. Nils Schröder tankte sich auf der linken Seite durch und blieb dann auch noch gegen Keeper Lukas Wünnemann eiskalt (76.). "Damit war der Sack eigentlich zu. Wir haben dann aber alles, was offensiv war auf den Platz gebracht und alles auf eine Karte gesetzt", so Frankrone. Volles Risiko zahlt sich manchmal dann doch eben aus.

Lukas Keeren hielt in der 86. Spielminute einfach mal drauf und prompt landete sein abgefälschter Schuss im Kasten. Vier Minuten später flog wiederum eine Flanke in den Bösenseller Sechzehner. Der eingewechselte Patryk Niemyt nahm Maß und hämmerte die Kugel an den Innenpfosten (90.). "Ich weiß noch nicht, ob ich mich über den Punkt freuen soll oder zwei Punkten hinterhertrauern muss. Wenn man mit 2:0 in Amelsbüren führt, ist es schon ärgerlich, wenn man dann nicht drei Punkte holt. In der Schlussphase haben wir aber etwas den Faden verloren. Wir haben uns zu sehr am Unparteiischen aufgehängt, der viele 50:50-Situationen gegen uns entschieden hat. Wir dürfen uns davon aber nicht aus dem Spiel bringen lassen. Vorher hätte ich den Punkt unterschrieben. Amelsbüren ist eine der spielstärksten Mannschaften der Liga. Jetzt hadere ich vielleicht ein bisschen", resümierte Hester.

Wenn viel Frust in Richtung eines Unparteiischen geht, endet das üblicherweise in Gelben Karten. So natürlich auch in diesem Spiel. Jonas Niesing war jedoch bereits vorgewarnt, sodass er kurz vor Schluss einen kleinen Vorsprung für den Gang unter die Dusche bekam (90.+1). Eine ähnliche Reaktion hätte sich Hester wiederum bereits im ersten Durchgang auf der anderen Seite gewünscht: "Das war die gleiche Situation." Frankrone war erneut ähnlicher Meinung: "Wir hätten uns nicht beschweren dürfen, wenn er da runtergeflogen wäre." Nicht ohne Grund nahm der Coach Tim Schachtrup kurz darauf vom Platz. Frankrones Fazit blieb nichtsdestotrotz natürlich positiv: "Hintenraus hatten wir die Chance zum 3:2. Das wäre aber zu viel des Guten gewesen. Wir machen viel richtig, aber im Kollektiv vor allem Dienstags und Donnerstags noch zu wenig. Wir brauchen eine Phase, wo man über mehr Arbeit unter der Woche in einen Flow kommt. Heute sitzen wir aber erstmal zufrieden zusammen."

GW Amelsbüren - SV Bösensell     2:2 (0:0)
0:1 Hatam (55.), 0:2 Schröder (76.),
1:2 Keeren (86.), 2:2 Niemyt (90.)
Bes. Vorkommnis: Gelb-Rote Karte für Bösensells Niesing (90.+1/Meckern)