Bezirksliga 7
Der richtige Ort für Entwicklungen
Von Fabian Renger
(02.02.21) Was für eine rasante Entwicklung. Man muss sich das mal vergegenwärtigen: In den Saisons 2017/18 und 2018/19 rettete sich der TuS SG Oestinghausen jeweils erst am letzten Spieltag vor dem Abstieg in die Kreisliga A. Vielleicht kommt es daher, dass Coach Dierk Meincke bewusst bei nahezu jeder Gelegenheit den Ball flach hält. "Auch wenn wir Fünfter werden, wäre das eine top Saison", sagt der Übungsleiter des Tabellenführers. Kampflos werden sie den Platz an der Sonne aber natürlich nicht räumen, das steht außer Frage.
Sieben Siege, ein Remis, noch keine Niederlage. Zwei Punkte beträgt der Vorsprung auf den ärgsten Verfolger aus Soest. Da könnte man träumen, von der Landesliga faseln, die großen Geschütze rausholen. Meincke tut dies nicht. Eine Kampfansage ist ihm nicht zu entlocken. Nicht, als der Club im Frühjahr des vorigen Jahres Nick Weber als Neuzugang präsentierte. Nicht, als sich nach den ersten Spielen herauskristallisierte, dass es was werden könnte in diesem Jahr. Und auch jetzt während der (viel zu) langen Spielpause nicht. Man weiß in Oestinghausen eben, wo man her kommt. Aus einem beschaulichen Dörfchen mit einfachen Mitteln. Den großen Goschen gibt's anderswo, betont Meincke auch im Februar 2021 noch einmal.
Wieder kaum Kaderbewegungen
Der sportliche Entwicklung, die nicht von der Hand zu weisen ist - in Meinckes erste Saison wurde die Truppe Achter -, ist auch der Lohn einer unglaublichen Vereinstreue. Im Vorjahr hatte Meincke nicht einen Abgang. Er findet das weiterhin verrückt und sagt: "Das macht mir richtig Spaß, man kann kontinuierlich weiterarbeiten." Auch in diesem Jahr sieht's ähnlich aus. Abgesehen von zwei Spielern haben alle zugesagt für die neue Saison. Übrigens auch Weber, auf den wir jetzt aber mal nicht das x-te Loblied anstimmen möchten. "Da sind wir mega stolz. Das spricht für die Truppe und die Jungs", sagt Meincke. Prozesse können so einstudiert und optimiert werden. Vorteilhaft.
Das Gefüge stimmt also. Dabei soll es bleiben. Wenn jemand von außerhalb kommt, dann soll und muss es passen. Wie in der Transferperiode 2019/20, als neben Weber beispielsweise noch Jannis Risse (SW Hultrop) und Marius Vogel (Westfalia Soest) zur Truppe stießen, setzt man in Oestinghausen weiter auf die Einheimischen. Local Player, könnte man diese Kandidaten nennen. Das sei eben das Konzept, bemerkt der Übungsleiter.
Matthias Boldt kommt
Dabei bleibt man. Nachdem im Winter der YouTuber Lukas Steinlein zur Mannschaft gekommen war, kommt im Sommer Matthias Boldt aus RW Westönnens U19. Noch so ein Local Player. Seine Jugend verbrachte er in Oestinghausen, machte dann einen Abstecher zu Westfalia Rhynern. Im vorigen Sommer wollte er das letzte A-Jugend-Jahr wieder bei der JSG Lippetal/Oestinghausen/Hovestadt/Lippborg verbringen. Die löste sich auf, Meincke vermittelte ihn nach Westönnen - und bald ist Boldt zurück. Der 18-Jährige kann hinter den Spitzen, auf dem Flügel oder auch ganz vorne drin agieren. Vieles ist möglich. "Ein super ehrgeiziger Junge", freut sich Meincke. "Man kann Rohdiamant sagen. Er ist wendig, klein, trickreich, schnell." Und da Boldt auch noch vor Ort wohnt, passte es natürlich noch besser. Einzig die Gewöhnung an den Seniorenbereich steht noch aus. Aber für Entwicklungen ist Oestinghausen wohl genau das richtige Terrain.