Talent, sich selbst zu bestrafen

Von Pascal Bonnekoh

(05.11.23) Wir sind inzwischen an dem Punkt angekommen, wo selbst gegnerische Trainer anfangen, mit Saxonia Münster Mitleid zu haben. Seit Wochen haben die Saxonen das Pech gepachtet, so auch beim Auswärtsspiel beim SC Nienberge. Mit zwei Toren war man zwischenzeitlich in Front und trotzdem verlor man schlussendlich mit 3:4 (3:2). Und das, weil man sich die Dinger buchstäblich selber reinhaute und dann auch noch in Unterzahl geriet.

"Wir haben das Talent, uns selbst zu bestrafen", hätte Saxonias Coach Daniel Thihatmar die eigene Situation kaum besser beschreiben können. Die Partie ging denkbar schlecht los für die Gäste. Luca Cavalheri hämmerte bereits in der fünften Spielminute einen Freistoß direkt in den gegnerischen Kasten. "Ich musste ihn zu seinem Glück zwingen. Wir haben mit Nick Münder einen Experten, aber Gott sei Dank konnte ich den Schützen kurz vor knapp noch ändern", freute sich Nienberges Übungsleiter Johannes Frieling. Beeindrucken ließen sich die Saxonen davon aber nicht. Nur drei Minuten später traf Laurin Daniel Pieper nach Vorlage von Jonte Böing zum Ausgleich.

"Das ist eine Mannschaft, die die Kreisliga A bereichert"

Und weitere neun Minuten später führten die Gäste auch schon. Fritz Caspar Bernhard Winkel jagte aus rund 25 Metern den Ball genau in den Knick. In der 33. Spielminute durfte wiederum Pieper erneut jubeln. Aus abseitsverdächtiger Position erhöhte er auf 3:1. "Wir haben eine super Reaktion auf das frühe Gegentor gezeigt. Wir haben ähnlich genial verteidigt wie gegen Amelsbüren, aber heute auch noch drei unser vier Torschüsse weggemacht", so Thihatmar. Doch noch vor der Pause nahm Saxonias Schicksal seinen Lauf. Cavalheri setzte sich auf Außen durch und knallte den Ball scharf vor den gegnerischen Kasten, wo Batu Karatay das Spielgerät mit seinem Schienbein unglücklich im eigenen Tor versenkte (45.+2). "Kurz vorher gab es eine ähnliche Aktion bei uns. Da ging er nicht rein, aber bei unserem Talent, machen wir das 2:3 natürlich selber", haderte Thihatmar mit dem Gegentreffer kurz vor der Pause.

Nur ein paar Minuten nach dem Seitenwechsel waren die Gäste dann wiederum plötzlich nur noch zu zehnt auf dem Kunstrasen. Tobias Romstadt marschierte allein auf Saxonias Kasten zu. Lukas Dennig wollte seinem Schlussmann noch irgendwie zu Hilfe kommen, zog dabei jedoch etwas zu fest am Trikot seines Gegenspielers. Und da er der letzte Mann war, ging es für ihn frühzeitig unter die Dusche (58.). Bei dem Wetter generell keine schlechte Idee, der Zeitpunkt war jedoch nicht der beste. Denn natürlich brachte Münder nicht nur den fälligen Freistoß umgehend im Tor unter, sondern kurze Zeit später traf Adam Ouedraogo auch noch zur Nienberger Führung (72.). Aber selbst nach diesem Fiasko hatten die Gäste in der Schlussphase noch die Kraft, für die ein oder andere gefährliche Chance. Es blieb aber natürlich dennoch beim Heimsieg der Nienberger.

Selbst Christopher Nolan würde wohl kein besseres Drehbuch für ein Fußballspiel einfallen. Dementsprechend gering fiel dann auch Frielings Siegesfreude aus: "Ich habe mich bei Thihatmar entschuldigt, dass wir gewonnen haben. Saxonia ist eine tolle Mannschaft und ein toller Verein, der es heute nicht verdient gehabt hat, zu verlieren. Es war etwas sehr glücklich für uns, auch wenn wir mehr Spielanteile hatten. Ich hoffe, dass Saxonia genügend Punkte holt. Das ist eine Mannschaft, die die Kreisliga A bereichert."

SC Nienberge - Saxonia Münster     4:3 (2:3)
1:0 Cavalheri (5.), 1:1 Pieper (8.),
1:2 Winkel (17.), 1:3 Pieper (33.),
2:3 Karaty (45.+2/ET), 3:3 Münder (59.),
4:3 Ouedraogo (72.)
Rote Karte: Dennig (58./Notbremse)