Die pure Gelassenheit vom Kanal

Von Pascal Bonnekoh

(13.10.23) Wer Saxonia Münsters Coach Daniel Thihatmar kennt, der weiß, dass den Mann so schnell nicht so viel aus der Ruhe bringt. Im Winter steht er gerne mal mit kurzer Hose am Spielfeldrand. Und wenn der eigenen Mannschaft am vorletzten Spieltag plötzlich Punkte abgezogen werden, sodass es im Abstiegskampf doch nochmal spannend wird, sieht Thihatmar das einfach nur als eine kleine weitere Herausforderung. Andernfalls wäre der letzte Spieltag ja auch ausnahmsweise mal langweilig gewesen für die Saxonen. Diese Gelassenheit hat sich längst in der DNA Saxonia Münsters verankert.

Nach einem zwischenzeitlichem Hoch verloren die Münsteraner ihre vergangenen beiden Partien. Im Kellerduell musste man sich dem SV Rinkerode denkbar knapp geschlagen geben, während man von Fortuna Schapdetten eine ordentliche Ohrfeige bekam. "Die Niederlage gegen Rinkerode war schon sehr bitter, aber Schapdetten ist jede Saison ein schwieriges Pflaster für uns. Da zu verlieren, ist nicht so problematisch. Generell ist alles noch ganz entspannt, wenn man das mit der Ausgangslage der letzten Saison vergleicht", berichtet Abwehrspieler Niels Calle Steven Kuhlmann, auch Kulle genannt. Da hat er wohl Recht. Nach sechs Spieltagen war das Punktekonto der Saxonen damals noch komplett leer.

Neues Spielgerät für Saxonia

Aktuell sind es immerhin bereits sieben Punkte. Dafür fangen die Mannschaften aus dem Tabellenkeller plötzlich allesamt an zu punkten, sodass der Abstand zum Relegationsplatz nur noch einen Zähler beträgt. Und jetzt stehen mit den Duellen gegen den TuS Ascheberg und den SV Herbern II auch prompt zwei ganz wichtige Spiele an. Nervös wird man am Kanal deswegen aber noch längst nicht. "Selbst wenn wir da keine Dreier holen, wäre das kein Weltuntergang. Ich halte uns für eine ziemlich gute Mannschaft. Wir haben einen geilen Kader, bekommen es nur noch nicht so ganz auf den Platz. Wir müssen geschlossener auftreten und unsere Stärken finden. Wir dürfen uns nicht so einfach die Hosen ausziehen lassen, wie am vergangenen Wochenende. Da haben wir gut mitgespielt und trotzdem fünf Dinger kassiert. Das passiert uns zu häufig", so Kuhlmann.

Eine weitere kleine Besonderheit hat das kommende Heimspiel gegen die Ascheberger in sich. Der TuS hat sich unter der Woche an der Trainerbank zu schaffen gemacht und mit Dirk Hollenhorst und Hendrik Füchtling zwei echte Ascheberger installiert. Für Kuhlmann aber lediglich eine Randnotiz: "In Heimspielen treten wir immer ganz gut auf. Wir sind da normalerweise relativ dominant. So ein Trainerwechsel kann zwar neues Feuer entfachen, aber auf unserem Spielniveau ist das noch nicht so entscheidend. Unsere Qualität wird sich durchsetzen."

Außerdem haben auch die Münsteraner eine kleine Anschaffung getätigt. Wer Fußball.de aufmerksam verfolgt, dem wird aufgefallen sein, dass plötzlich bei den Heimspielen der Saxonen so ein kleines Kamerasymbol auftaucht. "Das ist schon ganz cool, wenn man sich die Spiele nochmal angucken und für sich selber eine kleine Fehleranalyse betreiben kann", freut sich Kuhlmann auf die automatisierte Spielaufzeichnung.

Anschwitzen, der 10. Spieltag

VfL Senden II - Fortuna Schapdetten (Sonntag, 12:30 Uhr)
Die Fortunen haben mit dem 5:1 gegen die Saxonen endlich ihre Sieglos-Serie beendet und sich vor allem ein wenig Platz zum Tabellenkeller verschafft. Nicht, dass man sich da unten plötzlich zu wohl fühlt. Die Sendener haben sich auf der anderen Seite längst als A-Ligist etabliert und sind innerhalb kürzester Zeit zu einer Mannschaft geworden, vor der man sich in Acht nehmen sollte. Aktuell scheinen die Ergebnisse aber noch größtenteils von einem selbst abzuhängen. Kommt die eigene Offensive ins Rollen, scheppert es auch gerne mal häufiger im gegnerischen Kasten. Sollte das nicht der Fall sein, sind aber eben auch solche Spiele wie das 1:1 gegen den SV Rinkerode vom vergangenen Wochenende möglich. Man bestimmte den Spielverlauf, machte aber einfach den Deckel nicht auf die Partie. Das kann wiederum auch Schapdetten hin und wieder ganz gut. Das könnte ein unterhaltsames Fußballspiel werden.
Kuhlmann: Die sehe ich relativ auf Augenhöhe, Schapdetten wird sich aber durchsetzen. Knappes 1:2.
Heimspiel-Tipp: 3:2

GW Albersloh - GW Amelsbüren (Sonntag, 15:00 Uhr)
Grün-Weiß empfängt Grün-Weiß. Trotz der möglichen Verbundenheit über die gemeinsamen Farben fahren die Amelsbürener als Favorit nach Albersloh. Nach dem zwischenzeitlichen Tief geht es mit dem deutlichen Sieg gegen BW Ottmarsbocholt sowie dem Unentschieden gegen den SV Bösensell gerade steil bergauf. Die Albersloher sind wiederum nicht so wirklich gut drauf. Erst gab es ein müdes Unentschieden gegen den TuS Ascheberg und dann verlor man auch noch gegen den SV Herbern II. Die Leistungsschwankungen seiner jungen Truppe werden Coach Julian Spangenberg wohl noch ein wenig länger Kopfzerbrechen bereiten. Schlechte Tage haben wiederum auch die Amelsbürener gerne mal. 
Kuhlmann: Amelsbüren ist immer gefährlich und ein gutes Team. 1:3
Heimspiel-Tipp: 1:3

SV Bösensell - SC Nienberge (Sonntag, 15:00 Uhr)
Topspiel in Bösensell. Es geht um Platz eins, zwei oder drei. Dass der SVB hier vertreten ist, dürfte niemanden so wirklich überraschen. Dass der Gegner allerdings SC Nienberge heißt, ist dann doch etwas unerwartet. Acht Spielen in Folge absolvierten die Nienberger, ohne auch nur eine einzige Niederlage einstecken zu müssen. Gleichzeitig treffen hier die beiden zweitbesten Offensiven der Liga aufeinander sowie die beste und die zweitbeste Defensive. Wenn man sich die Statistiken so anschaut, ist es plötzlich dann doch nicht mehr so überraschend, dass wir hier von einem echten Topspiel reden dürfen. Jetzt müssen die Teams nur noch liefern und uns wunderschönen Amateurfußball präsentieren.
Kuhlmann: Nienberge finde ich immer super. Bösensell ist aber auch sehr gut reingekommen. Ich glaube trotzdem an ein 1:2.
Heimspiel-Tipp: 2:1

BW Ottmarsbocholt - GS Hohenholte (Sonntag, 15:00 Uhr)
Direkt hinter die Spitze lauern mit BW Ottmarsbocholt und GS Hohenholte zwei Teams, bei denen es zuletzt nicht ganz so einwandfrei lief. Ottibotti kassierte gleich zwei Mal in Folge viel zu viele Gegentore, während die Gelb-Schwarzen nach fulminantem Saisonstart bei sogar drei Niederlagen in Serie angekommen sind. Also ein Spiel, was zumindest für eine der beiden Mannschaften gar nicht besser hätte terminiert werden können. Gäbe es da nicht das Unentschieden, mit dem wohl niemand so richtig zufrieden wäre.
Kuhlmann: Klassisches 2:2.
Heimspiel-Tipp: 2:2

SG Sendenhorst - SV Rinkerode (Sonntag, 15:00 Uhr)
In der Vorbereitung trafen die SG Sendenhorst und der SV Rinkerode bereits beim Schlering-SVD-Cup in Drensteinfurt aufeinander. 6:2 gewannen die Sendenhorster damals. Das Kräfteverhältnis dürfte sich seither nicht großartig verändert haben. Rinkerode steckt trotz der beiden jüngsten Erfolge weiterhin im Tabellenkeller fest, während die Sendenhorster plötzlich sogar an der Tabellenspitze stehen. Aber vielleicht ist Sendenhorsts Coach Florian Kraus ja so nett und schenkt der Mannschaft seines Bruders, Janis Kraus ein paar Punkte gegen den Abstiegskampf. 
Kuhlmann: Da sollte die Favoritenrolle klar verteilt sein. Ich gehe davon aus, dass Sendenhorst das Zuhause macht. 4:0
Heimspiel-Tipp: 2:0

Saxonia Münster - TuS Ascheberg (Sonntag, 15:00 Uhr)
Saxonia ist wie immer optimistisch. Das hat Kuhlmann eindrucksvoll dargestellt. Wie die Ascheberger aktuell so drauf sind, wissen sie vermutlich selber noch nicht einmal. So eine Trainerentlassung kann natürlich verborgene Kräfte wecken, aber der Trainer war jetzt auch nicht alleine schuld an der jüngsten Misere. Insbesondere die anhaltenden Verletzungssorgen dürften dem TuS zu schaffen machen. Die mannschaftliche Geschlossenheit Aschebergs ist mehr gefragt denn je. Eine Qualität, die die Ascheberger schon des Öfteren bewiesen haben.
Kuhlmann: Wir gewinnen 3:1.
Heimspiel-Tipp: 3:2

TuS Altenberge - SV Herbern II (Sonntag, 15:00 Uhr)
Der SV Herbern II ist von den scheinbar Toten erwacht und hat sich den ersten Saisonsieg geschnappt. Darauf will man jetzt natürlich bestenfalls aufbauen. Der TuS Altenberge ist aber wohl alles andere als ein Aufbaugegner. Tatsächlich befinden sich die Altenberger aktuell in hervorragender Verfassung. Fünf Pflichtspiele in Folge gewann man. Ungeschlagen ist man sogar seit sieben Partien. Das dürfte keine ganz so einfache Aufgabe werden für die Herberner.
Kuhlmann: 2:0
Heimspiel-Tipp: 3:0

SG Selm - BW Aasee (Sonntag, 15:00 Uhr)
Die SG Selm sowie BW Aasee laufen aktuell den eigenen Ansprüchen noch hinterher. Die Blau-Weißen hat es sogar bis runter in den Tabellenkeller gespült. Davor haben sich die Selmer mit dem knappen 2:1-Erfolg gegen GS Hohenholte immerhin so gerade noch bewahrt. Dennoch befinden sie sich in Schlagdistanz der Blau-Weißen und irgendwann müssen die Jungs vom Aasee doch ins Rollen kommen. Spielerisch haben sie da unten zumindest eigentlich nichts zu suchen.
Kuhlmann: Ich glaube da wird Selm gewinnen, aber Aasee kann immer Tore schießen. 4:2
Heimspiel-Tipp: 1:1