Kreisliga A2
Regelwirrwarr schickt Saxonia zurück in den Abstieskampf
Von Pascal Bonnekoh
(16.05.23) Eigentlich war in der Kreisliga A2 alles bereits in trockenen Tüchern. Mit Wacker Mecklenbeck steht der Meister bereits seit über einer Woche fest und am Sonntag wurde dann vermeintlich auch die Abstiegsfrage beantwortet. Der TuS Hiltrup II, sowie der BSV Roxel II gehen direkt runter, während SW Havixbeck auf dem Relegationsplatz noch hoffen darf. Doch wer die Tabelle regelmäßig beobachtet, dem wird aufgefallen sein, dass der TuS Saxonia Münster plötzlich nur noch zwei Punkte vor den Havixbeckern steht und somit eben noch nicht durch ist. Was ist passiert?
Die Kurzzusammenfassung: Die Saxonia hat beim 3:2-Heimsieg gegen den TuS Ascheberg einen Spieler unrechtmäßig eingesetzt und bekam daher jetzt die Punkte wieder abgezogen. Ganz so simpel ist die Situation jedoch nicht. Denn hier handelt es sich nicht um einen dieser typischen Vorfälle, wo zum Beispiel eine fünfte Gelbe Karte vergessen wurde. Die Saxonia wurde Opfer einer womöglich nicht unbedingt allgemein bekannten Regel.
Erstspielrecht bestimmt Zweitspielrecht
Julien Stephauer Granzotto zockt bereits seit zwei Jahren für die Münsteraner, allerdings nur unter einem Zweitspielrecht. Offiziell gehört er noch dem SC Vlotho, ein Verein in Ostwestfalen, an. Zum Ende dieser Saison wollte er sich dann aber doch mal von seinem ursprünglichen Verein abmelden und voll und ganz den Saxonen angehören. Und so fleißig wie er ist, hat er natürlich bereits im April seine Abmeldung zum 29.06.2023 eingereicht. Paragraph 15 der Spielordnung des Westdeutschen Fußballverbands besagt allerdings, dass das Datum des Poststempels auf der Abmeldung als Tag der Abmeldung gilt. Am 26.04 hatte Granzotto den Brief abgeschickt, während der SC Vlotho diesen jedoch erst am 07.05 weiterleitete und man bei Saxonia somit erst am 08.05 überhaupt von der Abmeldung erfuhr.
Trotzdem war Granzotto seit dem 26.04 offiziell nicht mehr spielberechtigt, denn hier kommt eine weitere Regelung ins Spiel. Das Zweitspielrecht hängt immer vom Erstspielrecht ab und wenn dieses erlischt, erlischt eben auch das Zweitspielrecht. Granzotto spielte also unrechtmäßig gegen SW Havixbeck, sowie den TuS Ascheberg. Gegen Havixbeck verloren die Saxonen ohnehin mit 0:2, während Granzotto gegen den TuS aber sogar das 1:0 machte. Ein Tag nach der Partie gegen die Ascheberger sah man plötzlich bei der Saxonia, dass Granzotto nicht mehr spielberechtigt ist. Dementsprechend kam er in den beiden vergangenen Partien gegen den SC Nienberge und den SV Rinkerode natürlich auch nicht zum Einsatz.
Thihatmar bleibt wie üblich gelassen
Für die Saxonen bedeutet das jetzt wiederum, dass man am letzten Spieltag gegen Fortuna Schapdetten plötzlich doch nochmal punkten oder sich auf Wacker Mecklenbeck im Duell mit SW Havixbeck verlassen muss. Wie man Coach Daniel Thihatmar eben so kennt, blickt er aber ganz entspannt auf diese Situation: "Ich habe immer gesagt, dass uns fünf Punkte Vorsprung zu viel sind und die Jungs feiern eh gerne zweimal. Auf Grund dessen geht man aber sicherlich auch mit einer gewissen Wut im Bauch in das letzte Spiel. Eigentlich kann niemand was dafür. Dann wird das aber auch kein Gurkenspiel und es ist doch wieder ein bisschen mehr Brisanz drin."
Thihatmar hofft diesbezüglich wiederum auf einen Lerneffekt: "Das ist äußerst unglücklich. Ich hoffe, dass viele Vereine daraus lernen können. Ich bin überzeugt davon, dass die Regel bis dato relativ unbekannt war." Dementsprechend steht natürlich auch die Überlegung im Raum, ob man gegen die Entscheidung vorgehen möchte: "Wir sehen kein schuldhaftes Verhalten bei unserem Verein, aber wir warten erstmal den Sonntag ab. Unwissenheit schützt ja auch vor Recht und Ordnung nicht."