Bezirksliga 12
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"Wir wissen, wo wir herkommen!"
von Christian Lehmann
(03.12.20) Pascal Wilmes braucht keine Laufpläne. Der Trainer des SV Mesum II hat seinen Jungs keine Hausaufgaben mit in den zweiten "Sport-Lockdown" gegeben. "Die halten sich auch so fit. Jeder, der beim Blick auf die Tabelle nicht motiviert ist, der ist Fehl am Platz!"
Das hört sich nach einem ganz schön rauen Ton an beim Tabellenvorletzten, der in sieben Ligaspielen nur drei Punkte geholt hat und noch auf den ersten Saisonsieg wartet. Der Haussegen hängt im Hassenbrock so kurz vor Weihnachten allerdings nicht schief, im Gegenteil. "Paschi", der im Dezember Gespräche mit dem SVM-Vorsitzenden Jochen Jakobs über seine Zukunft bei der Mesumer Reserve fühlen will, hat bei seinen Spielern bereits abgeklopft, ob sie sich einen Verbleib auch in der kommenden Spielzeit vorstellen können und sein "Gequatsche noch hören können". Schließlich arbeitet der frühere Jugendtrainer mit einigen seiner Schützlinge bereits seit knapp zehn Jahren zusammen. Die Antwort fiel allerdings deutlich aus. Sie lautet: Ja! "Fast der gesamte Kader hat seine Zusage gegeben - liga-unabhängig", verrät der Coach.
Leusmann: "Viele Spieler kommen an ihre Leistungsgrenze"
Dass es nach zwei Aufstiegen in Serie nicht stetig weiter bergauf gehen könnte, war auch den kühnsten Optimisten im Vorfeld klar - zumal die Mesumer mit dem Langzeit-Verletzten David Rieke, Luca Winther (Beruf) und Devin Kruse (erste Mannschaft) gleich drei Leistungsträger ersetzen mussten und keine externen Neuzugänge dazu holten. "Die Bezirksliga ist für uns das absolute Maximum. Viele Spieler kommen hier an ihre Leistungsgrenze", sagt Innenverteidiger Manuel Leusmann, der bereits Bezirks- und Westfalenliga schnupperte und als einziger alle Partien über die komplette Spielzeit bestreiten durfte. Er ist neben Abwehrkollege Tony Henke und Sechser Simon Overesch einer derjenigen, die Verantwortung übernehmen. "Natürlich herrscht bei uns schlechte Stimmung, wenn wir ein Spiel verlieren", sagt er. "Wir haben in den vergangenen Jahren so ziemlich alles abgeräumt, was ging. Es ist auch interessant, mal zu sehen, wie die Mannschaft reagiert, wenn man mal die Hucke voll bekommt." Dieses Schicksal widerfuhr der Truppe in dieser Spielzeit allerdings erst zweimal - bei Cheruskia Laggenbeck (1:4) und dem SC Münster 08 (0:5).
"Wir wissen, wo wir herkommen und können die Situation sehr gut einschätzen", sagt auch Wilmes, der sich gemeinsam mit seinem Stab im Sommer bewusst dafür entschied, keine Externen dazu zu holen. Außer Fabio Hülsing und Leon Löcke, der aber bereits in der Mesumer Jugend kickte, besteht die Mannschaft eigentlich aus einer großen Clique. Freunde stehen bekanntlich zusammen - auch in schwierigen Situationen. "Es ist eine andere, harte Situation für uns", führt Wilmes aus. "Es gibt jetzt keine einfachen Spiele mehr. Es ist jedem bewusst, dass es keine Katastrophe für uns wäre, wenn wir wirklich wieder absteigen sollten. Trotzdem ist die Motivation, diese geile Liga zu halten, riesengroß."
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Lehrgeld gezahlt im Auftakt-Derby
Zum Saisonauftakt lief es im Heim-Derby gegen Germania Hauenhorst zunächst blendend, doch nach 2:0-Führung gaben die Mesumer die Partie noch mit 2:3 verloren. "Da haben wir das gute, alte Lehrgeld gezahlt", erinnert sich Leusmann. Das Match fand auf dem Mesumer Hauptplatz statt, alle drei weiteren Heimspiele auf dem schmucken, neuen Kunstrasen - und der scheint der SVM-Reserve zu liegen. Gegen den TuS Graf Kobbo Tecklenburg (2:2), die ISV (0:0) und Concordia Albachten (1:1) wurden die bisher einzigen Saisonpunkte eingefahren, auf dem künstlichen Grün ist die Wilmes-Elf also noch ungeschlagen.
Es gab viele enge Spiele, in denen die Mannschaft nah dran war. Spiele, in denen der Westfalenliga-geprüfte Aggressive Leader David Rieke sicherlich geholfen hätte. "In der A-Liga hatten wir sehr viel Ballbesitz. Gerade jetzt, wo wir viel gegen den Ball arbeiten müssen, merkst Du, wie sehr Spieler wie der Champ fehlen", sagt Wilmes. Auch der zwischenzeitliche Ausfall von Abwehrmann Nico Brüggemann tat der Truppe nicht gut. Während die Innenverteidigung relativ sicher steht, musste das Trainerteam auf den defensiven Außenpositionen immer wieder wild rotieren, das trug nicht zur Stabilität bei.
Nur sieben Saisontore
Noch mehr drückt jedoch ganz vorn der Schuh, nur sieben Tore fielen in sieben Spielen - obschon die Mesumer mit Philip Grewe oder Lars Jenders exzellente Einzelspieler haben. Beide kommen jedoch eher aus der Tiefe, lieben raumgreifende Dribblings oder Zuspiele in die Spitze. Ein Neuner klassischer Prägung steht nicht im Kader. Felix Kamphues und Tim Egbers aus dem Kader der Ersten bekleideten mitunter diese Position. "Es stimmt, bei Münster 08 hast Du einen Gunnar Weber, beim Borghorster FC Alex Hesener, die Tore garantieren. Diesen Spielertyp findest Du bei uns nicht, dafür haben wir aber auch einen anderen Spielstil", kommentiert Wilmes.
Das Vertrauen in die eigene Stärke ist weiterhin vorhanden. Fünf bis sechs Punkte, rechnet Manuel Leusmann vor, fehlen seinem Team bisher. Damit würde man über dem Strich stehen. Eben diese verpassten Punkte will er sich mit dem Team in der Restserie zurückholen. Auch wenn sich "Mansu" nach eigener Aussage "noch nie gerne in die Mannschaft gelaufen" hat, nutzt auch er die Zwangspause, um sich fit zu halten. Es funktioniert also auch ohne Laufpläne...
