Vom Gejagten zum Jäger

Von Christian Lehmann

(19.03.24) Während Spitzenreiter GW Westkirchen stramm auf die Meisterschaft und die 100-Tore-Marke zusteuert, bleibt das Rennen um den möglichen Relegationsplatz zwei weiter völlig offen. Während der bisherige Zweite SC Hoetmar in Sendenhorst patzte, löste der IFC Warendorf trotz komplizierter Vorzeichen die Aufgabe in Handorf und hopste am Konkurrenten vorbei. Auch RW Alverskirchen rechnet sich nach dem Sieg im Verfolgerduell gegen Eintracht Münster wieder was aus.

IFC-Trainer Eugen Migov war nach dem 1:0-Arbeitssieg in Handorf erleichtert und möchte mit seinem Team nun Platz zwei halten. "Wenn man schon mal da oben steht, will man auch da bleiben. Eine Relegation wäre für uns ein geiler Bonus. Jetzt sind wir der Gejagte. Als Jäger hast Du in der Regel weniger Druck, aber den wollten wir ja." Hoetmars Coach Jonas Wiesner ärgerte sich zwar mächtig über die 2:4-Pleite in Sendenhorst, kann den nun vertauschten Rollen aber auch Positives abgewinnen: "Vielleicht ist das für die Jungs ja auch ganz gut, jetzt der Jäger zu sein..." Alverskirchens Coach Andreas Strump hofft derweil, dass sein Teams als lachender Dritter aus dem Noch-Zweikampf hervorgeht. Der Tabellenvierte liegt fünf Zähler hinter dem IFC und vier hinter Hoetmar: "Im Moment sieht unsere Bilanz gegen die Teams von oben gut aus - und wir spielen in drei Wochen gegen Hoetmar. Wir haben nicht in erster Linie die Relegation im Blick, aber wir möchten schon den maximalen Erfolg haben - deswegen gucken wir da schon hin."  

Kreisliga B2, 20. Spieltag

TSV Handorf II - IFC Warendorf 0:1 (0:1)
"Wir haben aktuell sehr viele Verletzte und nicht unseren Top-Kader zusammen. Unter diesen Voraussetzungen hat es die Mannschaft gut gemacht", befand IFC-Coach Eugen Migov, der den starken Gegner lobte: "Ich verstehe nicht, warum Handorf da unten drin steht." Das Tor des Tages erzielte Alen Fehratovic, der nach einer Ecke von Bahri Youssef am zweiten Pfosten den Ball über die Linie drückte. In der Folge hätten die Gäste nachlegen können, doch so blieb es bis zum Ende spannend. Handorf näherte sich immer wieder gefährlich an, kam aber nie zwingend zum Torabschluss, weil Matthias Jonczyk und Jahir Rama in der IFC-Innenverteidigung einen überragenden Job verrichteten. "Das war einer der ekligen Siege, die Du holen musst", meinte Migov abschließend. 
Tor: 0:1 Fehratovic (30.)

SG Sendenhorst II - SC Hoetmar 4:2 (2:2)
Das hätte nicht sein müssen, klagte Hoetmars Coach Jonas Wiesner. "Wir haben viele Fehler gemacht und Lehrgeld gezeigt gegen eine nach vorne hin abgezockten Gegner." Mit Anton Huerkamp, Freddy Offers, Jörn Venhues und Jannik Stork hatten ihm vier Stammspieler gefehlt, das wollte er aber nicht als Ausrede gelten lassen. "Wir hatten auch so eine gute Truppe auf dem Platz." Allen voran A-Junior Mathis Stork, der auf der Sechs eine überragende Partie ablieferte. Zu Beginn überzeugten auch die Kollegen, denn die Gäste gingen durch zwei schön herausgespielte Tore mit 0:2 in Führung: Vor dem 0:1 hatte Shpetim Hajdini Kevin Kötter bedient, beim 0:2 setzte Kötter Moritz Höne sehenswert in Szene. Dann wurde der SCH kalt erwischt: Vor dem 1:2 durch Alex Wiens reklamierten die Gäste ein Handspiel vom Passgeber und stellten den Betrieb unnötigerweise ein, beim 2:2-Ausgleich leistete sich Schnapper Keven Rose einen Aussetzer. "Das 2:2 hat uns völlig den Zahn gezogen", meinte Wiesner. Die Gelb-Schwarzen retteten sich in die Kabine und kamen nach der Pause gut raus, doch trotz etlicher Ecken und Abschlüsse sollte es nicht sein. Hinten schnappte SGS-Keeper Niklas Köster alles weg, vorn versetzte Patrick Schmalbrock Hoetmar den entscheidenden Dolchstoß. Nach der Entscheidung durch Philipp Haske kurz vor Schluss musste Wiesner einräumen: "Es war nicht richtig unverdient, weil Sendenhorst stark gekontert hat."
Tore: 0:1 Kötter (13.), 0:2 Höne (15.), 1:2 Wiens (30.), 2:2 Wiens (41.), 3:2 Schmalbrock (53.), 4:2 Haske (85.)

SV Greven 2021 II - GW Westkirchen 1:10 (1:3)
"Gegen den Tabellenletzten erwarten alle einen klaren Sieg - das haben wir ganz gut hinbekommen", sagte Westkirchens Trainer Robin Westhues. In Durchgang eins fand er dann aber doch ein Haar in der Suppe: "Da fehlte ein bisschen Schärfe im Passspiel. Wir waren aber trotzdem gut drin, das war alles in Ordnung." Ein strittiger Elfmeter zum 1:3 sorgte für Unzufriedenheit in der Pause, in Durchgang zwei machten es die Gäste jedoch angeführt von einem überragenden Yanik Kleemann (sechs Scorerpunkten) richtig deutlich. Wie immer verteilten sich die vielen Tore mal wieder auf ganz viele Schultern: "Das ist das Coole bei uns. In der Torjägerliste musst Du schon ein bisschen nach unten scrollen, bis Du einen von uns findest. Wir haben eine sehr gute Breite und nicht diesen absoluten Ausnahmespieler in der Spitze", freut sich Westhues. Rechnen, wann die Meisterschaft seinem Team nicht mehr zu nehmen ist, sollen derweil andere: "Wir spielen jetzt erstmal das Derby gegen Ostenfelde, das wird schwer genug..."
Tore: 0:1 Suermann (11./ET), 0:2 Steinkamp (14.), 0:3 Kleemann (32.), 1:3 Weißenborn (38.), 1:4 Hilse (52.), 1:5 Schürmann (55.), 1:6 Kleemann (58.), 1:7 Hilse (65.), 1:8 Richter (75.), 1:9 Brinkmann (82.), 1:10 Lange (90.) 

VfL Sassenberg II - RW Milte 2:5 (1:2)
"Beim 1:4 gegen die WSU II am Donnerstag haben wir einen rabenschwarzen Tag erwischt, am Sonntag passte fast alles zusammen", meinte Miltes Coach Volker Hoffmann, der sich die Formschwankungen seines Teams vor allem mit dem ständig wechselnden Personal erklärt. "Manchmal läuft es einfach, manchmal läuft es nicht." In Sassenberg lief es vor allem für Dreifach-Torschütze Nils Schulze Spüntrup, der drei Tore erzielte, zwei davon per Kopf. "Der hat schon richtig geliefert", freute sich sein Coach. Die bemerkenswerteste Aktion zeigte der Offensivmann aber beim Stand von 0:1: Milte bekam nach einem Sololauf von Fabian Volmer einen Elfmeter zugesprochen - unter großem Protest der VfL-Spieler, bei denen in besagtem Angriff ein Spieler verletzt zu Boden gegangen war. Nach einigen Diskussionen schenkte Schulze Spüntrup den Strafstoß schließlich her. "Tu Gutes und dir widerfährt Gutes", meinte Hoffmann. "Wir haben uns den Sieg aber nicht nur durch eine Fügung von oben verdient. Das war schon echt erwachsen, was wir da abgeliefert haben."
Tore: 0:1 Schulze Spüntrup (3.), 0:2 Husemann (32.), 1:2 Koch (44.), 2:2 Neufeld (49.), 2:3 Schulze Spüntrup (65.), 2:4 Schulze Spüntrup (70.), 2:5 Steinhoff (89.)

TSV Ostenfelde - SC Müssingen 5:1 (2:0)
Trotz kurzer Zitter-Phase nach der Pause war es für TSV-Coach Dennis Herrmann ein geruhsamer Nachmittag: "Wir haben's richtig gut gemacht und hatten alles im Griff", freute er sich. Zwar hatte Paul Reinke in der Anfangsphase mal wieder einen Elfmeter verschossen, im Nachsetzen lochte er aber zum 1:0 ein, um nur vier Minuten später nach einem Zuspiel von Mika Langer zu erhöhen. Müssingens Burhan Hasimi verkürzte nach Wiederbeginn sehenswert per Fallrückzieher-Bogenlampe, doch nur drei Minuten später lenkte Langer mit dem 3:1 die Dinge in die richtige Richtung. In der Schlussphase drehte dann Tom Löckmann, der nach Rückenproblemen zwischenzeitlich ausgewechselt worden war, nochmal richtig auf und traf noch zweimal. Für den TSV geht's nun zu Primus Westkirchen: "Bammel haben wir nicht. Die Jungs haben doch nichts zu verlieren. Westkirchen ist der Favorit, aber in einem Derby kann alles passieren", sagt Herrmann. Fun Fact: Weil die Gemeinde Ennigerloh aktuell das Flutlicht erneuert, kann Ostenfelde in dieser Woche nicht daheim trainieren. Für Donnerstag stellt dem TSV ausgerechnet GW Westkirchen allerdings seine Anlage zur Verfügung. "Da sind wir sehr dankbar drüber", sagt Herrmann.  
Tore: 1:0 Reinke (6.), 2:0 Reinke (10.), 2:1 Hasimi (47.), 3:1 Langer (50.), 4:1 Löckmann (83.), 5:1 Löckmann (89.)

RW Alverskirchen - Eintracht Münster 4:2 (2:2)
Die Eintracht hätte die Partie gern kurzfristig verlegt, ging ersatzgeschwächt ins Spiel. RWA-Coach Andreas Strump sah einen sehr starken Beginn seiner Elf, Jeff Gebauer traf bereits nach zwei Minuten den Pfosten. Alex Vogt besorgte dann mit einem 20-Meter-Kracher die Führung für die Hausherren. Doch dann leisteten sich die Rot-Weißen eine kurze Tiefschlaf-Phase: "Die beiden Gegentore hätten wir uns sparen können, da haben wir katastrophal verteidigt", grantelte Strump. Nach einem feinen Spielzug und Hacken-Ablage von Gebauer traf Vogt noch vor der Pause zum 2:2. Beim 3:2 steckte der Spielmacher stark durch, Gebauer veredelte. Den Schlusspunkt setzte Joker Ndimuwanijupa Kapendo, hoffentlich unfallfrei geschrieben, nach Zuspiel von Alex Vogt mit seinem ersten Ballkontakt. "In der zweiten Halbzeit haben wir nichts mehr zugelassen, aber auch nicht mehr viele Torchancen herausgespielt", meinte Strump.
Tore: 1:0 A. Vogt (30.), 1:1 Schmidt (25.), 1:2 Schmidt (38.), 2:2 A. Vogt (44.), 3:2 Gebauer (76.), 4:2 Kapenda (90.+2)

Außerdem spielten:

Warendorfer SU II - ESV Münster 3:1 (0:1)
Tore: 0:1 Degenkolbe (30.), 1:1 Boldt (68.), 2:1 Boldt (87.), 3:1 Ramic (90.+3)
Rote Karte: WSU (47.); Gelb-Rote Karte: ESV (79.)

SG Telgte III - BW Beelen II 2:0 (2:0)
Tore: 1:0 Winter (15.), 2:0 zur Nieden (24.)