Oberliga Westfalen
RSV Meinerzhagen erwägt Rückzug
von Christian Lehmann
(22.04.21) Drei Aufstiege in vier Jahren, Sieg im Westfalenpokal, Teilnahme am DFB-Pokal - der RSV Meinerzhagen kannte in den vergangenen Jahren eigentlich nur eine Richtung: nach oben. In der vergangenen Spielzeit verpasste der Klub von Ex-Bundesligaprofi Nuri Sahin (Werder Bremen, Borussia Dortmund) nur um 0,05 Quotientenpunkte den Sprung in die Regionalliga. Nun sieht es allerdings danach aus, als würde dem steilen Aufstieg ein freiwilliger Abstieg folgen. In einer Vereinsmitteilung gab der Verein nun bekannt, dass er über einen Rückzug aus der Oberliga Westfalen nachdenkt.
Am Dienstag hatte der FLVW noch einmal die Vertreter der höchsten dem Verband untergeordneten Spielklasse zusammengerufen und in einer Video-Konferenz die Hintergründe der Saison-Annullierung erläutert. In der halbstündigen Konferenz gab es jedoch nur wenig Neues. Dem Wunsch einiger Vereine, in einer Aufstiegsrunde Aufsteiger in die Regionalliga zu ermitteln, erteilte der Verband offenbar eine Absage. Mit Ausnahme eines potenziellen Absteigers aus der Regionalliga West (RW Ahlen, der SV Lippstadt oder die Sportfreunde Lotte sind möglich) soll die Oberliga in ihrer jetzigen Konstellation zusammenbleiben. Gesprochen wurde auch über einen Moduswechsel, bei dem die bis zu 22 Teams in zwei Staffeln, einer Auf- und Abstiegsrunde oder einer einfachen Runde gegeneinander spielen würden.
"Finanziell nicht darstellbar"
Womöglich werden es aber auch weniger als 22 Teams, denn der RSV Meinerzhagen wackelt. "Seit dem Sommer 2015 haben wir unzählige unvergessliche Momente erlebt, und es ist uns gelungen, viele Menschen zu begeistern - in Meinerzhagen und in der gesamten Region. Mit Ablauf der soeben vom Verband annullierten Saison wird unser Weg nun aber deutlich steiniger", heißt es in einem vom 1. Vorsitzenden Dirk Rehbein unterzeichneten Schreiben, das auf der Vereins-Homepage veröffentlicht wurde.
"Dass der RSV Meinerzhagen auch in der Spielzeit 2021/22 eine Oberliga-Mannschaft stellen wird, ist derzeit keineswegs sicher. Der Grund dafür ist letzten Endes simpel: Unter den gegebenen Voraussetzungen ist eine weitere Saison in der Oberliga finanziell schwer darstellbar. Wir sind auf Unterstützung angewiesen."
Ausbleibende Einnahmen, fortlaufende Kosten
Der Klub begründet die monetäre Schieflage in erster Linie mit ausgebliebenen Zuschauereinnahmen und Sponsorengeldern bei gleichzeitig weiterbestehenden Verpflichtungen wie etwa die Gehälter der Vertragsspieler. Liquide Mittel seien wie schon vor der Pandemie geplant in den Neubau des Vereinsheims und der Tribüne geflossen. Diese infrastrukturellen Voraussetzungen wären für einen möglichen Aufstieg in die Regionalliga notwendig gewesen. Anspruch auf staatliche Corona-Hilfsfonds hat der Verein nicht. Bei aller Anerkennung, den der Verein für seine sportlichen Erfolge erhalten habe, sei es nicht gelungen, die Wirtschaft in der Region zu überzeugen.
"So aber müssen wir uns der Realität stellen, die nach aktuellem Stand keine weitere Oberliga-Saison gestattet, ohne das solide finanzielle Fundament zu gefährden, auf dem der Verein allen momentanen Schwierigkeiten zum Trotz steht", heißt es in der Mitteilung weiter. "Für den RSV Meinerzhagen wird es nur dann eine Zukunft in der Oberliga geben, wenn die Saison im Vorfeld durchfinanziert ist. An Optionen und möglichen Lösungen, wie das doch noch zu realisieren ist, arbeiten wir mit Hochdruck. Es würde uns freuen, wenn uns alle, die uns seit dem Sommer 2015 auf unserem Weg unterstützt oder begleitet haben, auch in dieser momentan schwierigen Phase zur Seite stehen würden."