Hexer Holstein macht's schon wieder!

Von Christian Lehmann

(24.08.23) "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter" zählt wohl nicht zur Standard-Lektüre von Marvin Holstein. Der Schnapper des SV Bösensell scheint es regelrecht zu genießen, wenn es am Punkt zur Sache geht. Beim Erstrunden-Überraschungssieg gegen den SV Herbern war er mit zwei parierten und einem verwandelten Elfer bereits der gefeierte Held, nun hat er es schon wieder getan. Beim 5:3 (3:3/2:2)-Coup gegen den SC Greven 09 schafften es gleich vier Grevener Schützen nicht, den Blondschopf zu überwinden. Den entscheidenden Schuss ins Glück besorgte der Torhüter dann gleich selbst. Kannste dir eigentlich nicht ausdenken.

So groß die Freude bei Holstein und den Hausherren war, so fassungslos waren die Gäste nach einem dramatischen Pokalabend. "Das ist sinnbildlich. Wenn Du von vier Elfmetern vier verschießt, dann weißt Du, dass es bei den Jungs gerade gut rattert. Da sind nicht die Füße, sondern der Kopf entscheidend", kommentierte Grevens Coach Yannick Bauer den Shootout, in dem Johannes Mennemeyer, Stefan Sackarndt, Kevin Landas und Jakob Richter die Nerven versagten. Aufseiten des SVB scheiterten Florian Bußmann und Marvin Janning zwar ebenfalls, doch die verwandelten Versuche von Lars Rückel und Teufelskerl Holstein reichten zum Einzug in die dritte Pokalrunde.

Hester: "Viel beschissener kannst Du nicht starten"

Bauer vergaß nicht, dem Gegner im Moment der Niederlage ein großes Kompliment zu zollen: "Das war ein richtig geiles Pokalspiel, mit sehr guter Stimmung, einem guten Gegner und sehr sympathischen Trainern. Ich gönne es Bösensell. Unsere Jungs sollen jetzt die Grevener Kirmes feiern und erstmal den Kopf ausschalten. Dann fahren wir zu Münster 08 und versuchen, nicht nochmal wie die Lachnummer des Münsterlandes auszusehen..."

Davon waren die Gäste am Helmerbach in der Anfangsphase zunächst meilenweit entfernt. Jonas Rüschenschulte verwertete nach nur zwei Minuten eine Flanke zum 0:1, Patrick Fechtel erhöhte nach einem platzierten Flachschuss von halblinks auf 0:2 (11.), zwischendurch hätte Mats Bitter aus kurzer Distanz ebenfalls treffen müssen, doch er feuerte den Ball an die Latte (8.). "Viel beschissener kannst Du in ein Pokalspiel gegen eine klassenhöhere Mannschaft eigentlich gar nicht starten", meinte SVB-Coach Christian Hester. "Greven hat unfassbares Tempo in der Offensive. Die spielen einen unfassbar guten, schönen Ball. Das haben wir in den ersten Minuten zu spüren bekommen."

Tolles Comeback des SVB

Doch nach einer Viertelstunde - Greven nahm den Fuß vom Gas, Bösensell stieg volle Lotte drauf - änderte sich die Gemengelage. Nils Schröder sorgte mit einem Flachschuss aus 16 Metern für den Anschlusstreffer (1:2/34.), Florian Bußmann traf in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit nach einem unnötigen Foulspiel von Fechtel an Timo Schröder vom Elfmeterpunkt zum 2:2-Ausgleich (45.+3). Der Fußball-Volksmund spricht da von einem psychologisch wichtigen Zeitpunkt. Hester sah's genauso: "Spätestens da waren wir komplett in der Partie."

Nach Wiederbeginn drückten aber erwartungsgemäß doch die Gäste auf den Siegtreffer. Trotz deutlicher Ballbesitz-Vorteile schafften sie es aber nur noch selten, zwingende Torchancen zu generieren. Nach einem bockstarken Vertikalpass von Tim Niesing legte dann kurz vor dem Ende Lars Rückel quer zu Gufäb Hatam, der auf 3:2 für den Underdog stellte (85.). Greven zeigte noch einmal Moral, glich in der 90. Minute durch den kurz zuvor für Fechtel eingewechselten Bernd Lakenbrink nach einer Ecke zum 3:3 aus. Im finalen Showdown stahl Marvin "The Wall" Holstein ihm dann aber doch noch die Show.

Bauer: "Und dann geht das Kino im Kopf an"

Bauer nahm das Pokalaus sportlich: "Die Jungs hätten gerne noch ein bisschen was vom Fußballkreis Münster gesehen, aber es soll aktuell bei uns einfach nicht sein. Wir haben richtig gut angefangen, den Gegner aber am Leben gelassen. Und dann geht das Kino im Kopf an. Mich stimmt positiv, wie wir in die zweite Halbzeit gegangen und wie wir nach dem dritten Gegentor zurückgekommen sind. Wir werden den Kopf jetzt nicht in den Sand stecken. Ich glaube, dass jeder Bock auf Wiedergutmachung hat."

Hester zeigte sich beeindruckt von seiner Truppe: "Gegen einen so spielstarken Gegner nach 0:2-Rückstand so zurückzukommen, war nicht selbstverständlich. In der zweiten Halbzeit war der Druck schon sehr groß, da haben wir es fast gar nicht mehr geschafft, Umschaltsituationen zu generieren. Wir haben uns durchgezittert und waren froh, dass es ins Elfmeterschießen ging." Kein Wunder, wenn man so einen Hexer in der Bude hat...

SV Bösensell - SC Greven 09     5:3 n.E. (3:3/2:2)
Tore: 0:1 Rüschenschulte (2.), 0:2 Fechtel (11.),
1:2 Schröder (34.), 2:2 Bußmann (45.+3/FE),
3:2 Hatam (85.), 3:3 B. Lakenbrink (90.)
Elfmeterschießen: 
SVB: Rückel und Holstein treffen, Bußmann und Janning verschießen
Greven: Mennemeyer, Sackarndt, Landas und Richter verschießen