Fußball, wie er sein sollte

Von Christian Lehmann

(05.10.21) 45 Tore in acht Spielen, ein heißes Derby in Südkirchen, entscheidende Treffer in den Schlussminuten, ein Überraschungs-Befreiungsschlag in Mecklenbeck - und ein Hammer-Spiel am Häpper in Amelsbüren. Leute, Leute, Leute... Den Wahnsinn, der sich da am 7. Spieltag in der B3 ereignet hat, mal eben kurz und knapp in ein paar Sätzen zusammen zu fassen, ist nahezu unmöglich. Wir versuchen es trotzdem und liefern euch die Quickies.

Kreisliga B3, der 7. Spieltag:

Concordia Albachten II - VfL Senden II 1:4 (1:1)
Tore: 1:0 Okafor (12.), 1:1 Mersmann (23.), 1:2 Lücke (54.), 1:3 Ermann (74.), 1:4 Dombrink (90.)
Gelb-Rote Karte: Albachten (75.), Albachten (81.)

SV Drensteinfurt II - Werner SC II 2:3 (1:1)
In der Schlussphase brachte der noch immer sieglose Tabellen-14. den Favoriten aus Werne nochmal ganz schön ins Schwitzen. Zunächst verpasste Patrick Overeresch bei einem Pfostentreffer den möglichen Ausgleich (87.), dann forderten die Stewwerter einen Elfmeter, bekamen diesen aber nicht. Eine Rangelei mit zwei Roten Karten beendete das hitzige Gefecht. SVD-Coach Peter Lohrmann war zufrieden mit dem Auftritt seiner Jungs. "Wir haben vor allem in der ersten Halbzeit toll gespielt und hätten führen müssen. Letztlich hat aber Wernes individuelle Qualität den Unterschied gemacht. Spielerisch fand ich sie nicht so stark, aber sie hatten extrem gute Einzelspieler." Damit meinte er womöglich WSC-Spielertrainer Marc Schwerbrock, der aus 40 Metern frech zum 1:1 traf und später auch noch einen weiteren Treffer nachlegte.  
Tore: 1:0 Wieschmann (7.), 1:1 Schwerbrock (14.), 1:2 Schwerbrock (54.), 1:3 Sudholt (65.), 2:3 Weichenhain (78.)
Rote Karte: Drensteinfurts Winkelnkemper (90.+4/Rangelei), Werne (90.+4/Rangelei)

Wacker Mecklenbeck II - FC Nordkirchen II 6:1 (3:1)
"Wir haben endlich mal das über 90 Minuten das durchgespielt, was wir wollten", jubelte Wackers Coach Maik Reichstein nach dem Überraschungssieg gegen den bis dato Tabellenzweiten. Trotz personeller Engpässe gingen seine Jungs aggressiv vorne drauf und lieferte von Minute eins an ab. "Es war ein perfekter Tag. Wir haben geil gespielt und den Ball schnell und direkt laufen lassen, der Gegner wusste teilweise gar nicht, wie ihm geschah." Das Schmankerl des Tages war Volkan Uyars Distanzschuss zum 3:1 aus 20 Metern.
Tore: 0:1 Mangels (20.), 1:1 Scheuer (35.), 2:1 Uyar (39.), 3:1 Uyar (44.), 4:1 Schmidt (47.), 5:1 Scheuer (60.), 6:1 Schmidt (65.)

VfL Senden III - FC Mecklenbeck 1:4 (1:2)
Tore: 0:1 Forodifard (19.), 0:2 Hanouf (35.), 1:2 Rashkani (42.), 1:3 Al Sharokhi (53.), 1:4 Sucin (82.)

SV Südkirchen - SC Capelle 2:3 (0:0)
Blau-Weiß gegen Gelb-Schwarz, richtig Zunder auf dem Platz - aber nach dem Spiel gaben sich beide Parteien fair die Hände und tranken gemeinsam ein Bierchen. "Es war so, wie ein Derby sein sollte", schwärmte Capelles Coach Reinhard Behlert. Er hatte sogar etwas Mitleid mit dem unterlegenen Gegner, denn Südkirchen kassierte den Knockout erst in der Schlussminute. Und wie! Nach Zuspiel von Janik Hülsmann feuerte SC-Kapitän Simon Walter die Asse knallhart aus spitzem Winkel ins kurze Eck (2:3/90.), anschließend wurde er von einer riesigen Jubeltraube begraben. In einem extrem intensiven, aber nie ruppigen Derby begann Capelle stark, verzeichnete schon nach zwei Minuten einen Pfostentreffer durch Walter und war auch sonst Herr der Manege. Im weiteren Verlauf des ersten Durchgangs kam der SVS immer besser rein, Tore fielen allerdings erst nach Wiederbeginn: Andreas Winkler traf nach Ecke per Kopf zum 0:1, das jedoch nicht lange Bestand hatte, weil Capelle gegen Moritz Schulte "ein bisschen tölpelhaft verteidigt" hatte (Behlert). Mit einem Traumpass leitete Hülsmann das 1:2 durch Maxi Rethmeier ein, Nikls Dornhege egalisierte jedoch nur vier Minuten später nach einer Ecke per Kopf. Dann kam Walters großer Moment - und eine siebenminütige Nachspielzeit, in der Ersatzkeeper Sven Keikott im Capeller Tor wie schon in den 90 Minuten zuvor eine exzellente Performance zeigte und den Sieg festhielt. 
Tore: 0:1 Winkler (56.), 1:1 Schulte (63.), 1:2 Rethmeier (74.)

Centro Espanol Hiltrup - Club Birati Münster 4:1 (2:0)
Immer noch hat Centro einen personellen Notstand. "Ich habe jetzt 18 Verletzte", berichtet Trainer Stefan Thoma, dessen 34-Mann-Kader immer kleiner wird. Wie schon gegen den SC Capelle besannen sich die Gastgeber deshalb auf die Basics und dominierten die Partie über weite Strecken. "Nach dem 2:1 wurde es ein bisschen wilder, ich hatte aber nie das Gefühl, dass etwas schief gehen könnte", so Thoma. "Die Jungs haben das gut gemacht, das 4:1 ist eigentlich zu wenig, wir haben es bei einigen guten Möglichkeiten einfach zu hastig gespielt - aber am Ende zählen nur die drei Punkte." Bitter: Mit Jörg Brüske und Marc Ehrensberger stehen nun wieder zwei weitere Namen auf Centros Verletztenliste. Highlight des Spiels war der direkt verwandelte Freistoß von Kevin Stoever, der nach Aufforderung der Bank von der Seitenlinie einfach mal drauf zimmerte - und traf.
Tore: 1:0 Schneider (30.), 2:0 Kuhnt (40.), 2:1 Al Dandal (63.), 3:1 Stoever (76.), 4:1 Schneider (89.)

SC Gremmendorf - TuS Saxonia Münster II 5:1 (2:1)
Tore: 1:0 Gröger (10.), 2:0 Osmani (34.), 2:1 Walther (45.), 3:1 Osmani (48.), 4:1 Osmani (64.), 5:1 Hassanzadeh-Ashrafi (80.)

GW Amelsbüren - FC Polonia Münster 5:2 (0:2)
Als Schiedsrichter Thomas Dokters die Teams zur Pause bat, schauten sich einige Zuschauer am Häpper ungläubig an. Polonia hatte eine sensationelle erste Halbzeit gespielt und sorgte bei verdienter 2:0-Führung für Extase bei den mitgereisten Fans. Marcin Dera, der eine Einwurf-Flanke per Kopf ins Tor verlängert hatte, und Arek Jastrzebski nach einem Abstimmungsproblem Niko Zurmühlen und Moritz Leisgang hatten den Underdog in Führung gebracht. GWA-Coach André Frankrone sprach nachher von einer "unterirdischen ersten Halbzeit" und einem "Kollektiv-Ausfall". Er packte aber in der Kabine nicht die Keule aus, sondern sprach seinen verunsicherten Kickern Mut zu. Das wirkte, und wie! Binnen vier Minuten drehte Amels die Partie, innerhalb einer Viertelstunde waren die Verhältnisse klar. Und das ging so: 1:2 Alejandro Gomez, Dropkick nach Ecke; 2:2 überragendes Solo Leon Münsterkötter, Stichpass zu Niklas Thewes, Tor; 3:2 Freistoßtreffer Max Leisgang in den Giebel.

"Das hat das Fass der Emotionen zum Überlaufen gebracht", wusste Frankrone, der anschließend noch je einen weiteren Leisgang-Treffer von Max und Moritz sowie zwei Platzverweise für gefrustete Polonia-Kicker sah. "Das hat uns zusätzlich in die Karten gespielt", so Frankrone, dem eines aber auch wichtig war: "Sie waren maximal fair bis zum diesem Zeitpunkt. Ich kann Polonia nur größten Respekt zollen. Sie hätten mehr verdient gehabt, man muss fast mit ihnen mitfühlen. Ich glaube, sie werden ihre Punkte holen. Wir wissen, dass wir diesmal mit einem blauen Auge davon gekommen sind..." Polonias Sportlicher Leiter konnte sich über das Lob nur bedingt freuen, er ärgerte sich, dass sein Team die Zügel nach der Pause noch aus der Hand gegeben hatte. "Wir können Fußball spielen und jeden schlagen in der Kreisliga B. Ich glaube, dass Potenzial da ist, hat man gesehen. Wenn man aber so fahrlässig in die zweite Halbzeit startet und gegen einen Gegner wie Amelsbüren die Konzentration nicht hoch hält, passiert so etwas. Das war unsere eigene Blödheit. Trotzdem war es ein tolles Spiel, wir haben keine Angst gehabt und waren mutig. Amelsbüren ist der verdiente Sieger. Das ist ein top Verein mit vielen netten Leuten."
Tore: 0:1 Dera (12.), 0:2 Jastrzebski (43.), 1:2 Gomez (48.), 2:2 Thewes (50.), 3:2 Max Leisgang (52.), 4:2 Max Leisgang (55.), 5:2 Moritz Leisgang (60.)
Gelb-Rote Karte: Polonias Jastrzebski (58./Ball wegschlagen)
Gelb-Rote Karte: Polonias Rompcik (65./wiederholtes Foulspiel)