Höwing: "Unsere Zeit kommt"

Von Christian Lehmann

(19.02.19) Vor zweieinhalb Jahren klopfte Sascha Höwing mit dem SC Preußen Lengerich heftig an die Pforte zur Westfalenliga, auch die ganz großen Zeiten des Klubs Anfang der Nuller-Jahre hat der 32-jährige Defensivspieler miterlebt. Mittlerweile steht das Bezirksliga-Schlusslicht wieder an der Schwelle zur Kreisliga - und Höwing ist immer noch da. Dem Verein dient er seit vielen Jahren nicht nur als Spieler, sondern auch als Jugendtrainer. Im Interview mit Heimspiel-Redakteur Christian Lehmann spricht der Kapitän über den Coup gegen Blau-Weiß Aasee, das Verhältnis zu seinen Trainern und die Aussichten im Kampf um den Klassenerhalt.

Sascha, hast Du am Sonntag nach dem 0:2 durch Aasees Ersan Keser noch daran geglaubt, dass ihr das Ding noch dreht und mit 3:2 gewinnt?

Höwing: Ja, definitiv! Wenn ich nicht daran geglaubt hätte, dann hätte ich ja gleich vom Platz gehen können. Ein Spiel geht immer 90 Minuten plus X, das habe ich in den vergangenen Jahren häufiger erlebt. Man hat der Mannschaft auch nach den Gegentoren angemerkt, dass sie unbedingt will. Ob wir dann durch ein Eigentor zurück ins Spiel gekommen sind oder nicht, ist völlig egal. Unser erstes Gegentor war ja auch ein richtiges Kack-Ei. Wir haben uns gedacht, wir haben nichts mehr zu verlieren.

Deine Trainer Pascal Heemann und Jörg Sprehe haben reagiert und auf ein 3-5-2-System mit Lansana Kaba und Chris Jaeschke in der Spitze gesetzt. Wie entscheidend war die taktische Umstellung?

Höwing: Wenn Du mit 0:2 hinten liegst, brauchst Du ja nicht mehr mit vier Mann hinten rumstehen. Wir mussten was tun und wussten, dass gegen Aasee was möglich ist. Nach dem Ausgleich habe ich zu Pascal gesagt 'Wir spielen hier nicht auf Unentschieden'. Wir hatten da den gleichen Gedanken.

Wie ist die Zusammenarbeit mit den beiden Trainern? 

Höwing: Es ist schon ein wenig seltsam, da ich ja mit beiden früher auch zusammengespielt habe. Die beiden führen viele Einzelgespräche, das hilft den jungen Spielern. Außerdem machen wir beim Training viele kleine Spielformen und wenn nötig, holen sie auch mal die Taktik-Tafel raus. Das klappt gut.

War das jetzt die Initialzündung zur Aufholjagd? Der Rückstand auf Platz 13 beträgt nur noch vier Punkte. Viele hatten euch bereits abgeschrieben...

Höwing: Wir haben in der Winterpause besprochen, dass die ersten fünf Spiele ganz entscheidend und richtungsweisend sein werden. Wir spielen jetzt gegen Gievenbeck, danach dann gegen Horstmar. In der Hinrunde haben einige unserer jungen Spieler Lehrgeld bezahlt, jetzt haben sie sich angepasst. Ich bin mir sicher: Unsere Zeit kommt...

Ihr habt bisher 47 Gegentore bekommen und auswärts noch kein Spiel gewonnen. Was kann und muss die Mannschaft noch verbessern, um die Klasse zu halten?

Höwing: Wir müssen vor allem an der Cleverness und Abgewichstheit arbeiten. Ich hatte auch in der Hinrunde das Gefühl, das gegen jeden Gegner etwas geht. Manchmal musst Du aber einfach auch mal dreckig spielen. Ich glaube, dass es bei den Jungs jetzt Klick gemacht hat, im Training wird jetzt auch mal die Grätsche ausgepackt.

Du hast alle Höhen und Tiefen dieses Vereins in den vergangenen Jahren miterlebt - und davon gab es reichlich. Wünscht Du dir manchmal die guten, alten Zeiten und Mitspieler wie Robin Surmann oder Niklas Cirkovic zurück?

Höwing: Natürlich bin ich traurig, dass diese Jungs nicht mehr da sind. Wir haben uns kennen und schätzen gelernt und ich hätte auch gerne noch fünf, sechs Jahre mit ihnen zusammen gespielt. Es war aber eigentlich früh klar, dass sie früher oder später einen anderen Weg einschlagen. 

Viele gute Spieler haben den Klub in den vergangenen Jahren verlassen. Warum bist Du geblieben?

Höwing: Ich habe gesehen, dass sich hier unter Christian Hebbeler und Michael Börgel einiges entwickelt hat. Als sie weg waren, habe ich schon mal über eine Veränderung nachgedacht. Das war aber mit dem beruflichen Aufwand (Anm.: Höwing arbeitet in einem Lengericher Krankenhaus) nie zu vereinbaren.

Würdest Du mit dem Team auch in die Kreisliga gehen?

Höwing: Für uns stehen in den nächsten Wochen ganz wichtige Spiele an. Wir haben vereinbart, dass wir uns danach zusammensetzen und schauen, wie es weitergeht.

Du hast es angesprochen, am Sonntag geht's nach Gievenbeck. Das wäre kein schlechter Zeitpunkt für den ersten Auswärtssieg, oder?

Höwing: Ja, dann wären wir bis auf einen Punkt dran. Dass Max Thamm seine fünfte Gelbe Karte gesehen hat und uns fehlt, ist natürlich blöd. Aber das kriegen wir kompensiert. Im Hinspiel haben wir in der letzten Minute das Siegtor erzielt. Da hätte ich diesmal auch nichts dagegen.