10 Wochen für den Schicker-Schiri-Vorwurf

Von Mario Witthake

(29.04.16) Der Vorwurf "Schiri, du bist doch besoffen!", wurde am Abend des 17. März in Gimbte sicherlich nicht zum ersten Mal auf einem Fußballplatz geäußert. Die vielbeachtete Premiere war es vielmehr, dass sich der Unparteiische diese Schmähung nicht gefallen lassen wollte, die Polizei heranbestellte und im Beisein der Beamten einen Alkoholtest durchführte. Die Kreisspruchkammer (KSK) um den Vorsitzenden Manfred Mönig verhandelte dieses im B-Liga-Spiel zwischen BG Gimbte und dem 1.FC Mecklenbeck Realität gewordene Drehbuch und verhängte doch recht milde Strafen.

Auf der Anklagebank im Sportheim des TuS Hiltrup saßen am Donnerstagabend gleich vier Vertreter des FCM, darunter der 1. Vorsitzende. Er hatte nach der vierten Gelb-Roten Karte in der 90. Minute dafür gesorgt, dass die Mannschaft beim Stand von 1:2 geschlossen in die Kabine marschiert war. Mönig wies in der Urteilsverkündung ausdrücklich daraufhin, dass er als Vorsitzender eine "besondere Verantwortung" trage, gegen die er "grob verstoßen" habe. 250 Euro Strafe kostet ihn dieser unzulässige Spielabbruch, den er aus Sorge vor weiterer Eskalation, so seine Erklärung, herbeigeführt habe. Der FCM-Trainer, dem ursprünglich auch eine Mitschuld am Spielabbruch zugewiesen worden war, bekam einen Freispruch erster Güte, weil er sich der Entscheidung des 1. Vorsitzenden nicht widersetzen konnte.

Ex-Coach kommt ins Spiel

Der 1. Vorsitzende entging einer härteren Strafe, weil ihm nicht nachgewiesen werden konnte, dass er, wie der Schiedsrichter behauptete, ihm gegenüber ebenfalls den Schicker-Vorwurf geäußert hatte. "Ich habe mit Ihnen kein einziges Wort gewechselt", betonte der 1. Vorsitzende vor der KSK. Der Vorwurf des Referees, der den Beschuldigten erst eine Woche nach dem Spiel anhand von Handyfotos eines ehemaligen FCM-Trainers erkannt haben will, blieb weiter im Raum stehen. Das Gesicht des Funktionärs habe der Unparteiische vor dem geistigen Auge abgespeichert und dieses erst zuordnen können, als ihm die Identität des Mannes klar geworden sei.

Keinen Zweifel gab es daran, dass zwei Spieler des FCM dem Unparteiischen während und im Anschluss an die Partie in Gimbte das Laster des Alkoholkonsums vorgeworfen haben. Eingangs hatte Mönig verkündet, dass beide Spieler im Jahr 2013 jeweils unabhängig voneinander wegen einer Schiedsrichterbeleidigung zu einer vier- respektive zwölfwöchigen Sperre verurteilt worden waren.

Vorbelastetes Duo

Vor diesem Hintergrund und der Tatsache, dass sich der bereits drei Monate lang gesperrte Spieler eher alibimäßig entschuldigte, während der andere eine Woche nach dem Vorfall bereits persönlich beim Referee Abbitte geleistet hatte, wirkt das Strafmaß von zehn Wochen für beide Akteure mild und im Vergleich der beiden unverhältnismäßig. "Das geht so nicht. Das ist eine grobe Schiedsrichterbeleidigung", hatte Mönig bei der Urteilsverkündung noch gepoltert. Angesichtsdessen hätte eine härtere Bestrafung vielleicht noch größere Signalwirkung nach sich gezogen.

Zweiter Fall: Spielabbruch Wolbeck III vs. Albersloh II

Im zweiten verhandelten Fall war die Sachlage schnell geklärt. Im C-Liga-Derby zwischen dem VfL Wolbeck III und GW Albersloh II (20. März) kochten die Emotionen derart hoch, dass sich der junge Schiedsrichter gewzungen sah, das Spiel kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit abzubrechen. Negativer Höhepunkt war der Faustschlag eines Albersloher Spielers in den Rücken einen Wolbeckers. Der Referee zückte Rot und fühlte sich hernach überfordert, weil in dessen Rücken weitere Tätlichkeiten begingen wurden, die er allerdings nicht sehen konnte. Alle Parteien zeigten sich einsichtig und plädierten dafür, das Spiel mit dem Zwischenstand von  3:3 zu werten. Die Partie wird aber, wie es den Regeln entspricht, neu angesetzt. Der Rotsünder bekam eine Sechs-Wochen-Sperre aufgebrummt, die mit diesem ersten Mai-Wochenende abläuft.