"Er gehört nicht in die Bezirksliga"

von Christian Lehmann

(15.12.21) Hoppla! Nicht nur bei der Ibbenbürener Spielvereinigung, sondern auch beim Ortsrivalen Arminia steht in diesem Winter eine Trainersuche an. Wie Heimspiel-online am Montag erfuhr und der Verein am Dienstag bestätigte, wird Carlos Andrade sein Traineramt im kommenden Sommer nach nur einem Jahr im Schierloh wieder niederlegen. Die Trennung erfolgt aber im Guten, wie beide Seiten versichern. 

Als Begründung für seine Entscheidung führte der 46-Jährige "ein paar Kleinigkeiten", aber auch von ihm ausgemachte strukturelle Probleme an. "Dass wir den wahrscheinlich kleinsten Kader der Bezirksliga 12 haben, ist ja bekannt. Ursprünglich hatten wir 25 Spieler auf dem Kader-Zettel, von denen aber einige noch abgesprungen sind." Übrig geblieben waren zuletzt nur noch rund 15,16 Akteure, mit Hilfe der Reserve und der A-Jugend kam das Team in den Ligaspielen vor der Winterpause gerade so über die Runden. "Ich versuche, die Jungs beim Training bei Laune zu halten, aber das ist nicht einfach", schildert der gebürtige Portugiese.

Personal- und Strukturprobleme 

Schon vor einigen Wochen hatte der Sportliche Leiter Dennis Lammers bei Andrade abgeklopft, wie es mit einer Weiterbeschäftigung in der kommenden Spielzeit aussieht. Dieser hatte sich Bedenkzeit erbeten, nun jedoch entschieden, dass er nicht für ein zweites Jahr zur Verfügung steht. "Mein Co-Trainer Georg Rohlmann, der für mich ein wichtiges Bindeglied war, will kürzer treten, außerdem fehlt uns ein Betreuer. Es sind auch andere Kleinigkeiten, die nicht passen - das hat aber nichts mit finanziellen Dingen zu tun. Der Verein hat versucht, die Strukturen zu verbessern. Das hat leider nicht so funktioniert, wie ich es mir vorgestellt hatte", sagt Andrade.

Dennis Lammers zeigt Verständnis für den Entschluss des scheidenden Coaches: "Beide Seiten haben es sich nicht leicht gemacht, aber wir können nachvollziehen, dass Carlos nochmal etwas anderes machen will. Ihm ist menschlich und fachlich überhaupt nichts vorzuwerfen. Wir müssen auch selbstkritisch eingestehen, dass er hier nicht immer die besten Voraussetzungen gehabt hat. Wir konnten ihm nicht das bieten, was er braucht, um erfolgreich arbeiten zu können."

Lammers bereut nichts

Laut Lammers sei es im vergangenen Jahr schwierig gewesen, den "Kahn nach der ersten Phase der Corona-Pandemie wieder auf Kurs zu bringen" - in diesem Zusammenhang habe man Zugeständnisse machen müssen. "Wir wollten die Strukturen im Verein ändern und etwas Neues probieren, der Prozess dauert aber noch zwei oder drei Jahre an. Ich bedaure nicht, dass wir Carlos verpflichtet haben, aber vielleicht war es für uns auch etwas zu früh. Carlos hat die A-Lizenz und Erfahrungen im Profifußball gesammelt. Gemessen an seiner sportlichen Vita und an dem, was er fachlich drauf hat, muss man sagen: Er gehört nicht in die Bezirksliga."

In den verbleibenden 18 Partien möchten Verein, Trainer und Mannschaft alles daran setzen, um die Klasse in der Bezirksliga zu halten. Bei der Nachfolger-Suche lässt sich Lammers nicht hetzen: "Ich habe ein paar Namen in meinem Notizbuch und werde wahrscheinlich noch vor Weihnachten die ersten Gespräche führen. Es wäre schön, wenn wir im Januar Vollzug melden können, wir machen uns aber auch keinen Druck."