Kreisliga A
Bloß nichts übers Knie brechen
Von Fabian Renger
(31.03.21) Am Montag erwarteten wir ja durchaus eine Entscheidung - besser gesagt: Den Saisonabbruch. Der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) lud zur Pressekonferenz. Viel Neues gab's dann aber nicht zu hören. Jeder Staffel solle einzeln betrachtet werden, einen Generalabbruch im gesamten Verbandsgebiet wird es weiter nicht geben. Hmm. Auch im Kreis will und muss man die nächsten FLVW-Entscheidungen abwarten. Ende weiter offen. Weiter warten. Doch was sagt die Basis? Wir haben mal nachgefragt - die Tendenz ist eindeutig.
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Björn Jansson (Trainer SC Halen/Platz 1)
"Wenn man sich die Infektionszahlen der letzten Tage anguckt, verwundert es, dass die Annullierung noch nicht stattgefunden hat", sagt Halens Coach. "Ich/wir würden uns eine Annullierung wünschen!" Eine Aussage, die gerade einem Tabellenführer Respekt abnötigt. Doch Jansson, dem als Vollblutfußballer der grüne Rasen selbstredend fehlt, hat seine Gründe für diese Einstellung. "Ich finde, auch der Amateursport hat eine gesellschaftliche Verantwortung. Restaurants, Bars, Clubs, Geschäfte, Reisebüros etc. haben existenzielle Probleme, da erschließt sich mir nicht, dass Fußball gespielt werden soll oder darf. Kinder brauchen Bewegung, das ist für mich nachvollziehbar. Der Seniorenfußball ist aber für mich nicht relevant."
Auch ein sportlich fairer Wettkampf wäre in seinen Augen nicht gewährleistet. Er denkt beispielsweise an Mannschaften, die noch kurzfristig in Quarantäne müssten und wieder nicht trainieren dürften. "Ich finde es auch einfach unverantwortlich, dass gesagt wird: Nach vier Wochen Vorbereitung sollt ihr wieder spielen. Wir reden von Amateursportlern. Die Jungs hatten fünfeinhalb Monate kein fußballspezifisches Training, dann soll man nach vier Wochen im Idealfall zwölf Spiele absolvieren in so kurzer Zeit? Gegenüber den Sportlern ist das für mich unverantwortlich." Er erwartet Verletzungen in Hülle und Fülle. "So bitter das ist, aber das sind viele Aspekte, weswegen ich mir einen Abbruch und die Annullierung wünsche." Auch aus seiner Mannschaft sei der Tenor klar und eindeutig: Eine Fortsetzung ist nicht die oberste Präferenz.
Marcel Czichowski (Trainer SV Büren/ Platz 2)
"Wir sind natürlich für eine Fortsetzung, aber in jedem Fall für keine Annullierung. Zur Not muss man die Saison 2020/21 erst im Juni oder Juli fortsetzen und die neue Saison im Nachgang in abgespeckter Form starten? Was spricht dagegen, die 50 Prozent der Spiele zur Saisonwertung erst im August zu erreichen und für 14 Tage zu unterbrechen, um mit der neuen Saison zu starten? Natürlich muss man das abstimmen." Büren hielt sich fit, trainiert seit kurzer Zeit bereits in Zweiergruppen. "Ich ganz persönlich glaube, mit tagesaktuellen Selbsttests spricht nichts gegen ein Fußballtraining."
Ob er noch an eine Saisonfortsetzung glaubt? "So wie es sich aktuell entwickelt, habe ich wenig Hoffnung." Was wären Möglichkeiten? Czichowski denkt an Modellprojekte wie z.B. in Tübingen, wo das Leben halbwegs normal verläuft dank tagesaktueller Tests. Dies könnte, so Czichowskis Gedankenexperiment, der Fußballverband gemeinsam mit den Vereinen und Gemeinden auch theoretisch irgendwie wohl wuppen. "Dann muss natürlich ein Umdenken bei den Inzidenzwerten stattfinden und eine Sensibilierung erreicht werden. Ich kann aber auch nur von uns sprechen, die Jungs warten sehnlichst darauf, wieder auf den Platz zu dürfen."
Dragan Grujic (Trainer Falke Saerbeck/Platz 7)
Er habe derzeit viel Langeweile, berichtet Saerbecks Übungsleiter. Seiner Truppe gehe es ähnlich. "Die brennen alle, die wollen alle aus der Bude raus, etwas unternehmen und wieder spielen", wäre es für Grujic und seine Bande cool, zumindest in ein paar Wochen wieder trainieren zu dürfen. Die Saison hat er jedoch abgehakt: "Viel Hoffnung habe ich nicht. Wir haben erst sieben Spiele gespielt. Ich weiß gar nicht, wann wir die letzten dann noch spielen sollen...." Deswegen hat er sich innerlich schon auf eine Annullierung eingestellt. Ob diese dann heute oder erst in vier Wochen verkündet werde - er sieht's relaxt. Auch die Entscheidungsträger seien ja von der Allgemeinsituation abhängig. "Ich denke schon, dass sie eine interne Deadline für einen Abbruch haben. Aber wir müssen abwarten und das Beste raus machen. Letztendlich können wir eh nichts anderes tun...."
Marc Wichmann (Trainer Cher. Laggenbeck II/Platz 10)
"Wir würden erstmal gerne nur wieder trainieren, damit alleine wäre ich schon glücklich", sagt er. "Mittlerweile wäre ich dafür, dass die Saison nicht gewertet wird. Nach einem halben Jahr, wo nichts stattgefunden hat, muss man nichts übers Knie brechen. Das fände ich nicht angebracht. Zehn, zwölf Spiele mit einer halben Fitness durchzuknüppeln, ergibt keinen Sinn. Dann sollten wir lieber abwarten und im Sommer vernünftig mit der neuen Saison starten. Wenn man das denn wieder darf..." Berufliche oder studienbedingte Bedenken seien ihm aus seiner Truppe (bislang) nicht bekannt.
